Ursprüngliches Brauchtum ist bei uns kaum noch erhalten, so wenig wie ursprüngliche Heilkunst und ähnliches Wissen. Wir sind umgeben von Aberglauben und Folklore.
Du hast in dem Beitrag über Kafka vom „Traumdenken“ geschrieben. Jetzt müsste man sich vorstellen, auf diese Weise auch im Wachzustand zu „denken“, und das kontinuierlich in Archetypen. So in etwa kann man sich mythisches Denken vorstellen. Wo wäre die Grenze zwischen Traum und Realität? Bis zu einem gewissen kulturellen „Moment“ wurde die Welt auf diese Weise „übersetzt“, Kräfte, Gesetze etc. wurden tatsächlich „gesehen“ in Gestalt von Gnomen, Feen, Undinen usw usf. Durch die fehlende Reflektionsmöglichkeit (da kein abstraktes Denken) war es unmöglich, die Realität von diesen Visionen zu unterscheiden. Aus dieser Zeit stammen Mythen, Märchen, Sagen. Die jeweiligen Gestalten darin sind „Platzhalter“ für Kräfte oder Naturgesetze, psychische Anteile etc., und sie wirkten ihrerseits unmittelbar aktivierend auf die Psyche, genauso wie Rituale. (was sie teilweise heute noch tun) Das zunehmende Wachbewusstsein hat diese „Fähigkeit“ zurückgedrängt, die „Visionen“ wurden immer schwächer und schliesslich blieben nur die Erzählungen übrig (ohne das dazugehörende Bewusstsein). Jetzt setzte auch deren zunehmende Verfälschung ein. Beim Aberglauben sind nun häufig Elemente aus ihrem ursprünglichen erzählerischen Kontext genommen, bzw. nur sie davon übrig geblieben. Wichtig: Häufig wurden sie von christlich-moralischen Ansichten überlagert bzw. „verteufelt“ .
Das glücksbringende Hufeisen, Vierklee, Schwein... Woher stammen sie ursprünglich ?
Aberglaube ist in meinen Augen sowas wie eine sich verselbständigte Silbe aus einem Wort, das in Vergessenheit geraten ist.
Hi zusammen Hi Et Libera
Ich versuche stets, von meinen eigenen Erfahrungswerten auszugehen. Präkognitive Visionen zum Beispiel unterscheiden sich bei mir von präkognitiven Träumen, sie sind 1:1 realistisch und nicht teilweise verschlüsselt wie die Träume. Deshalb bemerke ich sie auch nicht immer als solche. Sie sind flüchtig und derart realistisch, dass ich sie oft als normale Wahrnehmung empfinde, bis z.B. jemand fragt, weshalb ich dies und jenes wisse.
Es gibt ein paar Sagen, welche an Präkognitionen erinnern. Diese sind meist realistischer und kommen ohne mythische Wesen aus. Zum Beispiel eine Frau, welche den Brand in einer Stadt voraussieht, dafür abgestraft wird, bis es sich genau so ereignet, wie sie es beschrieben hat. Daraufhin wird sie reichlich belohnt für ihr Warnen.
Ich denke auch, dass Volkssagen, -märchen und -mythen sich aus diesem mythischen Traumdenken speisen. Das widerspricht nicht den Definitionen der Volkskundler, wo die Basis der Volksglaube ist. Dieser umfasst eben dieses Traumdenken der Menschen von damals. Ich sehe da keinen Widerspruch. Die Beeinflussung durch das Christentum ist auch in den Sagen sichtbar. Man denke nur an alle dämonologischen Sagen. Diese bilden sogar eine eigene Untergruppe unter den Sagen.