Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen an mich herantreten und etwas von mir wollen und es ihnen nicht wirklich um mich geht. Das merke ich daran, dass sie auf meine Themen nur sehr am Rande bis gar nicht eingehen, aber umso mehr daran interessiert sind, was ich zu ihrem Thema zu sagen habe, z.B. über Astralreisen oder Lektoratsdienste, die ich als "Freund" natürlich kostenlos und selbstverständlich zu leisten habe.
Ganz krass ist es gerade bei Freundschaften, die sich zu solchen Benutztwerden-Beziehungen entwickeln. Man erkennt es auch daran, dass der jeweilige permanent alles vergisst, was dich betrifft und immer wieder dieselben Fragen floskelhaft anhängt an den Text, als hätte ich es nicht schon in der letzten Mail beantwortet.
Solche Kontakte breche ich traurig ab. Manchmal kommt das bei Leuten vor, wo ich es echt nicht gedacht hätte, Menschen, denen ich in einer Krise half und welche sich anfangs sehr anhänglich und herzlich gezeigt haben. Aber eben, da brauchten sie mich.
Was ich auch hasse, ist, wenn jemand einen E-Mail-Kontakt pro Forma halten will, sich aber dabei auf oberflächliche Weihnachtsgrüße beschränkt. Eine E-Freundin aus den USA, wo früher ein ausgiebiger tiefer Austausch bestand, sandte mir sogar am Ende nur noch Spam.
Eine andere E-Mail-Freundin wollte unbedingt, dass ich ihre Biographie schreibe. Als ich freundlich ablehnte und ihr Mut zum eigenen Schreiben machte, brach sie sofort ab.
Zitat von AbraxasLeider, Sunny, ist dies ein weit verbreitetes Übel in unserer Gesellschaft.
Dennoch dienen Erwartungen einem "guten" Zweck: uns zu ent-täuschen.
Ja, da hast Du Recht, Abra, deshalb breche ich solche Kontakte vorzeitig ab, sobald es sich in diese Richtung entwickelt, auch wenn ich diese Menschen eigentlich mag und auch ihre Motivationen durchaus nachvollziehen kann. Ich verweise sie dann mit guten Links an Foren, wo sie die Antworten erhalten, welche sie suchen.
Und ja, es ist gut, wenn ich so schnell wie möglich aus der Täuschung erwache, ich will meine kostbare Zeit nur mit echten Freunden verbringen.
wie lange treibst dich denn schon im Internetz herum?
Meine Erfahrungen sind sehr gemischt, aber insgesamt eher positiv. Ich war anfangs im Netz sehr hilfsbereit, und erlebte Ähnliches wie du. Als es mir selbst dann aber wirklich mies ging, kam Hilfe von Menschen, von denen ich das nicht unbedingt vermutet hätte. Hilfe, die mir wirklich gut tat, sei es Geld oder aber auch die tatsächliche Anwesenheit, weil man echt auf mich aufpassen musste.
Das, was ich gegeben habe, kam zurück, aber nicht unbedingt von den Menschen, die ich unterstützt hatte. Und auch jetzt ist es so, dass ich unterstütze, wo es mir möglich ist - aber das geht dann nicht unbedingt an die Menschen, die mir ihre Hand reichten.
Seitdem ich gelernt habe, "Nein" zu sagen, passiert es mir seltener, dass ich mich ausgenutzt fühle. Mein "Nein" führt zwar manchmal zu seltsamen Aktionen seitens "Bedürftiger", aber je nun - das kann auch sehr komisch sein. Humor und eine gewisse Distanz helfen mir da oft weiter. Ich bin ja nicht die Retterin der Menschheit. Auch wenn ich das vor einigen Jahren gern gewesen wäre.
GreenTara, ich bin seit Anfang 2004 im Net. Wirklich ausnutzen lasse ich mich nicht, da ich ja bald merke, wie der Hase läuft, aber enttäuscht bin ich dort, wo die Freundschaft wirklich schon jahrelang bestand, sich eine Vertrauensbasis entwickelte und anfangs eine Gegenseitigkeit vorhanden war.
Nunja, eigentlich bin ich auch bei neuen Kontakten enttäuscht, wenn ich sie mag und den Kontakt eigentlich gern weiter geführt hätte, aber dann merke, dass der andere mich als Mensch nicht voll wahrnimmt, sondern nur begeistert ist von meinem Wissen und davon profitieren will.
Ist ja schön, wenn jemand von meinen Fähigkeiten begeistert ist, aber dann doch lieber ein Freund, der mit meinen Hobbies nicht viel anfangen kann, sich jedoch für mich als Mensch interessiert, mich wirklich ins Herz geschlossen hat und sich fragt, wie es mir geht. Nicht nur als Floskel. Ideal wäre beides.
Ich helfe wirklich gerne und ein Freund wird bei mir immer ein offenes Ohr finden, aber es sollte schon gegenseitig sein. Anders ist es, wenn jemand von Anfang an nur Rat sucht und sich nicht über die Freundschafts-Nummer einschleicht. Da geb ich meinen Rat und fertig.
hm, wie wäre es, wenn du deine Erwartungshaltung überprüfst?
Als ich noch ein Küken war, da habe ich mich mit einer Freundin unterhalten und mein Freundschaftsideal geschildert, von dem ich zu mehr als 100 % überzeugt war. Die guckte mich mit großen Kulleraugen an und meinte: Was erwartest du denn?
Ich war etwas beleidigt.
Jahre später habe ich begriffen, dass sie vollkommen Recht hatte.
Falls es dich interessiert, ich habe irgendwo in den Tiefen meines PCs einen Text zu Freundschaft/Beziehungen, der interssante Aspekte aufweist, den buddele ich gern aus.
Finde ich sehr treffend von dir beschrieben Sunny, wobei ich das mit der Freundin aus den USA schon eine krasse Entwicklung finde, das ist mir zum Glück noch nie passiert. Jedoch habe ich für mich eine recht radikale Entscheidung diesbezüglich getroffen und meine Erwartungen auf ein Minimum reduziert, danach ist Feld frei für - was auch immer dann kommt, es kann natürlich auch gar nix passieren.
Ich habe meine Prinzipien, von denen rücke ich nicht ab. Ich würde z.B. nie Geld von einem Freund erbitten. Geld zerstört die Freundschaft.
Stimmt, ich halte das Thema "Geld" auch aus Freundschaften heraus, für mich gehört das nicht zum Bestandteil von zwischenmenschlichen Beziehungen, entweder man kann sich genug anderes geben, oder man läßt es lieber sein...