Das Kulturland Indien zählt zu den ältesten der Welt. Die jahrtausende alte Geschichte spiegelt sich in einer Fülle imposanter Bauten wieder. Der Vielvölkerstaat ist übersäht mit Denkmälern, grandiosen Tempeln und Moscheen, prächtigen Maharaja-Palästen und einsamen Höhlenklöstern. Im Schmelztiegel der Religionen haben Hinduismus, Buddhismus und Jainismus ihre Bedeutung beibehalten. Als eine der größten Industrienationen der Welt hat Indien die Tore ins neue Jahrtausend weit geöffnet. Die Kultur der Alten- und Neuen Welt scheinen unüberwindbare Gegensätze in diesem Land zu bilden. Die abwechslungsreiche Landschaft, die vielfältige Vegetation und die vielschichtigen Traditionen des alltäglichen Lebens hinterlassen einen bunten Bilderreigen. Die Mehrzahl der Indischen Sprachen, zu ihnen zählen mehr als 150 Einzelsprachen, die auf dem indischen Subkontinent gesprochen werden, gehören zur Sprachfamilie der indoarischen Sprache. Die Anzahl der unterschiedlichen Dialekte ist kaum zu erfassen. Die Amtssprachen sind Hindi und Englisch.
Impressionen
Warum kommt man immer nur um zwei Uhr morgens in Delhi an? Es ist Nacht und die Luft warm, sie ist wie eine Wand gegen die man läuft. Das Schlangestehen vor dem Einwanderungsschalter und das Gepäck holen geschieht wie im Traum. „Where is your visa?“
Beim verlassen des Flughafens begegnet man Scharen wild gestikulierenden Taxifahrern. Wir werden von Soham Baba und einigen Freunden mit Blumengirlanden und einem freudigem Lächeln begrüßt. Eine Nachtfahrt in Indien ist im Großen und Ganzen ähnlich einem Fiebertraum, besonders wenn man vom Flug erschöpft ist. Aus der Dunkelheit fliegen uns die Bilder der indischen Großstadt Delhi entgegen: zahnlose Bettler, die am Straßenrand liegen und ihre Hände flehend ausstrecken; Straßenhändler die ihre Waren bei Kerzenschein anbieten; kleine Kuchen die in Friteusen am Straßenrand gebacken werden; Kühe die Plastiktüten fressen; das Geräusch der Hupen, Hupen ist wichtiger als bremsen; Hunde, Kühe und Menschen schlafen auf einer kleinen Verkehrsinsel; Musik aus überforderten Lautsprechern; farbenfrohe, bunte Saris; alte Ambassador-Karossen; Soldaten die irgendwelche Checkpoints mit Straßensperren bewohnen; mit Säcken völlig überladenen Fahrrad-Rikshas; Wasserbüffel, die auf einem akribisch bemalten Laster transportiert werden, dessen Fahrer laufend einschläft und im Zickzack fährt, weshalb man ihn nicht überholen kann…; Fahrbahnspuren sind reine Dekoration, man fährt auf zweispurigen Straßen vier und fünfspurig…
Entweder Du steigst ins nächste Flugzeug und fliegst nachhause oder Du findest den kleinen Augenblick da zwischen.
In Indien geht die Sonne irgend wie schneller unter. Mir kam die Dämmerungszeit kürzer vor als hier. Vor zwei Jahren, im Sommer in Madras. Monsun - die Stadt ist ganz schön, doch sie stinkt nach Kanalisation. Direkt an der Stadt keine Spuren mehr vom Tsunamie. Alles sauber, alles weggeräumt. Geht man den Strand weiter, erscheinen viele Wellblechhütten. Irgendwann liegen dann doch die Holzreste ehemaliger Hütten rum. Abend für Abend, wenn es dämmert, gehen am Strand jedemenge kleine Kerzenlichter an. Das sieht ganz schön aus. Wahrsagerinnen haben auf Decken und Tüchern ihre Kerzen und Lampen aufgestellt. Facereading, Handlesen, Tarot, alles wird angeboten. Die Inder sind durchaus interessiert, doch ein Westler ist als Kunde begehrter. Dollars und Euros sind in Indien sehr anziehend. Es empfiehlt sich Rupies zu tauschen und mit Rupies zu bezahlen. Für einen Westler explodieren am Markt die Preise. Es ist gut einen Strohmann für wichtige Einkäufe zu beauftragen, so behalten die Wahren ihren Preis.
ganz toll und lebensnah beschrieben ja Delhi... ich kam morgens an und hatte einige Stunden Aufenthalt also ab ins Taxi und zum Tempel hi hi dann das Rote Fort und dieses andere riesige Gebäude hm... der gleiche Erbauer wie Tach Mahal...
im Taxi immer wieder eingenickt... sag mal? störe ich deine Indiengeschichte?
oh je ich geh schnell wieder ich poste das mal bei meinem Kismet dort stehts ja auch drinn
namaste
Ali
"Vertrauen ist eine Oase im Herzen die durch die Karawane des Denkens nie erreicht werden kann" Kahlil Gibran
das past dort nicht mehr hin da ich ja bei der Beschreibung schon auf der Arabischen Halbinsel bin
VI
Erstmals Gab es weder Schöpfung noch Nicht-Schöpfung. Diese Welt entstand durch nicht manifestierte Energie. Das Eine atmete, ohne Bewegung, durch seine eigene Macht, Nichts war sonst. Lied der Schöpfung – Rig Veda
Stellas erste Berührung mit Indien war eine leichte Brise seidiger Luft. Es war sechs Uhr morgens, als sie aus dem Flugzeug stieg. Aber dann begann der Ärger mit der Zollabfertigung. Stella reihte sich in die lange Warteschlange ein und musste Geduld beweisen. Jeder Koffer wurde geöffnet. Ich verpasse das Flugzeug nach Delhi und den Anschlussflug nach Patna, dachte sie enttäuscht, und ich werde vor allem Nicolas verpassen. Sie sollte Nicolas nicht treffen, dafür aber eine junge Tibeterin aus Ladakh. Der Zollbeamte war endlich zufrieden, Stella durfte ihren Koffer wieder schließen. Es war schon sieben Uhr, als sie ins Taxi stieg. Der Fahrer fuhr so schnell er konnte durch Bombay, mühte sich jedoch vergeblich. Als sie beim Flughafen für die Inlandflüge ankam, war das Check-In bereits geschlossen und die Maschine rollte gerade auf die Startbahn. Der nächste Flug sollte in einer Stunde sein.
Um fünf Uhr morgens wurde Stella durch lautes Klopfen wach. Anfangs wusste sie nicht, wo sie war, aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie verlassen wurde und in Indien weilte. Auf der Suche nach Buddhas Licht. Einer Reise, die lange dauern sollte. Ja, sie war in Patna mit Angmo und deren Mutter hängen geblieben. Die Taxis fuhren spät abends nicht mehr nach Bodh Gaya.
Sie starteten am nächsten morgen noch bei Dunkelheit. Das Taxi war ein uralter Mercedes, aber in gepflegtem Zustand. Die Fahrt nach Bodh Gaya sollte drei Stunden dauern. Langsam tauchten die Felder aus dem Dunkel auf, hin und wieder eine Palme. Es wurde immer heller. Über der weiten Ebene schwebte Morgendunst. Rechts von ihnen ging am Horizont die Sonne auf, Indien erwachte zu einem neuen Tag. Oh Indien, wie bist du schön, dachte Stella.
Es war bereits Montag, das Gefühl gespannter Erwartung nahm zu. Ja, sie war in Indien! Kleine Dörfer zogen vorüber und der Fahrer fuhr laut hupend an Hühnern, Hunden, Ziegen und heiligen Kühen vorbei. Heilige Kühe - natürlich. Die Menschen in den Dörfern bereiteten schon emsig ihre Marktstände vor. Der Fahrer hieß Maksoud. Ein dunkelhäutiger Typ, mit einem imposant gezwirbelten Schnurrbart. Auf seinem Kopf thronte ein weißer Turban. Zweimal begegnete ihnen die Eisenbahn. Die Menschen hingen wie Trauben aus den Fenstern der überfüllten Eisenwaggons. Angmo erklärte, dies sei die Strecke zwischen Kalkutta und Delhi. Dann fuhren sie durch ein kleines Städtchen, Maksoud nannte den Namen: Gaya. Die Fahrt ging weiter an palmenumsäumten Feldern vorbei. Nach einer halben Stunde erreichten sie endlich Bodh Gaya. Auszüge aus : Kismet 2006
Ali
"Vertrauen ist eine Oase im Herzen die durch die Karawane des Denkens nie erreicht werden kann" Kahlil Gibran
Bei den Taxiständen, an den Bahnhöfen der großen Städte Indiens, gibt es kleine Häuschen, an denen man "Zielfahrten" kaufen kann. Man möchte z.B. in eine bestimmte Straße gefahren werden, dann rechnet der Billetverkäufer den Preis aus und verkauft den "Fahrschein" mit der Adresse. Mit diesem kommt man sicher günstig und direkt an sein Ziel. Der Fahrer fährt allerdings dann auch keinen Meter weiter, falls da z.B. ein Baustelle ist. Andernfalls kann es gut Passieren, das man ungewollt eine Stadtrundfahrt bekommt, um eine Adresse zu erreichen die nur 20 Min entfernt ist.
"Holst Du mich Morgen früh um 8 ab?" "Okay, no problem!" Um 11 ist er da. So ist es.
Einmal fuhren wir Nachts um halb zwölf in eine sehr entlegene Gegend von Kalkutta. Ab und zu leuchtete eine Straßenlampen an einer Straßenecke, aus dem dunkeln tauchten Menschen, Kühe, Hunde im Scheinwerferlicht des Autos auf. Dann sperrte plötzlich ohne Warnung ein Sandhaufen die enge Straße. Wir stiegen aus, liefen über den Sandhaufen, bogen in eine andere dunkle Straße ein. Lärm war zu hören. Wir kamen dem Lärm immer näher, klopften an ein Hoftor, hinter dem ein bedeutender Okkultist wohnen sollte. Die Tür öffnete sich. Der Lärm wurde unerträglich. Drei Kinder klopften mit Hämmern, auf dem Hofbeton, ein Wellblech glatt. (Eine unglaubliche Aktion) Sie brauchten ein Blech für einen neuen Hasenstall. Nachts um halb 12.
Sich mit einem Zollbeamten anlegen ............... F E H L E R !!! Ungeduld zeigen ist soviel wie anlegen.
Ein Gepäckstück ist in London hängengeblieben. Da ich keine wirklich feste Adresse in Kalkutta habe, hole ich es selber vom Flughafen in Kalkutta ab. Die Frau von BA ist sehr hilfsbereit, bekomme mein Gepäck, komme zum Zoll ... Ein Formular, welches ich einige Tage zuvor, bei meiner Ankunft in der Nacht ausgefüllt hatte irritierte. Hm. Diskussionen. 1.2.3.4.5.6 Uniformierte stehen zusammen ... es ist gerade nichts los ... alles sehr wichtig ... keine Ahnung worum es geht ... nocheinmal nimmt ein Uniformierter meinen Paß in Augenschein, schaut mich ernst an und geht zu den anderen Uniformierten ... Ich ermahne mich innerlich ruhig zu bleiben. Umklammere schutzheischend mein Handy in dem die Konsulatsnummern eingespeichert sind. Beobachte die Diskussion und verstehe sie nicht ... Dann will ich mich doch einmischen, um die Abfertigung zu beschleunigen. Man läßt sich nicht stören. Denke man hat mich nicht gehört, werde etwas lauter ... Mit einem verdächtigendem Mimenspiel kommt der mit meinem Paß auf mich zu und erklärt mir, das meine Unterschrift auf dem Formular anders aussieht als im Paß. Ich vergleiche beide Unterschriften, tatsächlich sind unterschiedliche Nuancen zu erkennen. Ich nicke mit dem Kopf und bitte um ein Papier und einem Stift, und so übe ich meine Unterschrift schreiben und zeige das Blatt dem Uniformierten, der nimmt es und zeigt es seinem Vorgesetztem. Dieser schaut sehr interessiert auf das Papier ... nichts passiert ... Ärger, Unruhe und ziemlich ohnmächtig steh ich da, Zeit vergeht ... Endlich diese typisch indische Kopfbewegung auf den Schultern ... Die Gruppe löst sich auf ... Ich bekomme meinen Paß und kann gehen ...
Erst jetz merke ich wie feucht sich meine Klamotten wieder anfühlen. Nichts wie raus hier ...
wunderschön. Ich will hier nicht wieder alleine schreiben, und freue mich über jeden, der seine Erlebnisse hier mitteilen will!!
Rembrand
hui da freue ich mich auch ein wenig über Indien mit dir auszutauschen
wie lange warst du in Indien? sicher länger als ich...
du schreibst interessannte Begebenheiten es war vor allem der Dreck... der mich entsetzte ich kenne echt Dreck... von den Slums in Rio oder São Paulo oder der Nordosten Brasiliens
aber Indien hat alles bei weitem übertroffen!!!
Ali
"Vertrauen ist eine Oase im Herzen die durch die Karawane des Denkens nie erreicht werden kann" Kahlil Gibran
ich war oft in Indien. Manchmal mehrere Wochen bzw. Monate, machmal auch nur für fünf Tage. Und diese fünf Tage waren dann so intensiv, als wenn ich Jahre dort gewesen wäre.
Der Dreck, ja den gibt es in Indien, habe allerdings keinen Vergleich, und so kann ich über seine Intensität nichts wirklich sagen. Natürlich habe ich den Vergleich zu Deutschland, und da kann es in Indien schon etwas schmutzig sein. Ich bin immer tief beeindruckt, wenn ich am Terminal 2 in Frankfurt ankomme. Da frierste vor Gemütlichkeit, aber Postmodern und sauber.
das mit dem Dreck bitte nicht als böse Kritick auffassen aber wenn man aus dem Hotelfenster sieht in Gaya... in Bodh Gaya war es besser also und gegenüber spazieren die Ratten...
oder die Verschläge an den Strassen in Bombay... aber Indien hat mein Leben verändert es hat mir eine power gegeben die noch immer nach fünf Jahren in mir wirkt ein geistiges Licht wurde in mir angezündet welches stetig brennt und nicht mehr erlöscht
die Augen der Inder da ist es dieses Licht es schaut aus ihren Augen eine uralte Weisheit jene Weisheit des Ich Bin
ich finds wunderbar wenn du hier weiter erzählst in meinem Buch Kismet konnte ich nicht zu viel über Indien hineinbringen...
Zehn Minuten später gingen Stella und ihr Begleiter die Hauptstrasse von Bodh Gaya hinauf. Als sie an den vielen Verkaufsbuden mit Kleidung, Seidenschals, Obstständen und Garküchen vorbeikamen, erzählte Tensing von seiner Flucht aus Tibet nach Nepal. Mit einem Mal standen sie an der Haupttreppe, die hinunter zum Mahabodhi Tempel führte. Ein mächtiger Bau mit einem konisch geformten Dach, umgeben von einem Garten mit hohen Bäumen. Der Garten war groß wie ein ganzes Fußballfeld, der gesamte Tempelbezirk noch einmal doppelt so groß. Von allen Seiten führten terrassenförmig angelegte Treppen hinunter zum Tempelgarten. „Das ist ja fantastisch“, murmelte Stella. Während sie mit Tensing die vielen Stufen hinunter stieg, erklärte er, was es mit den Wegen, die um den Tempel führten, auf sich habe. Eine nicht enden wollende Schlange Menschen war dabei, den gewaltigen Bau zu umrunden. „Das Umrunden des Stupa verbessert ihr Karma. So können sie im nächsten Leben unter günstigeren Lebensbedingungen wiedergeboren werden.“
Auf den Mauern, welche die Wege säumten, brannten Tausende Kerzen. „Es ist überwältigend, Tensing!“ „Du musst unbedingt abends kommen, bei Dunkelheit ist es noch schöner.“ Unten im Garten zeigte ihr Tensing den Weg zum Bodhi Baum, „Ist es der gleiche Baum, unter dem Buddha die Erleuchtung fand?“, wollte sie wissen. „Es ist ein Ableger vom ursprünglichen Baum.“ Tensing nickte. „Buddhistische Mönche brachten ihn nach Sri Lanka. Von dort holte man vor fünfhundert Jahren wiederum einen Ableger, und das ist der heutige Bodhi Baum. Wenn du willst, hole ich dich später beim Informationszentrum ab. Wir gehen dann zum Tibeter essen.“ „Gerne, alleine hätte ich mich da nicht hingewagt, aber mit einem Tibeter...“ Tensing lachte und erklärte, das Kailash Restaurant sei das beste in Bodh Gaya. „Ich komme um Eins“, sagte er und verschwand in der Menge.
Allein unter den vielen Pilgern machte Stella sich auf den Weg zum Bodhi Baum. Er stand an der Westecke des Tempels, war hochgewachsen, mit großen ausladenden Ästen und dichtem Blattwerk. Gemeinsam mit den anderen stieg sie die wenigen Stufen hinauf, die zu einem kleinen, abgetrennten Hof führten. Auch hier wieder zahlreiche brennende Kerzen. Stella dachte, ich bin angekommen. Sie wusste, hier hatte sie einen heiligen Raum betreten. In einer Ecke fand sie Platz zum Meditieren und schloss die Augen. Sie bat Buddha um Frieden in ihrem Herzen. Dann schaltete sie das Denken aus und glitt hinein in das Nichts - in ein unendliches, schweigendes Meer. aus Kismet 2006
Ali
"Vertrauen ist eine Oase im Herzen die durch die Karawane des Denkens nie erreicht werden kann" Kahlil Gibran