Um Abraxas' Wunsch nachzukommen ("Bin gerne bereit, Fragen über "Gott und die Welt" zu beantworten. *mal-wieder-auf-dem-Guru-Trip-bin*
Wer also entsprechende Fragen hat, der möge bitte einen Thread dazu eröffnen!!!") -
In Antwort auf:Zitat von Daniel Shaw http://www.leavingsiddhayoga.net/traumatic_abuse.htm (...) In this paper, I am defining a cult largely on the basis of the personality of its leader. In my definition, a cult is a group that is led by a person who claims, explicitly or implicitly, to have reached human perfection; or, in the case of a religious cult, who claims unity with the divine; and therefore claims to be exempt from social or moral limitations or restrictions. In the language of psychoanalytic diagnostics, such people would be called pathological narcissists, with paranoid and megalomaniacal tendencies. Without the cult leader, there is no cult, and from my perspective, in order to understand cult followers, we must simultaneously seek to understand cult leaders. I will attempt to describe the interplay of psychological dynamics between leader and follower that can enable cult leaders to dominate and control followers and enable cult followers to be seduced and manipulated into submission. (...)
Übersetzung: "Ich definiere einen Kult auf der Grundlage der Persönlichkeit seines Führers. Ein Kult ist eine Gruppe die von einer Person angeführt wird die, implizit oder explizit, behauptet, menschliche Vollkommenheit erreicht zu haben; oder, im Falle eines religiösen Kults, die behauptet Eins zu sein mit dem Göttlichen; und darum für sich in Anspruch nimmt, sozialen und moralischen Einschränkungen nicht mehr verpflichtet zu sein. In der Sprache der psychoanalytischen Diagnostik würden diese Menschen als pathologische Narzisse bezeichnet, mit paranoiden und größenwahnsinnigen Neigungen. Ohne Kultleader kein Kult, und will man Kultanhänger verstehen, so ist es meines Erachtens notwendig, gleichzeitig das Phänomen des Kultanführers näher zu betrachten. Ich will versuchen, die psychologischen Dynamiken zu beschreiben, die sich zwischen Führer und Anhänger abspielen und die es Kultanführern ermöglichen, ihre Anhänger zu beherrschen und zu kontrollieren, und Anhänger anfällig machen für Verführung und Manipulation, die deren Unterwerfung zum Ziel haben."
In Antwort auf:Zitat von Daniel Shaw (...) Certainly, people who join cults are not seeking to be controlled, made dependent, exploited, or psychologically harmed when they first commit themselves to membership. Cult members actually come to embrace and even glorify these kinds of mistreatment in part because their leaders, and their followers by proxy, have mastered the art of seduction, using techniques of undue influence (Cialdini, 1984). As Hochman (1990) notes, cults, by employing
* miracle, mystery, and authority, promise salvation. Instead of boredom—noble and sweeping goals. Instead of existential anxiety—structure and certainty. Instead of alienation—community. Instead of impotence —solidarity directed by all-knowing leaders. (p. 179)
Cults prey upon idealistic seekers, offering answers to social problems and promising to promote bona fide social change. Recruitment addresses the anxieties and loneliness of people experiencing personal problems, transition, or crisis by holding out the promise of transformative healing within the framework of a caring and understanding community (Tobias & Lalich, 1994). Cult recruitment often takes place in sophisticated settings, in the form of seminars featuring persuasive, well-credentialed speakers, such as successful professionals, respected academics, or popular artists, writers, and entertainers. Cults target members from middle-class backgrounds, often directly from college campuses, and the majority of members are of above average intelligence (...)
"Natürlich streben Menschen die einem Kult beitreten nicht danach, kontrolliert, abhängig gemacht, ausgenutzt oder psychisch verletzt zu werden. Allerdings kann es tatsächlich so weit gehen, dass sie derartige Misshandlungen gutheissen und sogar verherrlichen, da ihre Anführer bzw. deren stellvertretenden Anhänger die Kunst der Verführung beherrschen, indem sie Techniken der ungebührlichen (psychischen) Einflussnahme anwenden. Kulte "versprechen - unter Einsatz von Wundern, Geheimniskrämerei und Autorität - Seelenheil. Statt Langeweile - edle und mitreißende Ziele. Statt existentieller Ungewissheit - Struktur und Gewissheit. Statt Vereinsamung - Gemeinsamkeit. Statt Machtlosigkeit - Zusammenhalt unter der Leitung eines all-wissenden Führers." Kulte machen Jagd auf idealistische Menschen, indem sie Antworten auf soziale Probleme anbieten und den Eindruck vermitteln, soziale Veränderungen voranzutreiben. Die Rekrutierung setzt an den Sorgen und der Einsamkeit jener Menschen an, die persönliche Schwierigkeiten haben, sich in einer Übergangsphase befinden oder eine Krise durchleben, indem ihnen eine umformende Heilung im Rahmen einer fürsorglichen und verständnisvollen Gemeinschaft versprochen wird. Kultrekrutierung findet häufig vor einer ausgeklügelten Kulisse statt, etwa in Form von Seminaren mit rhethorisch überzeugenden und anerkannten Referenten, wie etwa erfolgreichen Unternehmern, Akademikern, oder bekannten Schauspielern, Autoren und Entertainern. Kulte peilen Mitglieder aus der bürgerlichen Mittelschicht an, häufig direkt auf Unigeländen, und die Mehrzahl der Anhänger sind von überdurchschnittlicher Intelligenz. (...)"
...mh, eigentlich müsste ich einen Top-Kult-Anhänger abgeben, nach den Kriterien ... es scheint also noch irgendein entscheidender Faktor zu fehlen .... und es ist durchaus nicht einfach der, dass ich mit solchen Kulten noch nicht konfrontiert wurde, ich habe da schon einige Shows durch ... trotzdem fand ich die "Angebote" immer eher durchschaubar und empfand sie als für mich unpassend.
Es fehlt dir anscheinend das Bedürfnis nach einem (autoritären) Vaterersatz. Deine Eltern dürften daran einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet haben.
(autoritär kann man auch bei Liebesgeschwafel sein - häufig passive psychische Gewalt)
Was drängt einen Menschen, ein Guru sein zu wollen/müssen? Weshalb das Sendungsbedürfnis?
Zitat von RoksiMache ich schon seit Jahren nicht mehr. Ziemlich doofe Beschäftigung.
*roksiauszeitmaschinesteigensehe* Konflikte bügeln zählt aber auch ...
... ich habe bisher nur einen Klein-Sektenführer mal etwas näher betrachten können, der litt unter heftigen persönlichen Defiziten und war sehr leicht zu angstvollen Reaktionen zu bringen, wenn er Nicht-Opfern gegenüber trat, war schon recht verwunderlich ....
Zitat von Et libera nosEs fehlt dir anscheinend das Bedürfnis nach einem (autoritären) Vaterersatz. Deine Eltern dürften daran einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet haben.
(autoritär kann man auch bei Liebesgeschwafel sein - häufig passive psychische Gewalt)
Was drängt einen Menschen, ein Guru sein zu wollen/müssen? Weshalb das Sendungsbedürfnis?
Der green ist wieder fein raus.
War neulich in einem Gospelkonzert. Wirklich wunderbare Stimmen ... alles deutsche Menschen, haben aber ordentlich Englisch gesungen. Auch son paar richtige bekannte Lieder so zum mitklatschen und wer wollte und konnte, auch mitsingen. Dazwischen dann sehr christliche, missionarische Predigten, in schwäbisch. "Mer solle die Bibel ned enfach durchlese un dann weg lege, oder mit arbeide, ... mer solle einfach an Gott glabe, un immer wieder das gude sehe ... ." Sie sprachen davon das sie Menschen seien wie Du und ich, die auch ihre Probleme haben und so ... schwere Stunden, und so ... und haben zu Gott gefunden, einen Halt in der Brandung ... und deshalb singen se heut Abend hier, un wisse wovon se singe" Wirklich ganz, ganz schön gemacht ... hat die Menschen, die in der Kirche waren voll angesprochen und so. Viel geklatscht und gepfiffen, echt gute Stimmung ... se treten dann auch wieder auf ... Der Pfarrer war auch da. Der hat das ja auch mal studiert. Es gab ganz, ganz viel Applaus und zwei Zugaben. Ja die Kirch, die tut was für die Leut.
Zitat von Rembrandin schwäbisch. "Mer solle die Bibel ned enfach durchlese un dann weg lege, oder mit arbeide, ... mer solle einfach an Gott glabe, un immer wieder das gude sehe ... ." Sie sprachen davon das sie Menschen seien wie Du und ich, die auch ihre Probleme haben und so ... schwere Stunden, und so ... und haben zu Gott gefunden, einen Halt in der Brandung ... und deshalb singen se heut Abend hier, un wisse wovon se singe"
Oh. So kannte ich die Bibel noch nicht. Echte Bereicherung. Danke Rembrand.