der Raum meiner Sehnsucht, der gleichzeitig der Aufenthaltsraum meiner Liebe zu Dir ist. Eine schöne, aber sehr zerbrechliche Notunterkunft, der Unterstand in den Stürmen des Wartens, der Wüste der Berührungslosigkeit, liebevoll gefüllt mit Wünschen und Ideen, Zärtlichkeiten und Visionen. In der meine einzige Kraftquelle Deine Anwesenheit ist. Verlässt Du ihn, zerbricht die Endlosigkeit, die dort ein wohlgehüteter Gast ist, in ein Nichts, verwandelt die dort geladenen Kräfte in ein groteskes Meer von Sinnlosigkeit, schlagartig, Denn alles, was sich dort befindet ist auf Dich gerichtet und auf Weite.
DU ES IST NACHT- Wir wollen unsere Sehnsucht teilen, Und in die Goldgebilde blicken. Auf der Straße sitzt immer eine Tote Und bettelt um Almosen. Und summt meine Lieder Schon einen weißgewordenen Sommer lang. Über den Grabweg hinweg Wollen wir uns lieben, Tollkühne Knaben, Könige, die sich nur mit dem Szepter berühren. - Frage nicht - ich lausche Deiner Augen Rauschehonig. Die Nacht ist eine weiche Rose, Wir wollen uns in ihren Kelch legen, Immer ferner versinken, Ich bin müde vom Tod. Wenn ich nicht bald eine blaue Insel finde.... Erzähle mir von ihren Wundern!! Else Lasker-Schüler (1869-1945)