Na, dass Du Dich nicht von meinem Gebrabbel in die Irre führen lassen wirst, war mir klar, Simi

Hofstaedter schreibt zu diesem Rätsel, dass er selbst verärgert darüber war, immerhin eine Minute für die Lösung gebraucht zu haben und zig Variaten zuerst gedacht hat, anstatt das Naheliegendste sofort zu erkennen.
Er schreibt dann weiter, dass dieses Rätsel offenlegt, wie sog. "stillschweigende Annahmen" unsere geistigen Repräsentationen durchdringen und unser Denken kanalisieren.
(Ich denke hierzu, dass solche "stillschweigenden Annahmen" innerhalb der Kommunikation, z.B. innerhalb einer Partnerschaft, zu manchem Konflikt führen können. Man setzt stillschweigend ein bestimmtes Muster, eine bestimmte, vertraute Absicht voraus, hört dann das, was gesagt wurde, immer unter Einbeziehung dieser "stillschweigenden Annahme" und - schwups - ist man in dem Modus "Du hast zwar gesagt, aber gemeint hast Du xy. So wie immer halt". Nur ein Beispiel von sehr vielen).
Das Rätsel finde ich interessant vor allem dann, wenn man es erklärten Feministinnen vorlegt, was ich schon einige Male höchst amüsiert getan habe. Denn dann zeigt sich, dass eben "stillschweigende Annahmen" automatisch vonstatten gehen und nicht das Ergebnis von Abwägungen etc. sind. Auch Feministinnen überlassen es hier ihrer Erfahrung und ihrem Bewusstsein, die Geschlechtszuordnung automatisch zu machen

War sich einer von Euch während des Lesens
bewusst darüber, dass er stillschweigend einen männlichen Chirurgen vor dem geistigen Auge hat auftauchen sehen?
Es wurde hier nicht abgewogen oder verworfen: das Bild war einfach da.
Hofstaedter schreibt weiter, dass es normalerweise sehr nützlich sei, sich auf diese stillschweigenden Annahmen zu verlassen, also quasi wie eine kognitive Maschine, die man anwirft, um sich rasch in unserer komplexen Welt zurechtzufinden, ohne Hirn- und Wahrnehmungsenergien mit Dingen zu blocken, die wir ohnehin als gegeben annehmen.
Wir haben also bestimmte Dinge auf unsere Festplatte geschrieben, weil sie in x Fällen eben automatisch eintreffen und nicht eines Abwägens bedürfen.
Manchmal jedoch - wie ich oben in Bezug auf Kommunikation kurz andeutete - wird gerade dies uns zum Verhängnis.
Unser Alltagsdenken würde von Myarden solcher Vermutungen durchdrungen, sagt Hofstaedter. Zum Beispiel verschwenden wir keinen Gedanken daran, dass der Stuhl, auf dem wir sitzen, plötzlich zusammenbrechen könnte.
Die Fähigkeit, das höchst Unwahrscheinliche zu ignorieren - ohne sich überhaupt zu überlegen, ob man es ignorieren sollte oder nicht - sei Teil unseres evolutionären Gedächtnisses.
Hat jemand von Euch ein Beispiel aus seinem Alltag, in dem sich eine solche stillschweigende Annahme als großer Irrtum oder Hemmschuh herausgestellt hat?
Lieber Gruß
greenstone