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Dieses Thema hat 64 Antworten
und wurde 8.427 mal aufgerufen
 Religiöse Geheimbünde, Orden und Magie
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Rosy Offline




Beiträge: 151

16.10.2007 20:41
#11 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten
auja, ich halte viel aus, meine Wunden heilen schnell, Rosenkreuzer sind wahre Heiler.

_______________________________
Soror Lux Ministra – A.O.R.
Rosenkreuzer

Penta Offline




Beiträge: 60

16.10.2007 20:48
#12 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Wo immer eine Gruppe behauptet, nur Gelder für Unterrichtsmaterialien zu verlangen, aber weitaus mehr verlangt, handelt es sich um Betrüger.

Friede sei mit dir!

*
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***
****

Apfelgrips ist der lebendige Beweis, dass Äpfel Intelligenz besitzen!

Denska Offline

Gast*


Beiträge: 182

16.10.2007 21:43
#13 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Salam Aleikum

Die Rosenkreuzer ein Thema für die mit viel Kohle oder die Labilen.Das ist nichts weiter als ne Sekte so wie Opus Dei nur aus ner anderen Richtung.

Gruß Denska

Bestimme ,ohne zu herrschen. Lenke,ohne zu befehlen.

Et libera nos Offline




Beiträge: 655

16.10.2007 21:45
#14 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Zitat von Denska
Salam Aleikum

Die Rosenkreuzer ein Thema für die mit viel Kohle oder die Labilen.Das ist nichts weiter als ne Sekte so wie Opus Dei nur aus ner anderen Richtung.

Gruß Denska

Waise Worte.



Penta Offline




Beiträge: 60

16.10.2007 22:08
#15 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Zitat von Et libera nos
Waise Worte.




Welche "Waise" meinst du?

Zitat von Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
WAISE, f. (früher auch m.) pupillus, orphanus.

I. formales.

1) das wort ist auf das deutsche und friesische beschränkt: ahd. weiso GRAFF 1, 1076, mhd. weise, andfränk. weiso, mnd. wese SCHILLER - LÜBBEN 5, 694, ndl. wees, fries. wesa BICHTHOFEN 1144. es schlieszt sich etymologisch am nächsten an an ahd. urwîs 'vertrieben, entartet', mhd. urwîs 'führerlos', ahd. wîsan 'meiden', prät. urweis 'subterfugi' und gehört weiter mit witwe zu gr. ηιθεος unvermählt, skr. vidh mangel haben an etwas, lat. dividere trennen, viduus leer. grundbedeutung ist also 'der verlassene' oder 'der beraubte'. ahd. weiso (weis kommt nicht vor) macht den eindruck eines substantivirten adjectivs (wie kundo, scolo, giloubo u. dgl.) und da mhd. weise prädicativ als adjectiv gebraucht wird als 'entbehrend, beraubt', könnte man hierin das ursprüngliche erhalten sehen; da aber im ahd. nur das substantiv vorkommt als 'pupillus, orphanus', wird der adjectivische gebrauch daraus abgeleitet werden müssen (mit erweiterter bedeutung). die noch im nhd. vorkommende attributive verwendung des wortes ist sicher unursprünglich. -- die schreibung ist im älteren nhd. noch schwankend: DIEFENBACH gl. 399b orbus, eyn weyse, wese, weisz, 401b orphanus, eyn weyse, weysen, weysel, wais, weisze, weisz, waisz, wysze, wisel, wese, 473b pupillus, weiso, weise, waise, weis, waysz, wyese; nov. gl. 273a orbus, eyn waisz, 274a orphanus, wese, vater waisz, 309b pupillus, ein waiჳ muterhalb. die schreibung mit ai findet sich zunächst in den bairisch-österreichischen quellen; dann hat LUTHER (unter

Bd. 27, Sp. 1044

einflusz der kanzleisprache?) sie angenommen, um das wort von weise 'sapiens' zu unterscheiden (darnach auch CLAJUS 11 Weidling). die ältere schreibung kommt aber im 16. jahrh. noch vor, z. b. weis REBHUN hochz. zu Cana 1, 28 Palm; weysz ALBERUS dict. F 3a (daneben wais hh 3a); weysz vatters halben, pupillus, orphanus. DASYPODIUS 458b; weiszle, weiszling MAALER 488b; weisz AYRER 1664 Keller. die schreibung mit ai überwiegt aber (daneben mit äi, ay) und kommt im 17. jahrh. fast ausschlieszlich vor, z. b. wais bei RITTER, waisz bei HULSIUS 272, wäise bei GUEINTZ, waise bei SCHOTTEL und BÖDIKER B 3b (die formen der wörterbücher s. u. 2); auffallend ist, dasz GOTTSCHED sprachkunst 147 die weysen 'orphani' verlangt, während ADELUNG die übliche schreibung zwar für oberdeutsch erklärt, aber nicht bekämpft. ebenfalls unter LUTHERS einflusz hat auch das zweisilbige waise die einsilbige form, die im 16. und am anfang des 17. jahrh. bei Süddeutschen gewöhnlich ist (s. oben), verdrängt; doch steht wais noch bei KRÄMER 1206a und bei HARSDÖRFER ars apophth. 9, wäis bei CASTELLI 342b und ein vereinzeltes waisz begegnet noch bei SCHILLER 1, 43. selten überträgt sich vom nom. aus starke flexion auf die andern casus: solches yblverhalten eines waiss. stiftbrief der waisenknabenstiftung zu Lambach (1720), archiv f. d. gesch. d. diöcese Linz 1, 138.

2) das ahd. masc. weiso hat keine weibliche form neben sich und auch mhd. weise wird nur als masc. gebraucht, selbst wenn es sich auf ein weibliches wesen bezieht:

sô enweiჳ ich wer ich bin,
wan ein verschaffner weise,
diu manege grôჳe freise
durch sînen willen hât erliten.
K. FLECK Flore 7127;

si sprach ...
mîn vater Tampenteire
lieჳ mich armen weisen
in vorhteclîchen vreisen.
W. V. ESCHENBACH Parzival 194, 19;

nû muoჳ mich immer riwen
der klâre, süeჳe weise:
an der selben reise
her Karlot niht vermeit,
für daჳ kastel er dô reit,
dâ man die magt ûf het.
durch sîn drô und durch sîn bet
antwurte man die klârn,
kunic Mehtfrides barn,
dem Karloten und daჳ hûs.
OTTOKAR österr. reimchron. 943 Seemüller.
auch im 16. und 17. jahrh. wird waise fast ausschlieszlich als masc. gebraucht: ein weysz ALBERUS dict. F 3a; waise, m. pupillus SCHOTTEL 1439; wais, waisling, m. orfano, pupillo KRÄMER 1206a; der waise STIELER 2408; wäis, m. CASTELLI 342b; der herr ... schafft recht dem waisen und widwen, und hat die frembdlingen lieb. 5 Mos. 10, 18; der frembdling, und der waise, und die widwen die in deinem thor sind. 14, 29; du solt das recht des frembdlingen und des waisen nicht beugen. 24, 17; so soltu dem Leviten, dem frembdlingen, dem waisen, und den widwen geben, das sie essen in deinem thor und sat werden. 26, 12; ir fallet über einen armen waisen, und grabt ewern nehesten gruben. Hiob 6, 27; sie reissen das kind von den brüsten, und machens zum waisen. 24, 9; hab ich meinen bissen allein gessen, und nicht der waise auch davon gessen? 31, 17; derselb gerhab hab in kurczer zeit des waisen gut under sich bracht, und der wais sey im schuldig worden 300 pfd. dn. copeybuch der stat Wienn 41 (fontes rer. Austr. 2, 7); so wird doch dem waysen khain ander vormund ... durch den richter zůgestelt. Justinianischer instituten warhaffte dolmetschung durch ORTHOLPH FUCHSPERGER (Augsb. 1536) buch 1, tit. 21, 5;

gnediger herr, das kind ich bring ...
die (witwe) bittet auff höchsten vertrawen,
ir wölt euch den waysen gemein
trewlich lassen befolhen sein.
H. SACHS 16, 65, 22 Keller-Götze;

zu dir seufftze ich und begere deiner, wie ein gantz freundlicher wayse, von dem sein vatter hinweg gangen. J. SCHWAYGER drey büchlein des h. Augustini (1571) 264 (meditationes); du wirst des waysen helffer seyn. 270; es ist kein wais, dem vatter und mutter gestorben, sondern dem die eltern nichts haben lernen lassen. HARSDÖRFER ars apophth. 9; trage vor einen vaterlosen waysen sorge, und fürchte dich vor den seufftzen, die aus seinem beklemten hertzen hervor steigen. OLEARIUS pers. baumgarten 8 (1, 7).
das masc. ist auch für weibliche wesen im älteren nhd. noch üblich:

dann sie der eldern halbn ist zwar
ein armer weis, verlassen gar.
REBHUN hochz. zu Cana 1, 28 Palm;

Bd. 27, Sp. 1045


mein eltern giengen mir (Hester) zeitlich ab,
verliessen mir nit grosses gut ...
desz bin ich ein elender waysz.
H. SACHS 15, 99, 16 Keller-Götze;

(Hermina, des königs tochter sagt:)
wo soll ich hin?
ich armer, betrübter, verlassener weisz?
AYRER 1664 Keller;

deszgleichen sollen auch durch ehrliche weiber, die jahr eines wäisen weibliches geschlecht, umb erhaltung mehrer zucht und scham willen, auszgesucht werden. das behmische recht (von Prag, 1592) M 38. daneben wird aber auch nach geschlechtern geschieden (was auch bei ndl. wees üblich ist), so dasz, wie im lat. pupilla neben pupillus steht, in bezug auf frauen die waise gebraucht wird:

was klagt ihr (jungfrau) aber viel ümm euch?
die gantze christenheit
ist itzund einer wäysen gleich
und ächzet ümm ihr leid.
FLEMING 314;

jedoch, so eine waise, und jungfrau ... sich vor erreichung des 15. jahres verehelichte. vollständige teutsche stadt-recht im erb-königreich Böheim (1720) 225.
schlieszlich wird dann das wort, unter dem einflusz von witwe, mit dem waise im plural oft verbunden wird, auch ganz als fem. behandelt. im 18. jahrh. kommt der gebrauch des wortes als masc., nach dem natürlichen geschlecht und als fem. neben einander vor; das letztere bei Mittel- und Norddeutschen, von denen aber viele, wie die Süddeutschen fast durchweg, das masc. verwenden. auffallend früh erscheint das fem. in den wörterbüchern: orfelin, eine wäise. RÄDLEIN franz.-d. 579 (im d.-franz. theil ohne genusangabe: wäise, oder wäisen-kind, wäisling, ein kind so seine eltern verlohren hat, orfelin. 1027); die wäise, ein vater- und mutterlos kind, ein waisenkind, an orphan. LUDWIG 2371; die wayse, pupillus, orphanus. STEINBACH 2, 950; waise, f., waisenkind, waislein, orphelin, orpheline. RONDEAU. dagegen sagt FRISCH: eine (l. ein) waise steht sonst nur im masculino wie orphanus, man mag von männlichen oder weiblichen geschlecht reden, aber es haben einige auch im foeminino ein (l. eine) waise, welches bequem ist, wann man wie im latein pupillus und pupilla gebrauchen will, da man als von ansehnlicher leute kinder, nicht waisen-knab und waisen-mädgen sagen mag. 2, 418a. auch NIEREMBERGER hat der waise, kind so keine ältern oder keinen vater hat, orphanus, parentibus orbus. nach ADELUNG gebraucht man das wort im hochdeutschen am häufigsten als fem., so dasz auch der knabe eine waise ist; in andern gegenden aber unterscheide man nach geschlechtern. ähnlich spricht sich noch CAMPE aus. in der litteratur ist in der 1. hälfte des 18. jahrh. das masc. überall zu finden (auch in Mittel- und Norddeutschland, wo das masc. wol als richtiger galt, während die volkssprache nach dem zeugnis der wörterbücher das fem. hatte), aber auch noch später bei WIELAND, KLOPSTOCK, HERDER, BÜRGER, GOTTER, LENZ, SCHUBART, SCHILLER, F. V. SCHLEGEL:

(gott) von dem die wittwe rath, der wäyse schutz verspühret.
CANITZ ged. 2 (1734) 183;

die stadt wurd öd und wüst durch seine (des arztes) meisterstücke.
ein waise fordert hier den vater ihm zurücke;
ein bruder weinet dort um seines bruders mord.
DROLLINGER 167;

so lebe, dasz dich einst die späten enkel preisen,
dein tod den staat betrübt, und macht dein volk zum waysen.
HALLER ged. (1757) 117;

der löw ist todt; was fürchten wir?
der waise (sein sohn) musz sich schon bequemen,
und ihn beklag ich in der that.
HAGEDORN 2, 131;

auch arme finden schutz; man hört des waysen flehen;
der reiche hat nicht immer recht.
UZ werke 421 (120, 67) neudr.;

so zeigt der wohlthat frucht sich nicht im augenblick;
itzt leget sie den grund zu eines waisen glück.
GELLERT 2, 11;

vielleicht ein heilsam gut, wovon die welt genieszt, ...
wovon du arme nahrst. und im verlassnen waisen
einst einen bürger zieh'st, den späte sohne preisen.
WIELAND suppl. 1, 264 (natur d. dinge 6, 159);

sollte um seinen entschlafenen könig nicht thränen der wehmuth
lange vergieszen ein volk, welchem die wittwe nicht weint?
ach, um einen könig, von dem der waise, des dankes
zähren im aug', oft kam, lange nicht klagen sein volk?
KLOPSTOCK 1, 201 (Rothschilds gräber);

mach'
zum waisen nicht dies kind, zur witwe nicht
dein weib!
BÜRGER 174a (Il. 6, 432);

er hat einen vater, und ist doch ein waise.
306b;

verlassen, wehrlos, fleht der arme waise
um schutz, um leben nur!
GOTTER 2, 286;

Bd. 27, Sp. 1046


habt ihr (fürsten), wenn der junge waise
vor euch klagte, auch gehört?
SCHUBART 1, 234;

(ein fürst,) der dem waisen und der noth
willig seine hände both.
1, 235;

must nicht so jammern,
kleiner waise, du!
2, 29;

tod ist mein vater, als ein waise
irr' ich umher.
2, 42;

ja, eroberer, ja, -- du wirst unsterblich seyn.
röchelnd hofft es der greis, du wirst unsterblich seyn,
und der waisz, und die wittwe
hoffen, du wirst unsterblich seyn.
SCHILLER 1, 42;

verlerne nicht, die hand zu preisen,
die an des lebens ödem strand
den weinenden verlassnen waisen,
des wilden zufalls beute, fand.
6, 265 (künstler);

oder wollt ihr, dasz die gattinn
eures ehrenvollsten feldherrn
ihm den erstgebohrnen bringe,
einen waisen, vaterlos?
HERDER 28, 435 (Cid 19) Suphan;

traurig und elend ging der junge löwe, der arme,
jetzt ein verstoszner wais' aus seinem erblichen reiche
in die wüste.
29, 575 (von 1792);

der reinen jungfrau keuschheit zu bewält'gen,
an sich zu reiszen eines waisen erb',
gewohntes recht der wittwe abzuprassen.
Shakespeare Heinrich VI. 2, 5, 1;

dasz Marull von seinem vermögen einen waisen kann erziehen lassen. GELLERT 6, 224; ihr unglücklicher verstoszener sohn. aber gott hat sich meiner als eines armen waisen angenommen. LENZ 1, 83; umsonst ruft der gedrückte waise meinen beystand an. Anti-Pope (1776) 130; das wohl des waisen. Josephs II. gesetze 1786 s. 112; er zeigte ... einen gewissen adel und stolz, der ... dem armen aufgegriffenen waisen, der von wohlthaten lebte, nicht recht zuzukommen schien. SCHILLER 15, 1, 154 (kinder des hauses).
von mädchen pflegt allerdings das fem. gebraucht zu werden; doch kommt auch hier das masc. bei Oberdeutschen vor: sie war eine waise, ohne vermögen. RABENER 4 (1754), 18; Julie. eine waise. SCHUBART 2, 12 (aber 27 sagt Julie:

wer wird mir armen weisen
nun vater seyn?).

LESSING kennt nur die wayse: itzt wenigstens wird es von beiden (knaben und mädchen) gebraucht, und zwar von beiden als ein wort weiblichen geschlechts: wir sagen 'dieser knabe ist eine wayse, er ward sehr jung zur wayse'. doch das war ehedem allerdings anders, und man brauchte das wort im männlichen geschlechte; ob schon nicht blos für das männliche geschlecht. 8, 175 (antiquar. briefe 49). entsprechend sagt er von einem knaben: wollen sie, dasz ich die unerzogene wayse meines freundes bestehlen soll? 1, 518 (Minna 1, 6). auch sonst ist gegen ende des 18. jahrh. die waise nicht selten:

uns ächzte, nah dem hungertod,
der waise bleicher mund.
VOSS 4, 36 (von 1774);

du (ein knabe) bist nicht allein eine vaterlose, sondern, wenn schon deine mutter noch lebt, auch eine mutterlose waise. ENGEL 7, 55 (der edelknabe); dasz er, als eine waise, nur durch die gaben, mit denen die natur ihn so reichlich beschenkt hätte, das ersetzen könnte, was ihm vom glück und schicksal vorenthalten wäre. KLINGER 8, 140 (gesch. eines Teutschen) (daneben: Ferdinand ist ein armer waise. 8, 28);

der waise klagen dringen
nicht in der tiefe grund.
SALIS ged. 4 49.

GÖTHE gebraucht die waise nicht allein von mädchen, z. b.:

warum weinst du, junge waise?
1, 155,

sondern auch von knaben: es (der verwaiste) ist keine waise mehr, wenn ihr wollt. 21, 33 (W. Meisters wanderj. 1, 2).
doch ist auch im 19. jahrh. der waise noch nicht verschollen; es kommt, namentlich bei Oberdeutschen, bis auf die neueste zeit vor: Wilson fieng des morgens ein ausgeflogenes (junges der roten prachtmeise), ... setzte es in einen käfig und hieng es in den garten, in die nähe des nestes von truppenvögeln, welche auch junge hatten, in der hoffnung, dasz sie sich des jammernden waisen annehmen würden. OKEN 7, 252; wie sie mein mädle von meinem ersten weib plagt und den waisen, den ich aus dem heiligen in der kost hab'. HERM. KURZ der Sonnenwirth 1, 107; das geheimnisz, welches ich heute erfahren werde, macht mich, den heimatlosen waisen, vielleicht zum glücklichsten menschen der welt. BODENSTEDT 1001 tag im Orient 2, 301;

einen waisen, gramdurchzogen,
wiegtest du (Dnjepr) auf deinem schoosz.
304;

Bd. 27, Sp. 1047

in eine familie, wo solche frevel geschehen, läszt man keinen waisen heiraten. K. E. FRANZOS der Pojaz 213. mundartlich ist das masc. bezeugt aus dem bairischen. SCHMELLER2 2, 1020, dagegen gibt HUNZIKER 291 für den Aargau das fem. an.
vereinzelt kommt das wort auch als neutr. vor, wol unter dem einflusz mundartlicher diminutivbildungen: die wittwe und das wais wurden beraubt. WEKHRLIN paragrafen 1 (1791), 276 (aus einer jüdischen schrift); vgl.: ach, sie wüszten es nicht, wie es einer armen waise zu muthe sei, das (in der ausg. von 1850 welche) der vater nie auf dem schosze gehabt, die mutter nie geküszt! GOTTHELF Uli der knecht (1841) 309.

3) in den jetzigen mundarten wird das einfache waise wenig mehr gebraucht. es scheint das für das Ober- und Niederdeutsche gleichmäszig zu gelten. in nd. idiotiken des 18. jahrh. wird wese angeführt brem. wb. 5, 240. DÄHNERT 547, TEN DOORNKAAT KOOLMAN 3, 543 bemerkt aber, dasz das wort selten gebraucht werde. im obd. stehen neben dem einfachen wort (vgl. auch cimbr. boasz SCHMELLER 174) häufiger diminutivbildungen mit dem l - suffix: schweiz. weisli, bair. wasel, waserl, in Gottschee boisle SCHRÖER 499, die dann für beide geschlechter giltig sind. die formen waisel, waislein (daneben auch weisling) treten in der älteren litteratur häufig auf (in der Züricher bibel steht an den meisten stellen weiszlin für waise bei LUTHER) und vertreten in süddeutschen wörterbüchern zuweilen ganz die stelle des einfachen wortes: MAALER 488b hat nur weiszle, weiszling, SCHÖNSLEDER Kk 4b nur waisel, waisele, DENTZLER 2, 341a nur wäislein und selbst KIRSCH im lat.-deutschen theil für orphanus, pupillus nur wayslein. jetzt sind diese diminutiva in der schriftsprache zurückgewichen. sehr üblich ist, in ober- und niederdeutschen mundarten, wie auch schriftsprachlich, die umschreibung von waise durch waisenkind; angegeben wird wayslkhent (pl. waysekhentr) aus Kolmar HENRY 235, wēsekand aus Luxemburg GANGLER 478, weisenkint aus Waldeck BAUER-COLLITZ 113. wo die geschlechter unterschieden werden sollen, wird auch waisenknabe und waisenmädchen gebraucht.

II. gebrauch.

1) waise ist zunächst ein rechtlicher begriff. es bezeichnet in der alten sprache einen knaben oder ein mädchen, die ihre eltern oder wenigstens den vater durch den tod verloren haben und daher bis zur mündigkeit unter vormundschaft stehen; seltener wird die benennung auch auf erwachsene ausgedehnt: eჳ haissent all lewt waisen, wie alt sew sind, die nicht vater und můter habent. steiermärk. landrecht art. 62 Bischoff. der gewöhnliche sprachgebrauch legt bei waise das hauptgewicht darauf, dasz das kind der elterlichen pflege entbehren musz. so heiszt es z. b. von dem ausgesetzten Gregorius:

der ellende weise ...
mit einem süeჳen munde
sô lachte er den abbet an.
HARTM. V. AUE Gregorius 1035 Paul.
es kann auch von einem kind gebraucht werden, das nur die mutter verloren hat:

do si des chindes genas,vil sciere ir ente was ...
do der geleidegot manvon deme grabe hine heim chom,
er nam an sinen armdaჳ sin vil luzzele barn
den weisen Benomin:den hieჳ er Beniamin.
genesis, fundgr. 2, 52, 2;

Joseph ne weiჳ ich ware chom,Simeon lît gebunten.
nu sol ich senten minen weisen (den mutterlosen Benjamin) ze des ellentes freisen.
64, 36;

do daჳ kint geborn wartdeu shone můter ime sturb.
do ilten di ammenden wenigen weisen nennen.
DIEMER d. ged. 31, 12 (bücher Mosis);

'ey du klainer wayse!'
sprach er (der vater) zu dem kindelein
'du hast di lieben muter dein
ze fru pey namen verloren'.
H. V. NEUSTADT Apollonius 7140 Singer.
es steht in der neueren sprache auch von einem kind, das von vater oder mutter verlassen ist:

(die von Jason verlassene Medea sagt:)
o, du, des ehelichen bundes
beschützerinn! des meineids rächerinn!
verlassener waisen mutter!
allmächtige Juno!
GOTTER 2, 488;

weib, wo ist mein vater? lallte
seiner unschuld stumme donnersprach,
weib, wo ist dein gatte? hallte
jeder winkel meines herzens nach --
weh, umsonst wirst waise du ihn suchen,
der vielleicht schon andre kinder herzt,
wirst der stunde unsrer wollust fluchen,
wenn dich einst der name bastard schwärzt.
SCHILLER 1, 228 (die kindermörderin);

dort (im bade) wandelt meine frau, und läszt mir sieben waysen.
6, 31 (die berühmte frau).

Bd. 27, Sp. 1048


zur genaueren bezeichnung dienen die ausdrücke vaterlose (s. oben sp. 1044 bei OLEARIUS), mutterlose (s. oben sp. 1046 die stelle aus ENGEL), elternlose waise:

wie jung ich sei und vater schon und mutter
verlieren muszte, älternlose waise.
TIECK 2, 85 (Genoveva);

Andreas Pochmann ebendaselbst war als elternlose waise ... von den Kroaten geraubt worden. FREYTAG 20, 118 (bilder 3, 3). oder auch vater-, mutter-, doppelwaise:

ihr vater-wäysen ihr, beweint die liebe leiche,
indem ich (das vaterland) vater-losz in todtes-angst erbleiche.
A. GRYPHIUS (1698) 2, 40 (begrähnisgedichte);

ich muste vaters treu im fünfften jahr entrathen ...
die jahre lauffen fort, nach zehnen zehl ich sieben,
als ich zum andern mahl bin vater-wäise blieben.
mein pflege-vater stirbt.
V. ABSCHATZ himmel-schlüssel 146.

in der älteren sprache auch waise vater-, mutterhalb: weisz vatters halben. DASYPODIUS 458b;

der seite mir dit mêre,
daჳ ein schûler wêre, ...
der was ein weise vaterhalp.
H. KLUSENER Marienlegende 71, Bartschs md. ged. s. 3;

nach dem sie můtterhalb ein weysze wer. SCHÖFERLIN Livius (Mainz, Schöffer 1514) 44a (s. auch oben sp. 1043 bei DIEFENBACH); ein weis der eldern halbn bei REBHUN (oben sp. 1044). eigenthümlich ist busenweise, posthumus bei HENISCH 570, 6.
waise mit dem possessivpronomen geht auf die von vater oder mutter zurückgelassenen (verlassenen): und niemand müsse im guts thun, und niemand erbarme sich seiner waisen. ps. 109, 12;

dich begrüszt die junge wittib freundlich,
und läszt durch diesz blatt dich höchlich bitten,
dasz, wenn dich die Suaten herbegleiten,
du mir einen langen schleier bringest,
dasz ich mich vor Asons (des mannes) haus verhülle,
meine lieben waisen nicht erblicke.
GÖTHE 2, 53.

oder auf die einem der beiden theile verbleibenden:

zücht haim, zücht haim, trut fröwli zart,
und tröstend üweri waisen,
und nemend bisz jar ain andern man
und vergeszend üwers laides!
UHLAND volksl. 297;

man sagt iez vil vom kaiser,
er well dir nemen das dein,
well es dein klainen waisen
gewaltig geben ein;
ich trew im wol er werds nit tůn,
ich hoff er nem die můtter
und fu̔r si den kindern haim.
485;

ich glaubte nichts als die letzten flammen eines verliebten wittwers wahrzunehmen, welcher aus liebe zu seinen armen waysen zu guter letzt noch einmal zärtlich thut. RABENER 3, 185. vgl. auch: ein vormund ist schuldig für seine wäisen zu sorgen, a tutor is bound to take due care for his pupils. LUDWIG 2371.
waise wird auch von einem thierjungen gesagt, das seine mutter verloren hat. V. TRAIN waidmanns neue practica 1, 311.

2) waise sein, werden, zur waise werden, machen:

wie si mîn herze meinet
und nâch ir hulden weinet,
alsô nâch trôste kleiniu kint,
die dürftic unde weisen sint.
ULR. V. LICHTENSTEIN 149, 10;

ze Brunne man den kunic vant,
der niulich weis was worden.
OTTOKAR österr. reimchron. 86688 Seemüller;

das ich euch mit dem schwert tödte, und ewre weiber widwen, und ewre kinder waisen werden. 2 Mos. 22, 23; seine kinder müssen waisen werden und sein weib eine widwin. ps. 109, 9; sie reissen das kind von den brüsten und machens zum waisen. Hiob 24, 9; ich ... wil mein volck, so von seinem wesen sich nicht bekeren wil, zu eitel waisen machen und umbbringen. Jerem. 15, 7;

aber erbarme dich nun, und bleib' allhier auf dem thurme!
mache nicht zur waise das kind, und zur wittwe die gattin!
VOSS Ilias 6, 432;

orbare, weyszen machen. DIEFENBACH gl. 199a. vom richter heiszt es: ich mache uwir kynt tzu weysen und uwir wyb tzu wittewen. Kulmisches recht 5, 23 Lemann; ich steen hudt zu tage hie und beneime Heintze oder Kuntzen in landrechte und teylen das wyp eyn witwe und kynde weysen und syn gudt den rechten erben. weisth. 4, 575 (Rheingau 1324).
beliebt ist die verbindung arme waise: eine arme waise, un pauvre orphelin. RONDEAU;

Bd. 27, Sp. 1049



o wol du heiliger kaiser,
richte den armen waisen.
zu dir rufent di kint,
der vetere verraten (und getötet) sint.
Rolandslied 307, 23 Grimm;

welher furtter umb ein blutruns uszsweret, der sol vor dem halben jore nit wider inngelassen werden .., er gebe dan vor den armen weysen 1 £ D oder sy aber darumb mit iren pflegern uberkomen, daran sie ein benugen haben ungeverlich. urkundenbuch der stadt Straszburg 4, 2, 87, 24 (1322); das seind wol arme wäysen zu achten, welche ihre eltern nichts haben lernen lassen, ob schon die eltern noch im leben sind. LEHMANN 191, 14.
auch sonst wird gern auf das elend und die bedrückung der waisen angespielt:

in diჳ lant hât er gesprochen
einen angeslîchen tac,
dâ diu witwe wirt gerochen
und der weise klagen mac
und der arme den gewalt
der dâ wirt mit ime gestalt.
WALTHER 16, 11;

wer eine blut'ge thränenfluth
aus wittwenaugen preszt.
und seinen fetten wanst vom blut
zertretner waisen mäst't.
SCHUBART 1, 197;

er (der minister) hatte sich aus dem pöbelstaub zu seinem ersten günstling empor geschmeichelt, der fall seines nachbars war seiner hoheit schemel -- tränen der waisen huben ihn auf. SCHILLER 2, 103 (räuber 2, 3);

bescirmen die weisen,
die gevangen losen.
AVA antichrist 213 Piper.
gott heiszt ein vater der waisen: súndige werdent ferstôჳen fóne sînemo ánasiûne, der weîson fáter ist unde wítwon ríhtet (patris orphanorum et judicis viduarum). NOTKER ps. 67, 6; der ein vater ist der waisen, und ein richter der widwen. ps. 68, 6;

künec aller keiser,
vater aller weisen,
sîn hantgetât erlôste.
HERGER, minnesangs frühling 30, 23;

doch megt ir, vrowe, noch geleben
vil manegen frœlîchen tac.swaჳ iwer fröuden an den lac
die ze den Hiunen sint erslagen,die müeჳt ir alle verklagen,
wan got der weisen vater ist.
klage 1605;

die waisen zu Rosenhaida,
die rangen die händlein drob,
bis sie der vater der waisen
zu sich empor auch hob.
A. GRÜN 1, 310.
sehr häufig ist die verbindung witwen und waisen, die zusammen als bedrückte oder hilfsbedürftige genannt werden: gott verheisset der wittwen und wäisen vater zu seyn, le père des veuves et des orphelins. RÄDLEIN 1027a; sich der armen witwen und wäisen annehmen, to take care of poor widows and orphans. LUDWIG 2371; sich der wittwen und waisen annehmen, protéger la veuve et l'orphelin. RONDEAU; wituben und waisen und chint, die hinz irn jaren nicht chömen sint, und pfaffen und gaistlichen leuten, den sol der richter anweiser geben, daჳ sie zuo irn rechten dester paჳ chömen. Münchener stadtrecht 120 Auer; fortan sall unser gnediger herr beschurren (?) und beschirmen witwen und weisen. weisthümer der Rheinprovinz 1, 1, 208, 26 (1538) Lörsch; o herr, du ewiger könig, verleihe ... den witwen und waisen underhaltung. J. SCHWAYGER drey büchlein des h. Augustini (1571) 258 (meditationes); dadurch offtmals wittben und wäisen in armut gesetzt und betrübt werden. SCHUPP schriften 271; ich lobe sie, dasz sie einen mann dem spotte preis geben, den die thränen so vieler wittwen und waisen noch nicht zur reue ... gebracht haben. RABENER 1 (1751), vorbericht 66; (es sollte) von der billigkeit, sich der wittwen und waisen anzunehmen, gehandelt werden. 2, 89;

weh aber dem, der thaler nimpt
zu hindern was das recht bestimpt
und arme witwen oder wäysn
mit practickn thut ins elend weisn.
RINGWALD laut. warh. (1598) 248.

seltener umgestellt waisen und witwen:

als ein lamb ginc her untir diurftigin ...
weisin unti widewin,
die lobitin wole sînin siddi.
Annolied 605 Rödiger;

waisen und wittwen, unterdrückte, geplagte heulen zu ihm (gott) auf. SCHILLER 2, 181 (räuber 5, 1);

mit dem räuber zieht sie (Fortuna) aus zum raube;
selbst dem mörder führt sie oft den stahl.
wie sie rupft dem habicht lamm und taube,
zupft sie jenem wais' und witwe kahl.
BÜRGER 57a.

Bd. 27, Sp. 1050

vgl. auch: wo die handlung blühen soll, musz die richterliche hülfe sich weder durch die thränen der wittwe noch durch das geschrey der waisen aufhalten lassen. MÖSER patr. phant. 2, 207;

seid gottes diener, ehret reine fraun,
die wittwen schätzet und die waisen schirmt,
der unschuld helfet und das unrecht straft!
UHLAND Ludwig d. B. 3, 2.
witwen und waisen machen durch kriegerische thaten, tyrannei: und haben also gros unrecht vielen leuten gethan und unschuldig blut vergossen, widwen und waysen gemacht. LUTHER 19, 631 Weim. ausg.;

das sie nit me widder einander kriegen oder reisen
und under en selbes nit me machen witwen und weisen.
mahnung der christenheit wider die Türken (1454) 34 Joachim;

wenn sie dir raten so verr zu reisen
dar mit man macht witwen und weisen.
fastnachtsp. 291, 16;

durch kriegen und schedliches reisen,
darzů gemacht witwen und weisen.
MURNER schelmenzunft 40, 26 neudr.

3) übertragener gebrauch. waise steht bildlich von einer person, die von den ihrigen verlassen ist, hilflos und in bedrängter lage dasteht. dieser gebrauch ist namentlich von der biblischen sprache ausgegangen und kommt seit OTFRID besonders in der dichtung vor. früher ist dabei mehrfach die form des vergleichs gewählt:

mir ist verspart der sælden tor:
dâ stên ich als ein weise vor.
WALTHER 20, 32;

du (Maria) wilt uns laჳen bliben hie
als die armen weisen,
unde wilt so hin reisen
zu dime kinde an gemach.
passional 124, 26 Hahn;

wene herze wenent ougen ...
wande ich han min liep furlorn,
das mir was vor alme liebe
har an dise welt ercorn.
ich gan umbe alsam ein weise
und suoche mins herzen trost,
der mich von der hellen freise
an deme cruce hat erlost.
WACKERNAGEL altd. lesebuch 5 1179, 15 (14. jahrh.);

man gibt im (Isaak) als was er begert.
vatter und mutter hecht im an.
dich (Ismael) lest man als ein waisen gan.
er ist der liebe sohn im hausz.
H. SACHS 10, 44, 10 Keller.
häufiger ohne ausgeführten vergleich, z. b. von jemand, der aus seiner heimat ausgestoszen ist, von schülern, denen der meister entrissen ist, von ihres besitzthums beraubten u. dgl.:

nu birun wir mornêntemit sêru hiar in lante,
in managfaltên wuntônbî unserên suntôn;
arabeiti manegosint uns hiar io garawo,
ni wollen heim wîsônwir wênegon weison.
OTFRID 1, 18, 24;

ni lâჳu ih iwih weison,ih iwer avur wîsôn.
4, 15, 47;

do was sin muoter Mariaunde endereu sineu hiwen,
er sprach: îch nelaჳe iuch niht weisenin dirre ellenden freisen,
ich chume widere zu iu.
DIEMER d. ged. 270, 15 (leben Jesu);

Christus ist umbe iûh worden arm unde wêiso (egenus et pupillus). NOTKER ps. 81, 2; unser erbe ist den frembden zu teil worden, und unser heuser den auslendern. wir sind waisen, und haben keinen vater, unser mütter sind wie widwen. klagel. Jerem. 5, 3; (Christus zu den jüngern) ich wil euch nicht waisen lassen, ich kome zu euch. ev. Joh. 14, 18; und (Fabius) bat, dasz sie seinen sůn vor strengigkeyt des dictators behütten, sein alter ehren und in nit zum weisen machen wo̔lten (aetas mea cui orbitatem paras). Livius von SCHÖFFERLIN (Mainz bei Schöffer, 1530) 79b; sie haben uns recht als waisen zurückgelassen. KAROLINE HERDER an Hartknoch (von und an Herder 2, 54); alle, alle wesen stehen in diesem ewigen sturm, den nichts regiert, als gekrümmte waisen da. J. PAUL an Herder (aus Herders nachlasz 1, 351); bei den geschlossenheiten sind von jeher die schüler nach dem hintritt des lehrers, und die jünger nach dem abscheiden des meisters waisen geworden. JAHN merke 27;

du (Rhein) sahst zuerst erhöht des reiches schild,
des reichs, nach dem wir fromm noch heut begehren,
wir waisen nun im eignen vaterlande
ruhmlos zertheilt, wie du zuletzt im sande.
GEIBEL 2, 246 (Julian);

die hand, schon zum ergreifen ausgestreckt,
verschlosz sich plötzlich und zu boden fiel
des reiches apfel.waisen blieben wir,
wie wirs gewesen drei und vierzig jahr.
4, 203 (heroldsrufe).

Bd. 27, Sp. 1051


waise steht auch von dingen: sollt ich in Italien sterben, wird man alle meine papiere ihnen einhändigen, und sie mögen sich hernach der rückgelassenen waisen annehmen. FR. MÜLLER Fausts leben 9, 16 (1. th. widm.) neudr.; flugschriften .., die nur zu häufig als ausgesetzte kinder in der welt umherirren, und wo es auf glück, zufall und barmherzige liebe ankommt, ob dann später ein sorgsamer pfleger die waisen in ein findelhaus sammelt. JAHN merke X;

soll ich von euch, ihr kinder. hellen lichter (sterne),
luft, wasser, was ihr mir vertrautet, sprechen?
ruft ihr unmündge waisen mich zum dichter?
TIECK ged. 1, 213.

4) auf diese übertragene verwendung ist es zurückzuführen, wenn in der mhd. dichtersprache, meist in prädicativem gebrauch und mit abhängigem genetiv, weise in der bedeutung von 'entbehrend, entblöszt' vorkommt. der zusammenhang ist deutlich, wenn der unbestimmte artikel vorausgeht:

jane dorft in niht ellenden
der dâ was witze ein weise.
sus dolter freude und eise,
tumpheit er wênc gein in enkalt.
W. V. ESCHENBACH Parzival 169, 9;

herzenlîche wart geklagt
von in sîn strîtes reise.
der werdekeit ein weise
wart nu diu tavelrunder.
335, 8;

wâ sprüche sam die rôsen clâr,
wâ sinnic satz, wâ vündic sin?
der aller ich ein weise bin.
H. V. FREIBERG Tristan 6 Bechstein;

her Tristan der kurteise,
der valscheit ein weise.
1350.

noch im 16. jahrh. in alterthümlicher wendung: wie dan her Wolfram von Eschimbach und vil ander maisterlich und kunstreich man, der kunst ich ain wais bin, ir gedicht gesetzt. WILWOLT V. SCHAUMBURG 5 Keller. anstatt des gen. anreihung des subst. mit vor:

ich was vor trûren gar ein weise.
vreud in dem herzen sanfte tuot.
ULR. V. LICHTENSTEIN 402, 12.

auch der weise kommt so vereinzelt vor:

vil vro der bischof do wart ...
daჳ der gotes weise
an rechten wec wider quam.
passional 134, 74 Köpke.
der unbestimmte artikel fehlt, wenn weise nicht auf eine person geht:

nû ist niemen mir bekant
über al diჳ unsælige lant,
der dise lêre künde hie,
wan dînes vater vorhte nie
dekeinen hie belieben lîeჳ,
wan er sie verderben hieჳ
mit maniger grôჳen vreise.
des ist daჳ rîche weise
der selben süeჳen lêre.
RUD. V. EMS Barlaam 137, 38;

sorge ist dînhalp nu weise (sorge ist von dir weggegangen).
swaჳ der plânêten reise
umblouft, [und] ir schîn bedecket,
des sint dir zil gestecket
ze reichen und zerwerben.
W. V. ESCHENBACH Parzival 782, 17.

weise werden mit abhängigem genetiv 'beraubt werden':

daჳ sî vorhte werden weise
des aller liebesten man
den ie frouwe gewan:
wan eჳ stuont im angestlîchen.
HARTM. V. AUE Erec 3137.
der adjectivische charakter des wortes ist weiter ausgebildet, wenn es absolut steht (doch könnte an den beiden folgenden stellen auch an den bildlichen gebrauch des subst. gedacht werden):

hunger, durst, ich was gast,
iuwer helfe mir dar zuo gebrast.
ich was weise (B für siech der andern handschr.) und nacket gar,
des nâmet ir vil lützel war.
FREIDANK 2 178, 18;

site pflag er (der könig) gar vil lasterliche ...
er wart vertriben,
und weise beliben,
wan daჳ von im sit ein beჳჳer mære wart geseit.
minnesinger 2, 161a Hagen.
im nhd. kommt waise mit dem genetiv nicht mehr vor, abgesehen von gelehrter erneuerung des älteren gebrauchs:

da sitzt auch Sigyn unsanfter geberde,
des gatten waise.
SIMROCK altd. leseb. 20.

Bd. 27, Sp. 1052


eigenthümlich ist ein waise lassen 'im stich lassen' bei CLAUDIUS, das auf die biblische wendung, Joh. 14, 18, zurückgeht: so nach würde es also ungerathen seyn, dem Socrates den kranz, den er via legitima verdienet hatte, abzureiszen, und ihm die freuden gottes abzudisputiren, die der lohn des heldenganges sind. ... Plato erzählt auch, dasz der obgedachte lohn den Socrates nicht waise gelassen habe, und ihm im richthause so hell in aug' und antlitz getreten sey, dasz seine richter ihn nicht ansehen durften, und vor ihm da standen, als sündige verbrecher. 1, 26; gott hätte ... den keim zum guten, der in des menschen brust wohnt, vergessen und waise gelassen? 8, 194.

5) im attributiven gebrauch läszt sich waise als 'verwaist, verlassen' im mhd. nicht nachweisen (den weisen Benomin, fundgr. 2, 52, 2 -- oben sp. 1047 -- wird nicht adjectivisch zu nehmen sein), kommt aber im 17. jahrh. in der dichtersprache auf und ist auch in neuerer zeit noch nicht ganz verschollen:

sagt, bitt' ich, ihm das ich ausz liebe
mein waises hertze kranck betrübe.
OPITZ poem. (1629) 2, 28 (
hohel. 5);

wie steht die waise statt? wie steht sie so verlassen,
sieht einer witwen gleich, ist leer auf allen gassen?
44 (klagel. 1);

der unbedachte strausz pflegt in den sand zue nisten,
leszt aber unbesorgt die waisen eyer stehn,
es mag auch ihnen gleich guet oder übel gehn.
56 (klagel. 4);

es gieng mit bleichem liechte
die waise mutter (174 'die verwaisete Aurora') auff.
117 (Trojan. 295);

mein Robert wil das hertze mir,
den sinn und auch die seele rauben,
ich musz hie wallen für und für
gleich einer waisen turteltauben.
S. DACH 719 Österley;

ich bin ... kein gott ...
der kost für stummes vieh, für raben aasz bestelt
ins waise nest.
A. GRYPHIUS (1698) 1, 552 (Gibeoniter);

die traurige Sion,
die bisz in den tod betrübte,
die jetzt waise, vor geliebte.
2, 111 (oden 1, 1);

dauert noch die siebenhügelstadt?
oft geweinet hab ich um die wayse,
dasz sie nimmer einen Cesar hat.
SCHILLER 2, 160 (räuber 4, 5);

vielleicht hätte es mich wehmütig gemacht in der ehemaligen Frommannischen wohnung eine waise stelle zu finden. ZELTER briefw. mit Göthe 6, 238.

6) besondere bedeutungen.

a) die waisen nannte sich ein theil der Hussiten nach dem tode ihres führers Ziska, für den sie keinen nachfolger wählten: daჳ die Hussen, die man die waisen nennt, bey 9000 mannen haben. PALACKÝ urk. beitr. z. gesch. d. Hussitenkrieges 1, 627 (Nürnberg 1428).

b) der waise hiesz der grosze edelstein in dem hinteren felde der deutschen kaiserkrone, ein milchweiszer opal, den der sage nach herzog Ernst aus dem morgenlande mitgebracht hat (vgl. BARTSCH herzog Ernst CLX f.):

Ernst der edele wîgant
einen stein dar under sach
den er ûჳ dem velse brach.
der stein gap vil liehten glast.
den brâhte sît der werde gast
ûჳ der vil starken freise.
dâ von er wart der weise
durch sîn ellen genant.
er ist noch hiute wol bekant,
ins rîches krône man in siht.
herzog Ernst B 4462;

waჳ herzog Ernest nôt erleit,
waჳ er unt grâve Wetzel der gesnablen diet versneit ...
unt wie sie durch den berc her wider quâmen,
dâ si der crône weisen inne nâmen,
daჳ wâren wunderlîchiu wunder.
REINMAR V. ZWETER 2, 162, 8 Röthe;

die cirkel sint ze hêre,
die armen künege dringent dich:
Philippe setze en weisen ûf, und heiჳ si treten hinder sich.
WALTHER 9, 15;

swêr nû des rîches irre gê,
der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê:
der stein ist aller fürsten leitesterne.
19, 3;

den weisen ie vil hôhe wac
der keiser und daჳ rîche,
dur daჳ nie sîn gelîche
wart under manigem steine.
K. V. WÜRZBURG troj. krieg 20 Keller;

Bd. 27, Sp. 1053


got nam zům êrsten einen stein,
dem nimmer mêr wirt glîch nehein,
den satzte er neben diu ougen sîn,
daჳ er gebe widerschîn
sînen liehten ougen,
wende er sich drinne tougen
zů allen zîten besach ...
der stein wart mir alsô bekant,
daჳ er weise ist genant.
H. V. KROLEWITZ vater unser 1203;

weise sprichet eine.
1328.

dieser edelstein wird lat. als orphanus, pupillus oder unio bezeichnet und der name waise allgemein so erklärt, dasz er nirgends seines gleichen hat. doch sind auch andre erklärungen versucht worden. sicher darf nicht mit J. GRIMM myth.4 1, 1019 von pupillus in der bedeutung 'augapfel' ausgegangen werden. eher könnte die benennung daraus erklärt werden, dasz der stein sich allein, nicht von kleineren steinen umgeben, in der krone befindet (vgl. lat. unio auch 'eine einzelne grosze perle' und franz. solitaire). übrigens besasz auch der oströmische kaiser einen hochberühmten kostbaren stein, der ορφανος genannt wurde (Nicephorus Bryennius comm. I cap. 17), und die benennung dürfte daher übertragen sein; erst später wird anlehnung an die herzog Ernst-sage erfolgt sein.

c) nach diesem berühmten edelstein wurde waise (namentlich in der md. nd. form wese) für mehrere gattungen von edelsteinen, die in verschiedenen farben spielen, namentlich den sog. falschen opal, üblich: asterios, wese AGRICOLA de re metallica 703b; eristalis, wese. Germani hoc suo vocabulo plures gemmas nominant. 704b; opalus, wese. 706a; paederos, wese. 706b; wese, asteria, asterios .. Germani hoc vocabulo wese plures gemmas nominant, qualis est cristalis, gemma, quae ad inclinationem rubescere videtur, aliqui candida, opalus, gemma variis lucens coloribus, prout inclinatur aut vertitur. SCHÖNSLEDER prompt. Mm 1b; der opalen seynd fürnemlich dreyerley geschlecht. ... das erste und grösseste geschlechte werden wäsen genandt, latine orphani. ... die wäsenstein seynd allein weisz blaulecht. ... vom keyser Friderich dem dritten wird gelesen, dasz er einen wäsenstein in seiner keyserlichen cron gehabt, der hoch und etlich tausendt goldgülden geschätzt sey worden. es werden auch saphier-wäsen gefunden, so blaw und gelb durch einander scheinen, und hart seynd, wie saphierstein. NEWHEUSER aller fürnemsten edlengesteinen beschreibung (1621) 2, 116; insgemein werden vier geschlechte der opale gezählet ... 4) katzenauge, oder falscher opal, asteria, pseudoopalus. ... mit diesem aber musz ein anderer stein nicht vermengt werden, den die Deutschen insgemein wehse oder waysel, einige auch einen falschen opal, pseudoopalus und asteria, die Franzosen und Italiener aber girasol nennen. LUDOVICI kaufmannslex. 4, 297; argilla opalus; opalus receptus; orphanus; der gemeine opal; waise, weise, wiese; die oberfläche desselben spielt weit geringer, als bey dem edlen; jedoch ist er bey feinen milchweiszen, gelblichen, gründlichen und bräunlichen farben, welche oft vereinigt vorkommen, mehr oder weniger röthlich durchscheinend. NEMNICH 4, 771; weise, weese, der opal wird so genannt. JACOBSSON 4, 575a; unsere vorältern ... nannten einen opal einen wayse, oder wie sie es schrieben, wese, wehse, weise. LESSING 8, 175 (antiquar. briefe 49). vgl. auch weiselstein.

d) waisen nannten die meistersinger verse, die in derselben strophe keine entsprechung haben: waisen oder blose reimen müssen im gantzen lied gar blosz und ungebunden stehen, sie sind stumpff oder klingend. PUSCHMAN gründl. bericht 7 neudr.; waisen sind gantz blosse verse, welche das gantze gesetz durch leer stehen, auch in den folgenden gesetzen nicht gebunden werden. es mögen solche stumpff oder klingend seyn; und werden nach belieben des tichters gemeiniglich in die mitte, am gebräuchlichsten aber zu end eines gesetzes gebraucht. WAGENSEIL von der meistersinger holdseligen kunst, in: de re civitate Noribergensi p. 522;

was waisen, was mylben
was kleb-sylben.
R. WAGNER 7, 213 (meistersinger).

e) waise heiszt bei NEMNICH 5, 621 die elritze, cyprinus phoxinus; auch in der diminutivform waisle 'ein kleiner schön und bunt gezeichneter fluszfisch; die schuppen sind kaum zu erkennen, daher ist er irrig für glatt gehalten worden'. NEMNICH 2, 1366. nach der nd. nebenform wettling (aus wittling) gehört das wort eigentlich nicht hierher, sondern zu weisz, vgl. mnd. witink, cyprinus alburnus. SCHILLER-LÜBBEN 5, 750.

f) ein ganz anderes wort ist waise 'schlund, kehle', s. waisen und das zweite waisel.


Friede sei mit dir!

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Et libera nos Offline




Beiträge: 655

16.10.2007 22:14
#16 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Zitat von Penta
Welche "Waise" meinst du? ***Leintuch entfernt***
II/1









(wo haste das denn bloß ausgegraben?!)

The Dutchess Offline




Beiträge: 470

16.10.2007 22:19
#17 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Verehrter Penta, ich habe es gelesen, jedes einzelne Wort!


Die Königin bin ich
Die Kristallgrotte - Ein Platz in unserem Herzen

Penta Offline




Beiträge: 60

16.10.2007 22:21
#18 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Zitat von Et libera nos


(wo haste das denn bloß ausgegraben?!)


Das ist der heilige Gral der Germanisten. Hier:

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/

Friede sei mit dir!

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Denska Offline

Gast*


Beiträge: 182

16.10.2007 22:50
#19 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Zitat von Penta
Zitat von Et libera nos
Waise Worte.




Welche "Waise" meinst du?

<blockquote><font size="1">Zitat von Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
WAISE, f. (früher auch m.) pupillus, orphanus.

I. formales.

1) das wort ist auf das deutsche und friesische beschränkt: ahd. weiso GRAFF 1, 1076, mhd. weise, andfränk. weiso, mnd. wese SCHILLER - LÜBBEN 5, 694, ndl. wees, fries. wesa BICHTHOFEN 1144. es schlieszt sich etymologisch am nächsten an an ahd. urwîs \'vertrieben, entartet\', mhd. urwîs \'führerlos\', ahd. wîsan \'meiden\', prät. urweis \'subterfugi\' und gehört weiter mit witwe zu gr. ηιθεος unvermählt, skr. vidh mangel haben an etwas, lat. dividere trennen, viduus leer. grundbedeutung ist also \'der verlassene\' oder \'der beraubte\'. ahd. weiso (weis kommt nicht vor) macht den eindruck eines substantivirten adjectivs (wie kundo, scolo, giloubo u. dgl.) und da mhd. weise prädicativ als adjectiv gebraucht wird als \'entbehrend, beraubt\', könnte man hierin das ursprüngliche erhalten sehen; da aber im ahd. nur das substantiv vorkommt als \'pupillus, orphanus\', wird der adjectivische gebrauch daraus abgeleitet werden müssen (mit erweiterter bedeutung). die noch im nhd. vorkommende attributive verwendung des wortes ist sicher unursprünglich. -- die schreibung ist im älteren nhd. noch schwankend: DIEFENBACH gl. 399b orbus, eyn weyse, wese, weisz, 401b orphanus, eyn weyse, weysen, weysel, wais, weisze, weisz, waisz, wysze, wisel, wese, 473b pupillus, weiso, weise, waise, weis, waysz, wyese; nov. gl. 273a orbus, eyn waisz, 274a orphanus, wese, vater waisz, 309b pupillus, ein waiჳ muterhalb. die schreibung mit ai findet sich zunächst in den bairisch-österreichischen quellen; dann hat LUTHER (unter

Bd. 27, Sp. 1044

einflusz der kanzleisprache?) sie angenommen, um das wort von weise \'sapiens\' zu unterscheiden (darnach auch CLAJUS 11 Weidling). die ältere schreibung kommt aber im 16. jahrh. noch vor, z. b. weis REBHUN hochz. zu Cana 1, 28 Palm; weysz ALBERUS dict. F 3a (daneben wais hh 3a); weysz vatters halben, pupillus, orphanus. DASYPODIUS 458b; weiszle, weiszling MAALER 488b; weisz AYRER 1664 Keller. die schreibung mit ai überwiegt aber (daneben mit äi, ay) und kommt im 17. jahrh. fast ausschlieszlich vor, z. b. wais bei RITTER, waisz bei HULSIUS 272, wäise bei GUEINTZ, waise bei SCHOTTEL und BÖDIKER B 3b (die formen der wörterbücher s. u. 2); auffallend ist, dasz GOTTSCHED sprachkunst 147 die weysen \'orphani\' verlangt, während ADELUNG die übliche schreibung zwar für oberdeutsch erklärt, aber nicht bekämpft. ebenfalls unter LUTHERS einflusz hat auch das zweisilbige waise die einsilbige form, die im 16. und am anfang des 17. jahrh. bei Süddeutschen gewöhnlich ist (s. oben), verdrängt; doch steht wais noch bei KRÄMER 1206a und bei HARSDÖRFER ars apophth. 9, wäis bei CASTELLI 342b und ein vereinzeltes waisz begegnet noch bei SCHILLER 1, 43. selten überträgt sich vom nom. aus starke flexion auf die andern casus: solches yblverhalten eines waiss. stiftbrief der waisenknabenstiftung zu Lambach (1720), archiv f. d. gesch. d. diöcese Linz 1, 138.

2) das ahd. masc. weiso hat keine weibliche form neben sich und auch mhd. weise wird nur als masc. gebraucht, selbst wenn es sich auf ein weibliches wesen bezieht:

sô enweiჳ ich wer ich bin,
wan ein verschaffner weise,
diu manege grôჳe freise
durch sînen willen hât erliten.
K. FLECK Flore 7127;

si sprach ...
mîn vater Tampenteire
lieჳ mich armen weisen
in vorhteclîchen vreisen.
W. V. ESCHENBACH Parzival 194, 19;

nû muoჳ mich immer riwen
der klâre, süeჳe weise:
an der selben reise
her Karlot niht vermeit,
für daჳ kastel er dô reit,
dâ man die magt ûf het.
durch sîn drô und durch sîn bet
antwurte man die klârn,
kunic Mehtfrides barn,
dem Karloten und daჳ hûs.
OTTOKAR österr. reimchron. 943 Seemüller.
auch im 16. und 17. jahrh. wird waise fast ausschlieszlich als masc. gebraucht: ein weysz ALBERUS dict. F 3a; waise, m. pupillus SCHOTTEL 1439; wais, waisling, m. orfano, pupillo KRÄMER 1206a; der waise STIELER 2408; wäis, m. CASTELLI 342b; der herr ... schafft recht dem waisen und widwen, und hat die frembdlingen lieb. 5 Mos. 10, 18; der frembdling, und der waise, und die widwen die in deinem thor sind. 14, 29; du solt das recht des frembdlingen und des waisen nicht beugen. 24, 17; so soltu dem Leviten, dem frembdlingen, dem waisen, und den widwen geben, das sie essen in deinem thor und sat werden. 26, 12; ir fallet über einen armen waisen, und grabt ewern nehesten gruben. Hiob 6, 27; sie reissen das kind von den brüsten, und machens zum waisen. 24, 9; hab ich meinen bissen allein gessen, und nicht der waise auch davon gessen? 31, 17; derselb gerhab hab in kurczer zeit des waisen gut under sich bracht, und der wais sey im schuldig worden 300 pfd. dn. copeybuch der stat Wienn 41 (fontes rer. Austr. 2, 7); so wird doch dem waysen khain ander vormund ... durch den richter zůgestelt. Justinianischer instituten warhaffte dolmetschung durch ORTHOLPH FUCHSPERGER (Augsb. 1536) buch 1, tit. 21, 5;

gnediger herr, das kind ich bring ...
die (witwe) bittet auff höchsten vertrawen,
ir wölt euch den waysen gemein
trewlich lassen befolhen sein.
H. SACHS 16, 65, 22 Keller-Götze;

zu dir seufftze ich und begere deiner, wie ein gantz freundlicher wayse, von dem sein vatter hinweg gangen. J. SCHWAYGER drey büchlein des h. Augustini (1571) 264 (meditationes); du wirst des waysen helffer seyn. 270; es ist kein wais, dem vatter und mutter gestorben, sondern dem die eltern nichts haben lernen lassen. HARSDÖRFER ars apophth. 9; trage vor einen vaterlosen waysen sorge, und fürchte dich vor den seufftzen, die aus seinem beklemten hertzen hervor steigen. OLEARIUS pers. baumgarten 8 (1, 7).
das masc. ist auch für weibliche wesen im älteren nhd. noch üblich:

dann sie der eldern halbn ist zwar
ein armer weis, verlassen gar.
REBHUN hochz. zu Cana 1, 28 Palm;

Bd. 27, Sp. 1045


mein eltern giengen mir (Hester) zeitlich ab,
verliessen mir nit grosses gut ...
desz bin ich ein elender waysz.
H. SACHS 15, 99, 16 Keller-Götze;

(Hermina, des königs tochter sagt:)
wo soll ich hin?
ich armer, betrübter, verlassener weisz?
AYRER 1664 Keller;

deszgleichen sollen auch durch ehrliche weiber, die jahr eines wäisen weibliches geschlecht, umb erhaltung mehrer zucht und scham willen, auszgesucht werden. das behmische recht (von Prag, 1592) M 38. daneben wird aber auch nach geschlechtern geschieden (was auch bei ndl. wees üblich ist), so dasz, wie im lat. pupilla neben pupillus steht, in bezug auf frauen die waise gebraucht wird:

was klagt ihr (jungfrau) aber viel ümm euch?
die gantze christenheit
ist itzund einer wäysen gleich
und ächzet ümm ihr leid.
FLEMING 314;

jedoch, so eine waise, und jungfrau ... sich vor erreichung des 15. jahres verehelichte. vollständige teutsche stadt-recht im erb-königreich Böheim (1720) 225.
schlieszlich wird dann das wort, unter dem einflusz von witwe, mit dem waise im plural oft verbunden wird, auch ganz als fem. behandelt. im 18. jahrh. kommt der gebrauch des wortes als masc., nach dem natürlichen geschlecht und als fem. neben einander vor; das letztere bei Mittel- und Norddeutschen, von denen aber viele, wie die Süddeutschen fast durchweg, das masc. verwenden. auffallend früh erscheint das fem. in den wörterbüchern: orfelin, eine wäise. RÄDLEIN franz.-d. 579 (im d.-franz. theil ohne genusangabe: wäise, oder wäisen-kind, wäisling, ein kind so seine eltern verlohren hat, orfelin. 1027); die wäise, ein vater- und mutterlos kind, ein waisenkind, an orphan. LUDWIG 2371; die wayse, pupillus, orphanus. STEINBACH 2, 950; waise, f., waisenkind, waislein, orphelin, orpheline. RONDEAU. dagegen sagt FRISCH: eine (l. ein) waise steht sonst nur im masculino wie orphanus, man mag von männlichen oder weiblichen geschlecht reden, aber es haben einige auch im foeminino ein (l. eine) waise, welches bequem ist, wann man wie im latein pupillus und pupilla gebrauchen will, da man als von ansehnlicher leute kinder, nicht waisen-knab und waisen-mädgen sagen mag. 2, 418a. auch NIEREMBERGER hat der waise, kind so keine ältern oder keinen vater hat, orphanus, parentibus orbus. nach ADELUNG gebraucht man das wort im hochdeutschen am häufigsten als fem., so dasz auch der knabe eine waise ist; in andern gegenden aber unterscheide man nach geschlechtern. ähnlich spricht sich noch CAMPE aus. in der litteratur ist in der 1. hälfte des 18. jahrh. das masc. überall zu finden (auch in Mittel- und Norddeutschland, wo das masc. wol als richtiger galt, während die volkssprache nach dem zeugnis der wörterbücher das fem. hatte), aber auch noch später bei WIELAND, KLOPSTOCK, HERDER, BÜRGER, GOTTER, LENZ, SCHUBART, SCHILLER, F. V. SCHLEGEL:

(gott) von dem die wittwe rath, der wäyse schutz verspühret.
CANITZ ged. 2 (1734) 183;

die stadt wurd öd und wüst durch seine (des arztes) meisterstücke.
ein waise fordert hier den vater ihm zurücke;
ein bruder weinet dort um seines bruders mord.
DROLLINGER 167;

so lebe, dasz dich einst die späten enkel preisen,
dein tod den staat betrübt, und macht dein volk zum waysen.
HALLER ged. (1757) 117;

der löw ist todt; was fürchten wir?
der waise (sein sohn) musz sich schon bequemen,
und ihn beklag ich in der that.
HAGEDORN 2, 131;

auch arme finden schutz; man hört des waysen flehen;
der reiche hat nicht immer recht.
UZ werke 421 (120, 67) neudr.;

so zeigt der wohlthat frucht sich nicht im augenblick;
itzt leget sie den grund zu eines waisen glück.
GELLERT 2, 11;

vielleicht ein heilsam gut, wovon die welt genieszt, ...
wovon du arme nahrst. und im verlassnen waisen
einst einen bürger zieh\'st, den späte sohne preisen.
WIELAND suppl. 1, 264 (natur d. dinge 6, 159);

sollte um seinen entschlafenen könig nicht thränen der wehmuth
lange vergieszen ein volk, welchem die wittwe nicht weint?
ach, um einen könig, von dem der waise, des dankes
zähren im aug\', oft kam, lange nicht klagen sein volk?
KLOPSTOCK 1, 201 (Rothschilds gräber);

mach\'
zum waisen nicht dies kind, zur witwe nicht
dein weib!
BÜRGER 174a (Il. 6, 432);

er hat einen vater, und ist doch ein waise.
306b;

verlassen, wehrlos, fleht der arme waise
um schutz, um leben nur!
GOTTER 2, 286;

Bd. 27, Sp. 1046


habt ihr (fürsten), wenn der junge waise
vor euch klagte, auch gehört?
SCHUBART 1, 234;

(ein fürst,) der dem waisen und der noth
willig seine hände both.
1, 235;

must nicht so jammern,
kleiner waise, du!
2, 29;

tod ist mein vater, als ein waise
irr\' ich umher.
2, 42;

ja, eroberer, ja, -- du wirst unsterblich seyn.
röchelnd hofft es der greis, du wirst unsterblich seyn,
und der waisz, und die wittwe
hoffen, du wirst unsterblich seyn.
SCHILLER 1, 42;

verlerne nicht, die hand zu preisen,
die an des lebens ödem strand
den weinenden verlassnen waisen,
des wilden zufalls beute, fand.
6, 265 (künstler);

oder wollt ihr, dasz die gattinn
eures ehrenvollsten feldherrn
ihm den erstgebohrnen bringe,
einen waisen, vaterlos?
HERDER 28, 435 (Cid 19) Suphan;

traurig und elend ging der junge löwe, der arme,
jetzt ein verstoszner wais\' aus seinem erblichen reiche
in die wüste.
29, 575 (von 1792);

der reinen jungfrau keuschheit zu bewält\'gen,
an sich zu reiszen eines waisen erb\',
gewohntes recht der wittwe abzuprassen.
Shakespeare Heinrich VI. 2, 5, 1;

dasz Marull von seinem vermögen einen waisen kann erziehen lassen. GELLERT 6, 224; ihr unglücklicher verstoszener sohn. aber gott hat sich meiner als eines armen waisen angenommen. LENZ 1, 83; umsonst ruft der gedrückte waise meinen beystand an. Anti-Pope (1776) 130; das wohl des waisen. Josephs II. gesetze 1786 s. 112; er zeigte ... einen gewissen adel und stolz, der ... dem armen aufgegriffenen waisen, der von wohlthaten lebte, nicht recht zuzukommen schien. SCHILLER 15, 1, 154 (kinder des hauses).
von mädchen pflegt allerdings das fem. gebraucht zu werden; doch kommt auch hier das masc. bei Oberdeutschen vor: sie war eine waise, ohne vermögen. RABENER 4 (1754), 18; Julie. eine waise. SCHUBART 2, 12 (aber 27 sagt Julie:

wer wird mir armen weisen
nun vater seyn?).

LESSING kennt nur die wayse: itzt wenigstens wird es von beiden (knaben und mädchen) gebraucht, und zwar von beiden als ein wort weiblichen geschlechts: wir sagen \'dieser knabe ist eine wayse, er ward sehr jung zur wayse\'. doch das war ehedem allerdings anders, und man brauchte das wort im männlichen geschlechte; ob schon nicht blos für das männliche geschlecht. 8, 175 (antiquar. briefe 49). entsprechend sagt er von einem knaben: wollen sie, dasz ich die unerzogene wayse meines freundes bestehlen soll? 1, 518 (Minna 1, 6). auch sonst ist gegen ende des 18. jahrh. die waise nicht selten:

uns ächzte, nah dem hungertod,
der waise bleicher mund.
VOSS 4, 36 (von 1774);

du (ein knabe) bist nicht allein eine vaterlose, sondern, wenn schon deine mutter noch lebt, auch eine mutterlose waise. ENGEL 7, 55 (der edelknabe); dasz er, als eine waise, nur durch die gaben, mit denen die natur ihn so reichlich beschenkt hätte, das ersetzen könnte, was ihm vom glück und schicksal vorenthalten wäre. KLINGER 8, 140 (gesch. eines Teutschen) (daneben: Ferdinand ist ein armer waise. 8, 28);

der waise klagen dringen
nicht in der tiefe grund.
SALIS ged. 4 49.

GÖTHE gebraucht die waise nicht allein von mädchen, z. b.:

warum weinst du, junge waise?
1, 155,

sondern auch von knaben: es (der verwaiste) ist keine waise mehr, wenn ihr wollt. 21, 33 (W. Meisters wanderj. 1, 2).
doch ist auch im 19. jahrh. der waise noch nicht verschollen; es kommt, namentlich bei Oberdeutschen, bis auf die neueste zeit vor: Wilson fieng des morgens ein ausgeflogenes (junges der roten prachtmeise), ... setzte es in einen käfig und hieng es in den garten, in die nähe des nestes von truppenvögeln, welche auch junge hatten, in der hoffnung, dasz sie sich des jammernden waisen annehmen würden. OKEN 7, 252; wie sie mein mädle von meinem ersten weib plagt und den waisen, den ich aus dem heiligen in der kost hab\'. HERM. KURZ der Sonnenwirth 1, 107; das geheimnisz, welches ich heute erfahren werde, macht mich, den heimatlosen waisen, vielleicht zum glücklichsten menschen der welt. BODENSTEDT 1001 tag im Orient 2, 301;

einen waisen, gramdurchzogen,
wiegtest du (Dnjepr) auf deinem schoosz.
304;

Bd. 27, Sp. 1047

in eine familie, wo solche frevel geschehen, läszt man keinen waisen heiraten. K. E. FRANZOS der Pojaz 213. mundartlich ist das masc. bezeugt aus dem bairischen. SCHMELLER2 2, 1020, dagegen gibt HUNZIKER 291 für den Aargau das fem. an.
vereinzelt kommt das wort auch als neutr. vor, wol unter dem einflusz mundartlicher diminutivbildungen: die wittwe und das wais wurden beraubt. WEKHRLIN paragrafen 1 (1791), 276 (aus einer jüdischen schrift); vgl.: ach, sie wüszten es nicht, wie es einer armen waise zu muthe sei, das (in der ausg. von 1850 welche) der vater nie auf dem schosze gehabt, die mutter nie geküszt! GOTTHELF Uli der knecht (1841) 309.

3) in den jetzigen mundarten wird das einfache waise wenig mehr gebraucht. es scheint das für das Ober- und Niederdeutsche gleichmäszig zu gelten. in nd. idiotiken des 18. jahrh. wird wese angeführt brem. wb. 5, 240. DÄHNERT 547, TEN DOORNKAAT KOOLMAN 3, 543 bemerkt aber, dasz das wort selten gebraucht werde. im obd. stehen neben dem einfachen wort (vgl. auch cimbr. boasz SCHMELLER 174) häufiger diminutivbildungen mit dem l - suffix: schweiz. weisli, bair. wasel, waserl, in Gottschee boisle SCHRÖER 499, die dann für beide geschlechter giltig sind. die formen waisel, waislein (daneben auch weisling) treten in der älteren litteratur häufig auf (in der Züricher bibel steht an den meisten stellen weiszlin für waise bei LUTHER) und vertreten in süddeutschen wörterbüchern zuweilen ganz die stelle des einfachen wortes: MAALER 488b hat nur weiszle, weiszling, SCHÖNSLEDER Kk 4b nur waisel, waisele, DENTZLER 2, 341a nur wäislein und selbst KIRSCH im lat.-deutschen theil für orphanus, pupillus nur wayslein. jetzt sind diese diminutiva in der schriftsprache zurückgewichen. sehr üblich ist, in ober- und niederdeutschen mundarten, wie auch schriftsprachlich, die umschreibung von waise durch waisenkind; angegeben wird wayslkhent (pl. waysekhentr) aus Kolmar HENRY 235, wēsekand aus Luxemburg GANGLER 478, weisenkint aus Waldeck BAUER-COLLITZ 113. wo die geschlechter unterschieden werden sollen, wird auch waisenknabe und waisenmädchen gebraucht.

II. gebrauch.

1) waise ist zunächst ein rechtlicher begriff. es bezeichnet in der alten sprache einen knaben oder ein mädchen, die ihre eltern oder wenigstens den vater durch den tod verloren haben und daher bis zur mündigkeit unter vormundschaft stehen; seltener wird die benennung auch auf erwachsene ausgedehnt: eჳ haissent all lewt waisen, wie alt sew sind, die nicht vater und můter habent. steiermärk. landrecht art. 62 Bischoff. der gewöhnliche sprachgebrauch legt bei waise das hauptgewicht darauf, dasz das kind der elterlichen pflege entbehren musz. so heiszt es z. b. von dem ausgesetzten Gregorius:

der ellende weise ...
mit einem süeჳen munde
sô lachte er den abbet an.
HARTM. V. AUE Gregorius 1035 Paul.
es kann auch von einem kind gebraucht werden, das nur die mutter verloren hat:

do si des chindes genas,vil sciere ir ente was ...
do der geleidegot manvon deme grabe hine heim chom,
er nam an sinen armdaჳ sin vil luzzele barn
den weisen Benomin:den hieჳ er Beniamin.
genesis, fundgr. 2, 52, 2;

Joseph ne weiჳ ich ware chom,Simeon lît gebunten.
nu sol ich senten minen weisen (den mutterlosen Benjamin) ze des ellentes freisen.
64, 36;

do daჳ kint geborn wartdeu shone můter ime sturb.
do ilten di ammenden wenigen weisen nennen.
DIEMER d. ged. 31, 12 (bücher Mosis);

\'ey du klainer wayse!\'
sprach er (der vater) zu dem kindelein
\'du hast di lieben muter dein
ze fru pey namen verloren\'.
H. V. NEUSTADT Apollonius 7140 Singer.
es steht in der neueren sprache auch von einem kind, das von vater oder mutter verlassen ist:

(die von Jason verlassene Medea sagt:)
o, du, des ehelichen bundes
beschützerinn! des meineids rächerinn!
verlassener waisen mutter!
allmächtige Juno!
GOTTER 2, 488;

weib, wo ist mein vater? lallte
seiner unschuld stumme donnersprach,
weib, wo ist dein gatte? hallte
jeder winkel meines herzens nach --
weh, umsonst wirst waise du ihn suchen,
der vielleicht schon andre kinder herzt,
wirst der stunde unsrer wollust fluchen,
wenn dich einst der name bastard schwärzt.
SCHILLER 1, 228 (die kindermörderin);

dort (im bade) wandelt meine frau, und läszt mir sieben waysen.
6, 31 (die berühmte frau).

Bd. 27, Sp. 1048


zur genaueren bezeichnung dienen die ausdrücke vaterlose (s. oben sp. 1044 bei OLEARIUS), mutterlose (s. oben sp. 1046 die stelle aus ENGEL), elternlose waise:

wie jung ich sei und vater schon und mutter
verlieren muszte, älternlose waise.
TIECK 2, 85 (Genoveva);

Andreas Pochmann ebendaselbst war als elternlose waise ... von den Kroaten geraubt worden. FREYTAG 20, 118 (bilder 3, 3). oder auch vater-, mutter-, doppelwaise:

ihr vater-wäysen ihr, beweint die liebe leiche,
indem ich (das vaterland) vater-losz in todtes-angst erbleiche.
A. GRYPHIUS (1698) 2, 40 (begrähnisgedichte);

ich muste vaters treu im fünfften jahr entrathen ...
die jahre lauffen fort, nach zehnen zehl ich sieben,
als ich zum andern mahl bin vater-wäise blieben.
mein pflege-vater stirbt.
V. ABSCHATZ himmel-schlüssel 146.

in der älteren sprache auch waise vater-, mutterhalb: weisz vatters halben. DASYPODIUS 458b;

der seite mir dit mêre,
daჳ ein schûler wêre, ...
der was ein weise vaterhalp.
H. KLUSENER Marienlegende 71, Bartschs md. ged. s. 3;

nach dem sie můtterhalb ein weysze wer. SCHÖFERLIN Livius (Mainz, Schöffer 1514) 44a (s. auch oben sp. 1043 bei DIEFENBACH); ein weis der eldern halbn bei REBHUN (oben sp. 1044). eigenthümlich ist busenweise, posthumus bei HENISCH 570, 6.
waise mit dem possessivpronomen geht auf die von vater oder mutter zurückgelassenen (verlassenen): und niemand müsse im guts thun, und niemand erbarme sich seiner waisen. ps. 109, 12;

dich begrüszt die junge wittib freundlich,
und läszt durch diesz blatt dich höchlich bitten,
dasz, wenn dich die Suaten herbegleiten,
du mir einen langen schleier bringest,
dasz ich mich vor Asons (des mannes) haus verhülle,
meine lieben waisen nicht erblicke.
GÖTHE 2, 53.

oder auf die einem der beiden theile verbleibenden:

zücht haim, zücht haim, trut fröwli zart,
und tröstend üweri waisen,
und nemend bisz jar ain andern man
und vergeszend üwers laides!
UHLAND volksl. 297;

man sagt iez vil vom kaiser,
er well dir nemen das dein,
well es dein klainen waisen
gewaltig geben ein;
ich trew im wol er werds nit tůn,
ich hoff er nem die můtter
und fu̔r si den kindern haim.
485;

ich glaubte nichts als die letzten flammen eines verliebten wittwers wahrzunehmen, welcher aus liebe zu seinen armen waysen zu guter letzt noch einmal zärtlich thut. RABENER 3, 185. vgl. auch: ein vormund ist schuldig für seine wäisen zu sorgen, a tutor is bound to take due care for his pupils. LUDWIG 2371.
waise wird auch von einem thierjungen gesagt, das seine mutter verloren hat. V. TRAIN waidmanns neue practica 1, 311.

2) waise sein, werden, zur waise werden, machen:

wie si mîn herze meinet
und nâch ir hulden weinet,
alsô nâch trôste kleiniu kint,
die dürftic unde weisen sint.
ULR. V. LICHTENSTEIN 149, 10;

ze Brunne man den kunic vant,
der niulich weis was worden.
OTTOKAR österr. reimchron. 86688 Seemüller;

das ich euch mit dem schwert tödte, und ewre weiber widwen, und ewre kinder waisen werden. 2 Mos. 22, 23; seine kinder müssen waisen werden und sein weib eine widwin. ps. 109, 9; sie reissen das kind von den brüsten und machens zum waisen. Hiob 24, 9; ich ... wil mein volck, so von seinem wesen sich nicht bekeren wil, zu eitel waisen machen und umbbringen. Jerem. 15, 7;

aber erbarme dich nun, und bleib\' allhier auf dem thurme!
mache nicht zur waise das kind, und zur wittwe die gattin!
VOSS Ilias 6, 432;

orbare, weyszen machen. DIEFENBACH gl. 199a. vom richter heiszt es: ich mache uwir kynt tzu weysen und uwir wyb tzu wittewen. Kulmisches recht 5, 23 Lemann; ich steen hudt zu tage hie und beneime Heintze oder Kuntzen in landrechte und teylen das wyp eyn witwe und kynde weysen und syn gudt den rechten erben. weisth. 4, 575 (Rheingau 1324).
beliebt ist die verbindung arme waise: eine arme waise, un pauvre orphelin. RONDEAU;

Bd. 27, Sp. 1049



o wol du heiliger kaiser,
richte den armen waisen.
zu dir rufent di kint,
der vetere verraten (und getötet) sint.
Rolandslied 307, 23 Grimm;

welher furtter umb ein blutruns uszsweret, der sol vor dem halben jore nit wider inngelassen werden .., er gebe dan vor den armen weysen 1 £ D oder sy aber darumb mit iren pflegern uberkomen, daran sie ein benugen haben ungeverlich. urkundenbuch der stadt Straszburg 4, 2, 87, 24 (1322); das seind wol arme wäysen zu achten, welche ihre eltern nichts haben lernen lassen, ob schon die eltern noch im leben sind. LEHMANN 191, 14.
auch sonst wird gern auf das elend und die bedrückung der waisen angespielt:

in diჳ lant hât er gesprochen
einen angeslîchen tac,
dâ diu witwe wirt gerochen
und der weise klagen mac
und der arme den gewalt
der dâ wirt mit ime gestalt.
WALTHER 16, 11;

wer eine blut\'ge thränenfluth
aus wittwenaugen preszt.
und seinen fetten wanst vom blut
zertretner waisen mäst\'t.
SCHUBART 1, 197;

er (der minister) hatte sich aus dem pöbelstaub zu seinem ersten günstling empor geschmeichelt, der fall seines nachbars war seiner hoheit schemel -- tränen der waisen huben ihn auf. SCHILLER 2, 103 (räuber 2, 3);

bescirmen die weisen,
die gevangen losen.
AVA antichrist 213 Piper.
gott heiszt ein vater der waisen: súndige werdent ferstôჳen fóne sînemo ánasiûne, der weîson fáter ist unde wítwon ríhtet (patris orphanorum et judicis viduarum). NOTKER ps. 67, 6; der ein vater ist der waisen, und ein richter der widwen. ps. 68, 6;

künec aller keiser,
vater aller weisen,
sîn hantgetât erlôste.
HERGER, minnesangs frühling 30, 23;

doch megt ir, vrowe, noch geleben
vil manegen frœlîchen tac.swaჳ iwer fröuden an den lac
die ze den Hiunen sint erslagen,die müeჳt ir alle verklagen,
wan got der weisen vater ist.
klage 1605;

die waisen zu Rosenhaida,
die rangen die händlein drob,
bis sie der vater der waisen
zu sich empor auch hob.
A. GRÜN 1, 310.
sehr häufig ist die verbindung witwen und waisen, die zusammen als bedrückte oder hilfsbedürftige genannt werden: gott verheisset der wittwen und wäisen vater zu seyn, le père des veuves et des orphelins. RÄDLEIN 1027a; sich der armen witwen und wäisen annehmen, to take care of poor widows and orphans. LUDWIG 2371; sich der wittwen und waisen annehmen, protéger la veuve et l\'orphelin. RONDEAU; wituben und waisen und chint, die hinz irn jaren nicht chömen sint, und pfaffen und gaistlichen leuten, den sol der richter anweiser geben, daჳ sie zuo irn rechten dester paჳ chömen. Münchener stadtrecht 120 Auer; fortan sall unser gnediger herr beschurren (?) und beschirmen witwen und weisen. weisthümer der Rheinprovinz 1, 1, 208, 26 (1538) Lörsch; o herr, du ewiger könig, verleihe ... den witwen und waisen underhaltung. J. SCHWAYGER drey büchlein des h. Augustini (1571) 258 (meditationes); dadurch offtmals wittben und wäisen in armut gesetzt und betrübt werden. SCHUPP schriften 271; ich lobe sie, dasz sie einen mann dem spotte preis geben, den die thränen so vieler wittwen und waisen noch nicht zur reue ... gebracht haben. RABENER 1 (1751), vorbericht 66; (es sollte) von der billigkeit, sich der wittwen und waisen anzunehmen, gehandelt werden. 2, 89;

weh aber dem, der thaler nimpt
zu hindern was das recht bestimpt
und arme witwen oder wäysn
mit practickn thut ins elend weisn.
RINGWALD laut. warh. (1598) 248.

seltener umgestellt waisen und witwen:

als ein lamb ginc her untir diurftigin ...
weisin unti widewin,
die lobitin wole sînin siddi.
Annolied 605 Rödiger;

waisen und wittwen, unterdrückte, geplagte heulen zu ihm (gott) auf. SCHILLER 2, 181 (räuber 5, 1);

mit dem räuber zieht sie (Fortuna) aus zum raube;
selbst dem mörder führt sie oft den stahl.
wie sie rupft dem habicht lamm und taube,
zupft sie jenem wais\' und witwe kahl.
BÜRGER 57a.

Bd. 27, Sp. 1050

vgl. auch: wo die handlung blühen soll, musz die richterliche hülfe sich weder durch die thränen der wittwe noch durch das geschrey der waisen aufhalten lassen. MÖSER patr. phant. 2, 207;

seid gottes diener, ehret reine fraun,
die wittwen schätzet und die waisen schirmt,
der unschuld helfet und das unrecht straft!
UHLAND Ludwig d. B. 3, 2.
witwen und waisen machen durch kriegerische thaten, tyrannei: und haben also gros unrecht vielen leuten gethan und unschuldig blut vergossen, widwen und waysen gemacht. LUTHER 19, 631 Weim. ausg.;

das sie nit me widder einander kriegen oder reisen
und under en selbes nit me machen witwen und weisen.
mahnung der christenheit wider die Türken (1454) 34 Joachim;

wenn sie dir raten so verr zu reisen
dar mit man macht witwen und weisen.
fastnachtsp. 291, 16;

durch kriegen und schedliches reisen,
darzů gemacht witwen und weisen.
MURNER schelmenzunft 40, 26 neudr.

3) übertragener gebrauch. waise steht bildlich von einer person, die von den ihrigen verlassen ist, hilflos und in bedrängter lage dasteht. dieser gebrauch ist namentlich von der biblischen sprache ausgegangen und kommt seit OTFRID besonders in der dichtung vor. früher ist dabei mehrfach die form des vergleichs gewählt:

mir ist verspart der sælden tor:
dâ stên ich als ein weise vor.
WALTHER 20, 32;

du (Maria) wilt uns laჳen bliben hie
als die armen weisen,
unde wilt so hin reisen
zu dime kinde an gemach.
passional 124, 26 Hahn;

wene herze wenent ougen ...
wande ich han min liep furlorn,
das mir was vor alme liebe
har an dise welt ercorn.
ich gan umbe alsam ein weise
und suoche mins herzen trost,
der mich von der hellen freise
an deme cruce hat erlost.
WACKERNAGEL altd. lesebuch 5 1179, 15 (14. jahrh.);

man gibt im (Isaak) als was er begert.
vatter und mutter hecht im an.
dich (Ismael) lest man als ein waisen gan.
er ist der liebe sohn im hausz.
H. SACHS 10, 44, 10 Keller.
häufiger ohne ausgeführten vergleich, z. b. von jemand, der aus seiner heimat ausgestoszen ist, von schülern, denen der meister entrissen ist, von ihres besitzthums beraubten u. dgl.:

nu birun wir mornêntemit sêru hiar in lante,
in managfaltên wuntônbî unserên suntôn;
arabeiti manegosint uns hiar io garawo,
ni wollen heim wîsônwir wênegon weison.
OTFRID 1, 18, 24;

ni lâჳu ih iwih weison,ih iwer avur wîsôn.
4, 15, 47;

do was sin muoter Mariaunde endereu sineu hiwen,
er sprach: îch nelaჳe iuch niht weisenin dirre ellenden freisen,
ich chume widere zu iu.
DIEMER d. ged. 270, 15 (leben Jesu);

Christus ist umbe iûh worden arm unde wêiso (egenus et pupillus). NOTKER ps. 81, 2; unser erbe ist den frembden zu teil worden, und unser heuser den auslendern. wir sind waisen, und haben keinen vater, unser mütter sind wie widwen. klagel. Jerem. 5, 3; (Christus zu den jüngern) ich wil euch nicht waisen lassen, ich kome zu euch. ev. Joh. 14, 18; und (Fabius) bat, dasz sie seinen sůn vor strengigkeyt des dictators behütten, sein alter ehren und in nit zum weisen machen wo̔lten (aetas mea cui orbitatem paras). Livius von SCHÖFFERLIN (Mainz bei Schöffer, 1530) 79b; sie haben uns recht als waisen zurückgelassen. KAROLINE HERDER an Hartknoch (von und an Herder 2, 54); alle, alle wesen stehen in diesem ewigen sturm, den nichts regiert, als gekrümmte waisen da. J. PAUL an Herder (aus Herders nachlasz 1, 351); bei den geschlossenheiten sind von jeher die schüler nach dem hintritt des lehrers, und die jünger nach dem abscheiden des meisters waisen geworden. JAHN merke 27;

du (Rhein) sahst zuerst erhöht des reiches schild,
des reichs, nach dem wir fromm noch heut begehren,
wir waisen nun im eignen vaterlande
ruhmlos zertheilt, wie du zuletzt im sande.
GEIBEL 2, 246 (Julian);

die hand, schon zum ergreifen ausgestreckt,
verschlosz sich plötzlich und zu boden fiel
des reiches apfel.waisen blieben wir,
wie wirs gewesen drei und vierzig jahr.
4, 203 (heroldsrufe).

Bd. 27, Sp. 1051


waise steht auch von dingen: sollt ich in Italien sterben, wird man alle meine papiere ihnen einhändigen, und sie mögen sich hernach der rückgelassenen waisen annehmen. FR. MÜLLER Fausts leben 9, 16 (1. th. widm.) neudr.; flugschriften .., die nur zu häufig als ausgesetzte kinder in der welt umherirren, und wo es auf glück, zufall und barmherzige liebe ankommt, ob dann später ein sorgsamer pfleger die waisen in ein findelhaus sammelt. JAHN merke X;

soll ich von euch, ihr kinder. hellen lichter (sterne),
luft, wasser, was ihr mir vertrautet, sprechen?
ruft ihr unmündge waisen mich zum dichter?
TIECK ged. 1, 213.

4) auf diese übertragene verwendung ist es zurückzuführen, wenn in der mhd. dichtersprache, meist in prädicativem gebrauch und mit abhängigem genetiv, weise in der bedeutung von \'entbehrend, entblöszt\' vorkommt. der zusammenhang ist deutlich, wenn der unbestimmte artikel vorausgeht:

jane dorft in niht ellenden
der dâ was witze ein weise.
sus dolter freude und eise,
tumpheit er wênc gein in enkalt.
W. V. ESCHENBACH Parzival 169, 9;

herzenlîche wart geklagt
von in sîn strîtes reise.
der werdekeit ein weise
wart nu diu tavelrunder.
335, 8;

wâ sprüche sam die rôsen clâr,
wâ sinnic satz, wâ vündic sin?
der aller ich ein weise bin.
H. V. FREIBERG Tristan 6 Bechstein;

her Tristan der kurteise,
der valscheit ein weise.
1350.

noch im 16. jahrh. in alterthümlicher wendung: wie dan her Wolfram von Eschimbach und vil ander maisterlich und kunstreich man, der kunst ich ain wais bin, ir gedicht gesetzt. WILWOLT V. SCHAUMBURG 5 Keller. anstatt des gen. anreihung des subst. mit vor:

ich was vor trûren gar ein weise.
vreud in dem herzen sanfte tuot.
ULR. V. LICHTENSTEIN 402, 12.

auch der weise kommt so vereinzelt vor:

vil vro der bischof do wart ...
daჳ der gotes weise
an rechten wec wider quam.
passional 134, 74 Köpke.
der unbestimmte artikel fehlt, wenn weise nicht auf eine person geht:

nû ist niemen mir bekant
über al diჳ unsælige lant,
der dise lêre künde hie,
wan dînes vater vorhte nie
dekeinen hie belieben lîeჳ,
wan er sie verderben hieჳ
mit maniger grôჳen vreise.
des ist daჳ rîche weise
der selben süeჳen lêre.
RUD. V. EMS Barlaam 137, 38;

sorge ist dînhalp nu weise (sorge ist von dir weggegangen).
swaჳ der plânêten reise
umblouft, [und] ir schîn bedecket,
des sint dir zil gestecket
ze reichen und zerwerben.
W. V. ESCHENBACH Parzival 782, 17.

weise werden mit abhängigem genetiv \'beraubt werden\':

daჳ sî vorhte werden weise
des aller liebesten man
den ie frouwe gewan:
wan eჳ stuont im angestlîchen.
HARTM. V. AUE Erec 3137.
der adjectivische charakter des wortes ist weiter ausgebildet, wenn es absolut steht (doch könnte an den beiden folgenden stellen auch an den bildlichen gebrauch des subst. gedacht werden):

hunger, durst, ich was gast,
iuwer helfe mir dar zuo gebrast.
ich was weise (B für siech der andern handschr.) und nacket gar,
des nâmet ir vil lützel war.
FREIDANK 2 178, 18;

site pflag er (der könig) gar vil lasterliche ...
er wart vertriben,
und weise beliben,
wan daჳ von im sit ein beჳჳer mære wart geseit.
minnesinger 2, 161a Hagen.
im nhd. kommt waise mit dem genetiv nicht mehr vor, abgesehen von gelehrter erneuerung des älteren gebrauchs:

da sitzt auch Sigyn unsanfter geberde,
des gatten waise.
SIMROCK altd. leseb. 20.

Bd. 27, Sp. 1052


eigenthümlich ist ein waise lassen \'im stich lassen\' bei CLAUDIUS, das auf die biblische wendung, Joh. 14, 18, zurückgeht: so nach würde es also ungerathen seyn, dem Socrates den kranz, den er via legitima verdienet hatte, abzureiszen, und ihm die freuden gottes abzudisputiren, die der lohn des heldenganges sind. ... Plato erzählt auch, dasz der obgedachte lohn den Socrates nicht waise gelassen habe, und ihm im richthause so hell in aug\' und antlitz getreten sey, dasz seine richter ihn nicht ansehen durften, und vor ihm da standen, als sündige verbrecher. 1, 26; gott hätte ... den keim zum guten, der in des menschen brust wohnt, vergessen und waise gelassen? 8, 194.

5) im attributiven gebrauch läszt sich waise als \'verwaist, verlassen\' im mhd. nicht nachweisen (den weisen Benomin, fundgr. 2, 52, 2 -- oben sp. 1047 -- wird nicht adjectivisch zu nehmen sein), kommt aber im 17. jahrh. in der dichtersprache auf und ist auch in neuerer zeit noch nicht ganz verschollen:

sagt, bitt\' ich, ihm das ich ausz liebe
mein waises hertze kranck betrübe.
OPITZ poem. (1629) 2, 28 (
hohel. 5);

wie steht die waise statt? wie steht sie so verlassen,
sieht einer witwen gleich, ist leer auf allen gassen?
44 (klagel. 1);

der unbedachte strausz pflegt in den sand zue nisten,
leszt aber unbesorgt die waisen eyer stehn,
es mag auch ihnen gleich guet oder übel gehn.
56 (klagel. 4);

es gieng mit bleichem liechte
die waise mutter (174 \'die verwaisete Aurora\') auff.
117 (Trojan. 295);

mein Robert wil das hertze mir,
den sinn und auch die seele rauben,
ich musz hie wallen für und für
gleich einer waisen turteltauben.
S. DACH 719 Österley;

ich bin ... kein gott ...
der kost für stummes vieh, für raben aasz bestelt
ins waise nest.
A. GRYPHIUS (1698) 1, 552 (Gibeoniter);

die traurige Sion,
die bisz in den tod betrübte,
die jetzt waise, vor geliebte.
2, 111 (oden 1, 1);

dauert noch die siebenhügelstadt?
oft geweinet hab ich um die wayse,
dasz sie nimmer einen Cesar hat.
SCHILLER 2, 160 (räuber 4, 5);

vielleicht hätte es mich wehmütig gemacht in der ehemaligen Frommannischen wohnung eine waise stelle zu finden. ZELTER briefw. mit Göthe 6, 238.

6) besondere bedeutungen.

a) die waisen nannte sich ein theil der Hussiten nach dem tode ihres führers Ziska, für den sie keinen nachfolger wählten: daჳ die Hussen, die man die waisen nennt, bey 9000 mannen haben. PALACKÝ urk. beitr. z. gesch. d. Hussitenkrieges 1, 627 (Nürnberg 1428).

b) der waise hiesz der grosze edelstein in dem hinteren felde der deutschen kaiserkrone, ein milchweiszer opal, den der sage nach herzog Ernst aus dem morgenlande mitgebracht hat (vgl. BARTSCH herzog Ernst CLX f.):

Ernst der edele wîgant
einen stein dar under sach
den er ûჳ dem velse brach.
der stein gap vil liehten glast.
den brâhte sît der werde gast
ûჳ der vil starken freise.
dâ von er wart der weise
durch sîn ellen genant.
er ist noch hiute wol bekant,
ins rîches krône man in siht.
herzog Ernst B 4462;

waჳ herzog Ernest nôt erleit,
waჳ er unt grâve Wetzel der gesnablen diet versneit ...
unt wie sie durch den berc her wider quâmen,
dâ si der crône weisen inne nâmen,
daჳ wâren wunderlîchiu wunder.
REINMAR V. ZWETER 2, 162, 8 Röthe;

die cirkel sint ze hêre,
die armen künege dringent dich:
Philippe setze en weisen ûf, und heiჳ si treten hinder sich.
WALTHER 9, 15;

swêr nû des rîches irre gê,
der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê:
der stein ist aller fürsten leitesterne.
19, 3;

den weisen ie vil hôhe wac
der keiser und daჳ rîche,
dur daჳ nie sîn gelîche
wart under manigem steine.
K. V. WÜRZBURG troj. krieg 20 Keller;

Bd. 27, Sp. 1053


got nam zům êrsten einen stein,
dem nimmer mêr wirt glîch nehein,
den satzte er neben diu ougen sîn,
daჳ er gebe widerschîn
sînen liehten ougen,
wende er sich drinne tougen
zů allen zîten besach ...
der stein wart mir alsô bekant,
daჳ er weise ist genant.
H. V. KROLEWITZ vater unser 1203;

weise sprichet eine.
1328.

dieser edelstein wird lat. als orphanus, pupillus oder unio bezeichnet und der name waise allgemein so erklärt, dasz er nirgends seines gleichen hat. doch sind auch andre erklärungen versucht worden. sicher darf nicht mit J. GRIMM myth.4 1, 1019 von pupillus in der bedeutung \'augapfel\' ausgegangen werden. eher könnte die benennung daraus erklärt werden, dasz der stein sich allein, nicht von kleineren steinen umgeben, in der krone befindet (vgl. lat. unio auch \'eine einzelne grosze perle\' und franz. solitaire). übrigens besasz auch der oströmische kaiser einen hochberühmten kostbaren stein, der ορφανος genannt wurde (Nicephorus Bryennius comm. I cap. 17), und die benennung dürfte daher übertragen sein; erst später wird anlehnung an die herzog Ernst-sage erfolgt sein.

c) nach diesem berühmten edelstein wurde waise (namentlich in der md. nd. form wese) für mehrere gattungen von edelsteinen, die in verschiedenen farben spielen, namentlich den sog. falschen opal, üblich: asterios, wese AGRICOLA de re metallica 703b; eristalis, wese. Germani hoc suo vocabulo plures gemmas nominant. 704b; opalus, wese. 706a; paederos, wese. 706b; wese, asteria, asterios .. Germani hoc vocabulo wese plures gemmas nominant, qualis est cristalis, gemma, quae ad inclinationem rubescere videtur, aliqui candida, opalus, gemma variis lucens coloribus, prout inclinatur aut vertitur. SCHÖNSLEDER prompt. Mm 1b; der opalen seynd fürnemlich dreyerley geschlecht. ... das erste und grösseste geschlechte werden wäsen genandt, latine orphani. ... die wäsenstein seynd allein weisz blaulecht. ... vom keyser Friderich dem dritten wird gelesen, dasz er einen wäsenstein in seiner keyserlichen cron gehabt, der hoch und etlich tausendt goldgülden geschätzt sey worden. es werden auch saphier-wäsen gefunden, so blaw und gelb durch einander scheinen, und hart seynd, wie saphierstein. NEWHEUSER aller fürnemsten edlengesteinen beschreibung (1621) 2, 116; insgemein werden vier geschlechte der opale gezählet ... 4) katzenauge, oder falscher opal, asteria, pseudoopalus. ... mit diesem aber musz ein anderer stein nicht vermengt werden, den die Deutschen insgemein wehse oder waysel, einige auch einen falschen opal, pseudoopalus und asteria, die Franzosen und Italiener aber girasol nennen. LUDOVICI kaufmannslex. 4, 297; argilla opalus; opalus receptus; orphanus; der gemeine opal; waise, weise, wiese; die oberfläche desselben spielt weit geringer, als bey dem edlen; jedoch ist er bey feinen milchweiszen, gelblichen, gründlichen und bräunlichen farben, welche oft vereinigt vorkommen, mehr oder weniger röthlich durchscheinend. NEMNICH 4, 771; weise, weese, der opal wird so genannt. JACOBSSON 4, 575a; unsere vorältern ... nannten einen opal einen wayse, oder wie sie es schrieben, wese, wehse, weise. LESSING 8, 175 (antiquar. briefe 49). vgl. auch weiselstein.

d) waisen nannten die meistersinger verse, die in derselben strophe keine entsprechung haben: waisen oder blose reimen müssen im gantzen lied gar blosz und ungebunden stehen, sie sind stumpff oder klingend. PUSCHMAN gründl. bericht 7 neudr.; waisen sind gantz blosse verse, welche das gantze gesetz durch leer stehen, auch in den folgenden gesetzen nicht gebunden werden. es mögen solche stumpff oder klingend seyn; und werden nach belieben des tichters gemeiniglich in die mitte, am gebräuchlichsten aber zu end eines gesetzes gebraucht. WAGENSEIL von der meistersinger holdseligen kunst, in: de re civitate Noribergensi p. 522;

was waisen, was mylben
was kleb-sylben.
R. WAGNER 7, 213 (meistersinger).

e) waise heiszt bei NEMNICH 5, 621 die elritze, cyprinus phoxinus; auch in der diminutivform waisle \'ein kleiner schön und bunt gezeichneter fluszfisch; die schuppen sind kaum zu erkennen, daher ist er irrig für glatt gehalten worden\'. NEMNICH 2, 1366. nach der nd. nebenform wettling (aus wittling) gehört das wort eigentlich nicht hierher, sondern zu weisz, vgl. mnd. witink, cyprinus alburnus. SCHILLER-LÜBBEN 5, 750.

f) ein ganz anderes wort ist waise \'schlund, kehle\', s. waisen und das zweite waisel.




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Salam Aleikum

Bitte fassen Sie sich kurz hier wollen noch Andere telefonieren.

Gruß Denska

Bestimme ,ohne zu herrschen. Lenke,ohne zu befehlen.

Denska Offline

Gast*


Beiträge: 182

16.10.2007 22:58
#20 RE: Die Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Zitat von Rosy
Zitat von Et libera nos
Zitat von Rosy
was sind es? 25 Euro im Monat?

Wem dieser sichere Weg das wert ist, wird die Ausbreitung des Lichts gerne unterstützen.


Die Lichtausbreiter sind die allerschlimmsten Nichtesoteriker.

Bist du dir sicher, dich am richtigen Ort niedergelassen zu haben?




auja, hier im Bonoland wird gekämpft.
Umsomehr sollte sich auch hier das Licht ausbreiten.

In LVX


Salam Aleikum Rosy

Hier wird nicht gekämpft hier wird in einer offenen Diskussionsplattform das Licht gesucht.

Gruß Denska

Bestimme ,ohne zu herrschen. Lenke,ohne zu befehlen.

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