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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 866 mal aufgerufen
 Die Schatzkiste
Et libera nos Offline




Beiträge: 655

21.12.2007 10:32
Eine kleine Weihnachtsgeschichte Zitat · Antworten
... die ich grad woanders aus dem Ärmel geschüttelt habe.



Nehmen wir mal an dass wir da haben im Menschen:
- Körper
- Gefühle, Emotionen
- das Mentale (Denken, Geist, Kultur etc.)

Denken ist eine kulturelle Errungenschaft, keine angeborene Fähigkeit.
Angelegt ist NUR die Veranlagung zur Sprache, aus der erst das Denken entsteht.
Wächst ein Mensch bei Tieren auf, wird er zum Tier, obwohl er wie ein Mensch aussehen wird.
Er wird nicht sprechen und auch nicht denken, sondern wie ein Tier triebhaft und emotional agieren und re-agieren, unmittelbar, ohne zu "wissen" dass und was er gerade tut.

Nehmen wir jetzt mal den Wagen (eine Kutsche) des Reisenden:

vornan sind zwei hitzige Pferde gespannt, ein schwarzes und ein rotes, nennen wir sie Instinkt und Gefühl (ungefähr passend zu unseren tierischen Gehirnanteilen, dem ururalten Stammhirnareal, und dem "jüngeren" aber trotzdem Millionen Jahre alten sog. Mammaliagehirn).

Die Kutsche nennen wir "körperliche Hülle", "Materie", darin sitzt eine wunderliche menschliche Gestalt, weder Mann noch Frau, die wir "Das Selbst" nennen, für einige Schulen "Das Höhere Selbst".
Diese Gestalt ist wie von Glas, durchscheinend und gleichzeitig leuchtend.

Auf dem Kutschbock sitzt ein ordentlich gekleidetes Männchen, der Verstand. Dazu passt in etwa der jüngste, äußerste Gehirnbereich, die Großhirn-rinde. Das Ich ist mit ihm stark verwandt.
Er ist der "Chauffeur" des Selbst, dem auch die heißblütigen Pferde und die Kutsche gehören.
Er verfügt über einen scharfen Adlerblick, selbst den kleinsten Punkt am Horizont kann er ausmachen und erkennen, worum es sich handelt.

Bei den meisten Menschen sieht das nun so aus:

Die Pferde sind ungezähmt, sausen im Galopp dahin, wollen noch dazu häufig in verschiedene Richtungen laufen.
Der Kutscher hockt schlafend auf dem Kutscherbock, und fällt nur deshalb nicht herunter weil er daran angeschnallt ist. Die Zügel hängen ihm schlaff in den Händen.
Von einer Leitung der Pferde durch ihn also ganz zu schweigen.

Es geht holterdipolter querfeldein, über Stock und Stein, im Zick-Zack-Kurs werden Schlaglöcher voll genommen, Gewässer werden durchschwommen, rauhes Gebüsch streift an den Seiten der Kutsche.

In der Kutsche ist das Selbst in diesem Fall in zwei getrennte Gestalten zerfallen, ein Mann und eine Frau, die in der Kutsche auf und nieder, hin und her geworfen werden, einmal unter die Sitzbank fallend, ein anderes Mal an der Decke sich stoßend.
Dabei befinden sie sich in einer Art Langzeitschlaf, sie bekommen von dem Treiben (!) kaum was mit, höchstens in ihren Träumen.

Und jetzt das Wunderliche:
schlafen Kutscher und Kutscheninsaße(n), ist es draußen finsterste, pechschwarzeste Nacht, kein Stern und kein Mond stehen am Himmel.
Der Kutscher schläft traumlos vor sich hin.

Fangen sie aber an, aufzuwachen, beginnt zuerst einmal ein Großes Leiden, ein notwendiger Prozess der aber auch wieder zu Ende geht.
Der Kutscher beginnt jetzt zu träumen.
Anfangs träumt er davon, wie gut er die Pferde im Griff hat, und welche Kunststücke er ihnen beigebracht hätte.
Wahr ist davon nichts, aber er lernt daraus wie er später mit ihnen umgehen wird.

Zuerst "entstehen" Sterne und Mond, ein Zwielicht taucht aus der Finsternis empor, in der die vorbeihuschenden Formen unscharf und unbekannt sich abzeichnen.
Der Kutscher kann nun langsam seine guten Augen gebrauchen, er beginnt träumend "etwas" in Form von Bildern zu erkennen, und teilt das immer wieder den Wageninsaßen mit, wobei ihm meistens die Worte fehlen um das zu benennen, was er sieht - auch weil es noch nicht gut sichtbar ist.

Jetzt fängt der Kutscher auch an, die Pferde zu "erziehen" und sich nicht mehr von ihnen beherrschen zu lassen.
Was bedeutet, dass er auf viel "Unter-haltung" verzichtet, und dafür eine größere Entscheidungsgewalt über den zu fahrenden Weg erhält.

Ein Verdrängen von Emotion/Gefühl und Instinkt käme einer Schwächung der Pferde gleich, fast einer Tötung.
Eine "Erziehung" hingegen belässt ihnen all ihre Energie und setzt sie positiv für das "Ziel" ein - das nur dem Selbst in der Kutsche bekannt ist.

Mit zunehmendem Erwachen und Einsatz des Kutschers (in Austausch mit den erwachenden Wageninsaßen) werden die Pferde zahmer und zahmer, die Teile des Selbst im Inneren können bei zunehmend ruhigerer Fahrt immer näher aneinander rücken und die Erinnerung an das "Ziel" dem Kutscher mitteilen.

Der Kutscher sieht seine Umgebung immer klarer, und mit zunehmender Klarheit kann er was er sieht benennen, er entwickelt Worte und Gedanken für seine Erkenntnisse und - es wird wundersamerweise Tag!

Anfangs ist er taub, da der Lärm der Fahrt alle feineren Geräusche überdeckte.
Je ruhiger die Fahrt wird, umso mehr klärt sich auch sein Gehör, und er beginnt die Stimme des Selbst zu hören, erst leise und unverständlich, dann immer klarer und verständlicher.
Irgendwann teilt sich die klare Sicht des Selbst dem Kutscher deutlich mit,
plötzlich strahlen am Himmel Sonne und Mond gleichzeitig, die Formen, die im blossen Licht flach aussahen erhalten Plastizität durch ihre Schattenseiten.
Der Blick reicht immer tiefer und weiter.

Der Prozess setzt sich fort und fort und fort ... und eines Tages verschmelzen Pferde, Kutscher, Kutsche und Insaßen zu : G o t t

Roksi Offline




Beiträge: 2.852

21.12.2007 23:27
#2 RE: Eine kleine Weihnachtsgeschichte Zitat · Antworten
Klasse Weihnachtsgeschichte Et!


Zu dem da:
Zitat von Et libera nos
Wächst ein Mensch bei Tieren auf, wird er zum Tier, obwohl er wie ein Mensch aussehen wird. Er wird nicht sprechen und auch nicht denken, sondern wie ein Tier triebhaft und emotional agieren und re-agieren, unmittelbar, ohne zu "wissen" dass und was er gerade tut.
habe ich Folgendes:

Das ist immer zu kurz gedacht. Die Geschichten über die Kinder, die im Tierreich aufwachsen oder auch Beispiel, dass wenn man die neugeborenen Kinder von Heute und z. B. von Urzeitalter vertauscht, dann werden wie genau so aufwachsen, wie die Umgebung es ihnen vordiktieren würde.

Nein. Das stimmt nicht. Das behaupte ich als Leie, der so gut wie keine Kenntnisse in der Biologie besitzt.

Erstens kennen wir nur die "ersten" Resultate: sprich ein Kind wächst irgendwo beim Tier auf und benimmt sich so.

Aber wenn man erst Mal vorstellen könnte, wie es ist, dass mehrere Generationen solcher Kinder bei den gleichen Tieren aufwachsen? Wenn diese Kinder erwachsen werden und dort in der Wildnis unter den Tieren selbst die Kinder bekommen? Wie wird dann das Leben dort aussehen? Ein Kind oder einige Wenige unter Tieren - ja - die Effekte kennen wir. Aber was ist, wenn mehrere Generationen unter Tieren aufwachsen?

Meine Theorie ist, dass früh oder später die Genetik des Menschen die "Adaption" durlaufen wird und er seine ihn aufgenommene tierische Herde komplett umgestalten wird. Einige Generationen werden genügen.

Warum? Weil jedes Organismus - auch wenn es intelligent ist - zuerst eine Art "Gewöhnungszeit" brauchen würde, um sich den Bedingungen anpassen zu können, in denen es aufwächst. Ich würde es so bezeichnen, dass das "erste" Kind, welches zu Tieren kommt, eine Art "Streß" hat und zuerst seine Instinkte eingeschaltet werden, damit es überhaupt am Leben bleibt. Einige Generationen später wird wieder die Intuition eingeschaltet - denn "Gewöhnungsstreß" wäre dann vorbei.

(Eigentlich wäre hier A418 als Biologe in der Diskussion richtig. Er würde hier bestimmt irgendwas dazu schreiben...)

Lieben Gruß
Roksi

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