Nun ja, bspw die Hexe aus "Hänsel und Gretel" war doch eine Menschenfresserin, Kannibalin.
In anderen Märchen, deren Titel mir nicht mehr einfallen, wurden Köpfe und Hände abgeschlagen, Herzen von kleinen Kindern verspeist, Menschen geteert und gefedert etc.
Und wenn es sich dabei um, wie schon erwähnt, individuelle psychische Aspekte handeln würde?
Die "Hexe-in-mir", "Hänsel-und-Gretel-in-mir", der "Wolf-in-mir"...
Kann es sein, dass es in uns Kräfte gibt, die -werden sie übermächtig- uns potentiell "auffressen" können, uns "die Hände abhacken" (=Handlungsfreiheit)... ?
Zitat von Et libera nosUnd wenn es sich dabei um, wie schon erwähnt, individuelle psychische Aspekte handeln würde?
Die "Hexe-in-mir", "Hänsel-und-Gretel-in-mir", der "Wolf-in-mir"...
Kann es sein, dass es in uns Kräfte gibt, die -werden sie übermächtig- uns potentiell "auffressen" können, uns "die Hände abhacken" (=Handlungsfreiheit)... ?
Gute Frage. Was bringt bspw einen kaltblütigen (also keinen Affekt-) Mörder zu seiner Tat? Wirken da tatsächlich Kräfte in ins, die uns überwältigen können, die sich unserer Kontrolle entziehen? Und wenn es so wäre, gibt es dann überhaupt eine Frage der Schuld?
Warum wirken gerade in dem einen Menschen Kräfte, die ihn zu einem "Teufel" machen, während sie einen anderen zu einem "Heiligen" machen?
Gibt es "gute" Kräfte und "böse" Kräfte (in uns)? Können diese Kräfte uns auch von außen kommend überwältigen und "besetzen"? Gibt es das "Gute" und das "Böse"? Fast in jedem Märchen (gilt wohl auch für Mythen und Sagen) geht es doch letztendlich irgendwie immer um diesen Kampf zwischen Gut und Böse.
Zitat von AbraxasGute Frage. Was bringt bspw einen kaltblütigen (also keinen Affekt-) Mörder zu seiner Tat? Wirken da tatsächlich Kräfte in ins, die uns überwältigen können, die sich unserer Kontrolle entziehen? Und wenn es so wäre, gibt es dann überhaupt eine Frage der Schuld? Warum wirken gerade in dem einen Menschen Kräfte, die ihn zu einem "Teufel" machen, während sie einen anderen zu einem "Heiligen" machen? Gibt es "gute" Kräfte und "böse" Kräfte (in uns)? Können diese Kräfte uns auch von außen kommend überwältigen und "besetzen"? Gibt es das "Gute" und das "Böse"? Fast in jedem Märchen (gilt wohl auch für Mythen und Sagen) geht es doch letztendlich irgendwie immer um diesen Kampf zwischen Gut und Böse.
Also ich liebe Wilhelm Busch. Habe von meinem Opa die beiden riesigen Bände "Narrheiten und Wahrheiten" und "Späße und Weisheiten"... und hinter vielen Geschichten steckt schon der gesellschaftliche Aspekt geschickt verborgen.
So zum Beispiel bei "Fips, der Affe" oder "Plisch und Plum" und natürlich der Klassiker "Max und Moritz"
Ich liebe einfach die Art Buschs zu schreiben...die ist einmalig...witzig und sehr wortgewand...
Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich...
Gruß, die Wölfin ____________________________________________________________________ Weisheit ist, wenn du gelernt hast, jeden Schmerz zu überleben und wieder zu lachen....
Zitat von AbraxasIch habe ja früher so manche Märchen, insbesondere von denen der Gebrüder Grimm, immer als etwas grausam empfunden.
Auch wenn´s kein klassisches Märchen ist, so bevorzuge ich dann doch lieber solch märchenhaft schöne Geschichten wie "Die kleine Hexe".
Was für Dich und Dein butterweiches Herz spricht.
In meinem Kinderzimmer hing früher ein Bilderwandbehang mit zehn der bekanntesten Grimm-Märchen. Immer vor dem Einschlafen sah ich den Hänsel im Käfig. Was für ein Trauma!
Da fällt mir ein: Meine Schwester hängt diesen Wandbehang jetzt bei ihrer Tochter auf.
Zitat von Et libera nosMärchen, Mythen und Sagen gehören m.M.n. auch nicht zur Kategorie des "Aberglaubens". Sie sind "real" im archetypischen Sinne.
Der Aberglaube hingegen ist, wenn man so will, größtenteils degeneriertes mythisches Denken.
Wissenschaftlich gesehen werden die Sagen aus dem Volks- und Aberglauben generiert. Da gibt es keine Unterschiede. Eine Sage bzw. ein Märchen ist dramatisch erzählter Volksglaube.
Aber ich gebe Dir Recht, dass Märchen, Mythen und Sagen eine archetypisch wahre Symbolik enthalten und zwar in jedem Volks-/Aberglauben. Jede Variante hat seine Berechtigung und seine eigene archetypisch symbolische Bedeutung. Gotthilf Isler hat das sehr schön an den verschiedenen Varianten der Sennenpuppensage aufgezeigt, archetypisch nach Jung gedeutet. Gerade die verschiedenen Varianten erweiterten die Sage um ihre Grundaussage. Echt faszinierend. Und die archetypische Wahrheit darin sehr tief und lehrreich.
Aber ohne den Volksglauben als Basis wäre diese Sage nie entstanden, wäre dann höchstens als Traum erzählt worden. Sagen waren geglaubte Wirklichkeit. In den Volksmärchen verlor sich dieser Glaube, weshalb mit den Motiven der Sagen und des dahinter liegenden Volksglaubens gespielt wurde.
Zitat von Et libera nosPostille:
die meisten Träume sind nicht archetypisch. Diese sind die Ausnahme.
Ja, deshalb ist Freuds Deutung der persönlich-realitätsbezogenen Träume oft hilfreicher, abgesehen von der Phallus-Symbolik, welche ich in diesem übertriebenen Maße ablehne.
Also ich liebe Wilhelm Busch. Habe von meinem Opa die beiden riesigen Bände "Narrheiten und Wahrheiten" und "Späße und Weisheiten"... und hinter vielen Geschichten steckt schon der gesellschaftliche Aspekt geschickt verborgen.
So zum Beispiel bei "Fips, der Affe" oder "Plisch und Plum" und natürlich der Klassiker "Max und Moritz"
Ich liebe einfach die Art Buschs zu schreiben...die ist einmalig...witzig und sehr wortgewand...
Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich...
Ja, gefällt mir ebenfalls. Ähnlich die Globi- und Herr Moll-Bücher. Als mein Neffe noch jünger war, haben wir eigene Moll-Limericks gedichtet, hat viel Spaß gemacht, schöne Erinnerungen.
Zitat von Et libera nosMärchen, Mythen und Sagen gehören m.M.n. auch nicht zur Kategorie des "Aberglaubens". Sie sind "real" im archetypischen Sinne.
Der Aberglaube hingegen ist, wenn man so will, größtenteils degeneriertes mythisches Denken.
Wissenschaftlich gesehen werden die Sagen aus dem Volks- und Aberglauben generiert. Da gibt es keine Unterschiede. Eine Sage bzw. ein Märchen ist dramatisch erzählter Volksglaube.
Dem muss ich widersprechen. Un ob es da Unterschiede gibt.
Sagen, Märchen und Mythen haben ihren Ursprung im Mythischen Denken, und das wiederum liegt so weit zurück, dass es sich im sprichwörtlichen Dunkeln der Zeit verliert. Sie sind die Vehikel der Weisheit der damaligen Zeit. Somit hat der Volksglaube seine Wurzeln ebenso im Mythischen Denken, während der Aberglaube eine spätere, degenerierte Form desselben ist.
Ohne sich diesen Umstand vor Augen zu halten können diese Kulturschöpfungen niemals wirklich verstanden werden.
Zitat von Et libera nosMärchen, Mythen und Sagen gehören m.M.n. auch nicht zur Kategorie des "Aberglaubens". Sie sind "real" im archetypischen Sinne.
Der Aberglaube hingegen ist, wenn man so will, größtenteils degeneriertes mythisches Denken.
Wissenschaftlich gesehen werden die Sagen aus dem Volks- und Aberglauben generiert. Da gibt es keine Unterschiede. Eine Sage bzw. ein Märchen ist dramatisch erzählter Volksglaube.
Dem muss ich widersprechen. Un ob es da Unterschiede gibt.
Sagen, Märchen und Mythen haben ihren Ursprung im Mythischen Denken, und das wiederum liegt so weit zurück, dass es sich im sprichwörtlichen Dunkeln der Zeit verliert. Sie sind die Vehikel der Weisheit der damaligen Zeit. Somit hat der Volksglaube seine Wurzeln ebenso im Mythischen Denken, während der Aberglaube eine spätere, degenerierte Form desselben ist.
Ohne sich diesen Umstand vor Augen zu halten können diese Kulturschöpfungen niemals wirklich verstanden werden.
imho
Hi Et Libera
Kannst Du mir ein Beispiel geben, damit ich nachvollziehen kann, wo Du den Unterschied genau siehst?
Ursprüngliches Brauchtum ist bei uns kaum noch erhalten, so wenig wie ursprüngliche Heilkunst und ähnliches Wissen. Wir sind umgeben von Aberglauben und Folklore.
Du hast in dem Beitrag über Kafka vom „Traumdenken“ geschrieben. Jetzt müsste man sich vorstellen, auf diese Weise auch im Wachzustand zu „denken“, und das kontinuierlich in Archetypen. So in etwa kann man sich mythisches Denken vorstellen. Wo wäre die Grenze zwischen Traum und Realität? Bis zu einem gewissen kulturellen „Moment“ wurde die Welt auf diese Weise „übersetzt“, Kräfte, Gesetze etc. wurden tatsächlich „gesehen“ in Gestalt von Gnomen, Feen, Undinen usw usf. Durch die fehlende Reflektionsmöglichkeit (da kein abstraktes Denken) war es unmöglich, die Realität von diesen Visionen zu unterscheiden. Aus dieser Zeit stammen Mythen, Märchen, Sagen. Die jeweiligen Gestalten darin sind „Platzhalter“ für Kräfte oder Naturgesetze, psychische Anteile etc., und sie wirkten ihrerseits unmittelbar aktivierend auf die Psyche, genauso wie Rituale. (was sie teilweise heute noch tun) Das zunehmende Wachbewusstsein hat diese „Fähigkeit“ zurückgedrängt, die „Visionen“ wurden immer schwächer und schliesslich blieben nur die Erzählungen übrig (ohne das dazugehörende Bewusstsein). Jetzt setzte auch deren zunehmende Verfälschung ein. Beim Aberglauben sind nun häufig Elemente aus ihrem ursprünglichen erzählerischen Kontext genommen, bzw. nur sie davon übrig geblieben. Wichtig: Häufig wurden sie von christlich-moralischen Ansichten überlagert bzw. „verteufelt“ .
Das glücksbringende Hufeisen, Vierklee, Schwein... Woher stammen sie ursprünglich ?
Aberglaube ist in meinen Augen sowas wie eine sich verselbständigte Silbe aus einem Wort, das in Vergessenheit geraten ist.