
Achtung, Achtung ... langer Text
Ein Versuch über das Ich-Gefühl.
Om shanthi,
wovon bin ich immer wieder gern überzeugt?
Eine Person zu sein.
Ich habe immer wieder das Gefühl eine Person zu sein.
Dieses Gefühl begleitet mich ein Leben lang.
Und ... es ist meine stärkste Sucht überhaupt.
Ein paar Betrachtungen will ich hierzu nun anstellen.
Es zeigt sich auf vielerlei Weise.
Ich habe Pflichten ... beruflicher, familiärer, gesellschaftlicher und rein persönlicher art.
Manchmal sind sie mir nicht bewußt, dann meldet sich schon bald ein Botschafter, und sei es nur der Hunger.
Ich könnte Kinder haben, könnte der Vorsitzende eines äußerst wichtigen Ausschusses sein, vielleicht könnte ich in meiner Freizeit die Welt retten. Sehr politisch sein und mich ordentlich empören.
Ich habe Ängste, eventuell habe ich Krebs. In meiner Wohnung könnte der olle Stockschwamm sitzen.
Denke ich an die Rente, eventuell beschließe ich meine alten Tage einsam und sabbelnd in einer Einzimmerwohnung zu beenden.
Wenn ich zwischen den vielen tausend Litern Kerosin sitze, um in den Urlaub zu fliegen, ist das Ende nah.
Ich habe Hoffnungen. Ich dachte vielleicht treffe ich heute jemadem in der Kaffeebar, die ewige liebe, das Glück auf zwei Beinen, die Lovestory beginnt. Vielleicht bekomme ich einen super Auftrag, vielleicht füllen sich meine Seminare wieder wie von selbst. Ich könnte heute auch im Lotto gewinnen, gespielt habe ich, die Chancen stehen gut, dann müßte ich nicht mehr arbeiten, könnte mir endlich den Ferrari leisten und irgendwohinstellen.
Ich habe Sehnsüchte.
Sie widersprechen sich zum Größtenteil.
Ich würde gern dazugehören, aber auch für mich sein, autark, keine Furcht vor der Freiheit, aber auch umsorgt werden, tiefe Gefühle empfinden, aber auch unangreifbar und unerschütterlich sein.
Kontraktionen, hin und her, ständig oszilierender Zustand als Lebensweise.
Abwehrspannungen gegen alle möglichen Bedrohungen und Unannehmlichkeiten.
Eine unerschütterliche Gewißheit, das ich hier drinnen bin und alles übrige da draußen ist ... und es auf mich abgesehen hat. Meine Zeit, meine Lebenszeit, mein Geld, mein Eigen, meinen Ruf, meine Freiheit, einfach alles von mir will.
Ich muss Vorkehrungen gegen all die Zwänge treffen, die mich erdrücken könnten.
Pflegeversicherung, ein Erbe, etwas auf die Seite legen, Gesund bleiben, LV, ...
Ich muss mich sogar gegen die liebsten und vertrautesten Menschen absichern - vieleicht ganz besonders gegen die, schließlich sind sie es, die mich am ehesten einigermaßen unverstellt erlebt haben. Mythos. Image.
Widerstreitende Impulse zerren mich hierhin und dorthin.
Weil ich mich so nach dem Einssein sehne, ja verzehre, möchte ich einem anderen Menschen nahe und innig vertraut sein, ich möchte Halt und Trost bei ihm finden.
In meiner Angst vor Übergriffen möchte ich lieber für mich bleiben, auf Distanz, selbstbestimmt, frei eben.
Nichts, aber auch gar Nichts kann mich wirklich dauerhaft befriedigen.
Alles, jeder Zustand den ich mir wünsche, steht in einem Konflikt mit einem anderen, den ich ebenfalls möchte.
Wo ich eingebunden bin, es eng und dicht wird, verlangt es mich nach Separierung.
Bin ich ausgeschlossen, möchte ich dazu gehören, dabei sein, mit Namen gerufen werden.
Ich bin empfindlich, abgeschnitten und voller Ängste, leicht entmutigt, leicht zu verprellen.
Ich schwanke zwischen wilder Ekstase und tiefster Verzeiflung.
Was oft hilft, ist das Gefängnis der gepanzerten Gefühslosigkeit.
Und zu allem Überfluss habe ich auch noch Erinnerungen an die Vergangenheit, als es besser/schlechter war.
Vergleiche gern.
Meine Zukunft besteht aus lauter Befürchtungen und ist voller Bilder des Versagens, des Scheiterns.
Ich bin voller Bedauern, Schuldgefühle, Wünsche - wenn doch nur alles anders wäre, immer befangen, immer in Verlegenheit.
Ich bin von charismatischer Ausstrahlung oder voller schüchterner Zurückhaltung.
Ich spiele meine Spiele, bringe mein Ego in Stellung, weiß das ich recht habe, rechtfertige mich, missioniere für meine Überzeugungen.
Hab ein gutes Buch gelesen, wie ich mich und andere besser überzeugen kann.
uff ... geht es jemandem ähnlich?


Das Ich-Gefühl wird unentwegt durch jedes Phänomen, jeden Gedanken, jede Empfindung, jedes Gefühl erzeugt und wiederbelebt.
ganz schnell ... hin und her ...
Liebe Grüsse
Rembrand