14. März 2008, 20:53 Aufstand gegen China: Tote bei Unruhen in Tibet Bei den schwersten antichinesischen Protesten in Tibet seit knapp zwei Jahrzehnten hat es laut Augenzeugenberichten Tote und Verletzte gegeben. Wütende Tibeter verwüsteten am Freitag in der Hauptstadt Lhasa die Läden von chinesischen Besitzern und setzten sie in Brand.
Zusammenstöße mit der nepalesischen Polizei: Auch in Kathmandu protestierten aufgebrachte Tibeter.
Auf dem Platz vor dem Jokhang-Tempel in der Altstadt seien Polizisten und Feuerwehrleute attackiert worden, ihre Fahrzeuge umgestürzt und angesteckt worden. «Die Polizei hat in die Menge geschossen», berichteten Augenzeugen dem US-amerikanischen Sender Radio Free Asia (RFA). «Es gab Schüsse und Tote», sagte eine andere Quelle. Ein Augenzeuge habe zwei Leichen am Barkor genannten Pilgerweg um den Jokhang-Tempel in der Altstadt gesehen. Ein Großaufgebot von Soldaten setzte am Abend eine Ausgangssperre durch.
Aus Protest gegen die chinesische Fremdherrschaft unternahmen zwei Mönche einen Selbstmordversuch, indem sie sich die Pulsadern aufschnitten, wie der Sender RFA berichtete. Ihr Zustand galt als «kritisch». Eine genaue Zahl der Opfer gab es nicht. Die chinesische Staatsagentur Xinhua sprach nur von Verletzten.
Angesichts der Eskalation rief der Dalai Lama die chinesische Regierung und die Demonstranten zur Gewaltlosigkeit auf. Das religiöse Oberhaupt der Tibeter zeigte sich im Exil im nordindischen Daharamsala «tief beunruhigt». Die zunächst friedlichen Proteste seien «Ausdruck des tief verwurzelten Ärgers des tibetischen Volkes» unter der chinesischen Regierung. Seine Landsleute bitte er dringend darum, den Ausweg nicht in der Gewalt zu suchen.
US-Präsident George W. Bush setzt sich für einen Dialog der chinesischen Führung mit dem Dalai Lama ein. Das Weiße Haus erwarte von Peking, die Kultur der Tibeter und die Unterschiedlichkeit der Volksgruppen in der chinesischen Gesellschaft zu respektieren, sagte ein Sprecher in Washington. Das Auswärtige Amt in Berlin und die US-Regierung rieten von Reisen nach Tibet ab. Die Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Louise Arbour, rief die Führung in Peking zur Zurückhaltung auf. China müsse den Tibetern ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Demonstrationen gewähren, hieß es in einer in Genf verbreiteten Erklärung.
Die Ausschreitungen sind der vorläufige Höhepunkt der Proteste anlässlich des Jahrestages des 1959 niedergeschlagenen Aufstandes gegen die chinesische Fremdherrschaft. Seit Montag hatten sich die Proteste auf mehrere Klöster in der Region Tibet und auch in den Provinzen Qinghai und Gansu ausgeweitet, wie exiltibetische Gruppen berichteten.
Die Mönche protestierten gegen die chinesische Einmischung in religiöse Angelegenheiten und die «patriotische Erziehung» in den Klöstern. Mehrere Mönche sprachen sich bei einer Aktion in Lhasa auch direkt für eine Unabhängigkeit Tibets aus. Erstmals seit 20 Jahren wurde dabei wieder eine tibetische Flagge in Lhasa geschwenkt.
Zuletzt hatte Tibet 1989 schwere Unruhen erlebt, die der damalige Parteichef der Region und heutige Staats- und Parteichef Hu Jintao mit Gewalt niederschlagen ließ. Mehrere Menschen waren damals ums Leben gekommen. Auslöser der gewalttätigen Unruhen am Freitag war offenbar das Vorgehen der Polizei gegen einen unerwarteten Marsch von Mönchen eines kleinen Klosters durch das Zentrum der Stadt.
«Es herrscht Chaos», berichtete eine Augenzeugin aus Lhasa. «Die Menschen hatten Stöcke und Steine in den Händen und rannten damit auf die Polizisten los.» Die Polizeikräfte hätten zunächst vor der aufgebrachten Menge zurückweichen müssen. Auf am Boden liegende Feuerwehrleute hätten Demonstranten eingetreten und eingeprügelt.
Wie Radio Free Asia ergänzte, liefen Demonstranten laut Augenzeugen mit den traditionellen weißen Schals der Tibeter durch die Straßen und riefen «Befreit Tibet». Die Straßen seien gesperrt worden, so dass Angestellte in Bürohäusern feststeckten. «Niemand darf sich mehr durch Lhasa bewegen.» Die drei großen Klöster seien umstellt worden. Zahlreiche Mönche traten aus Protest in einen Hungerstreik.
Die Ausschreitungen am Freitag konzentrierten sich zunächst auf den Platz vor dem berühmten Jokhang-Tempel und den Pilgerweg. Neben Mönchen seien auch Studenten und andere Tibeter auf dem Platz gewesen, als die Gewalt eskalierte, berichtete eine Augenzeugin. Die Demonstranten hätten die dort gehisste chinesische Flagge eingeholt. «Sie trampelten mit den Füßen auf der Fahne herum.» Später wurde auch aus anderen Teilen der Stadt über Aktionen berichtet.
Bei einer antichinesischen Demonstration vor dem UN-Gebäude in New York wurden am Freitag sieben Exil-Tibeter vorübergehend festgenommen. Einige von ihnen hätten versucht, sich gewaltsam Zutritt zum Hauptquartier der Vereinten Nationen zu verschaffen, sagte ein UN-Sprecher auf Anfrage. Dies sei nicht gelungen. Die Polizei habe im Anschluss sieben Männer wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt in Gewahrsam genommen. Zuvor hatten sich rund 100 Exil-Tibeter vor dem abgesperrten UN-Gelände versammelt. Sie hielten tibetische Fahnen hoch und riefen in Sprechchören Slogans wie «Freiheit für Tibet!», «Stoppt das Morden!» oder «China raus aus Tibet!»
15.März 2008 Chinas Fernsehen zeigt Bilder von Ausschreitungen in Lhasa Peking (dpa) - Chinas Staatsfernsehen hat erstmals Bilder von den Ausschreitungen in Lhasa gezeigt. Zu sehen waren randalierende Tibeter, die Autos umstürzten, Geschäfte angriffen oder versuchten, heruntergelassene Läden oder Gitter aufzubrechen. Die Behörden machen Anhänger des Dalai Lama für die Unruhen verantwortlich. Sie setzten außerdem den Teilnehmern an den Ausschreitungen eine Frist bis Montag, um sich der Polizei zu stellen. Mindestens zehn Menschen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben, inoffiziell viel mehr.
China: Tibet-Unruhen "vorsätzlich geplant"
Großansicht Peking (dpa) - Die schweren Ausschreitungen in Lhasa haben nach offiziellen Angaben mindestens zehn Menschen das Leben gekostet. Bewohner der tibetischen Hauptstadt berichteten, dass die Zahl der Toten deutlich höher als offiziell angegeben sei. Der US-Sender Radio Free Asia zitierte Tibeter, wonach bis zu 80 Menschen getötet worden seien. Einen Tag nach den antichinesischen Unruhen war die Lage in Lhasa am Samstag angespannt. Soldaten hatten Straßensperren errichtet. Panzer waren aufgefahren, wie Augenzeugen berichteten. Die Sicherheitsbehörden setzten den Teilnehmern an den Ausschreitungen eine Frist, um sich zu ergeben. Wer sich bis Montag um Mitternacht stelle, könne mit Strafminderung und «Nachsicht» rechnen.
Die tibetische Regierung bestritt, dass Sicherheitskräfte das Feuer auf die Demonstranten eröffnet haben. Tibets Regierungschef Qiangba Puncog sagte auf der Tagung des Volkskongresses in Peking: «Wir haben keine Schüsse abgegeben.» Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete dagegen, die Polizei habe «Warnschüsse» abgegeben, um die Menschen zu vertreiben. Die Polizisten seien angewiesen worden, keine Gewalt gegen Angreifer anzuwenden. Tibet Regierungschef kündigte harte Strafen an: «Wir werden streng mit jenen umgehen, die das Vaterland spalten wollen.»
Chinas Behörden warfen der «Clique um den Dalai Lama» vor, die Unruhen «vorsätzlich geplant» zu haben. «Wir haben genug Beweise, dass diese Aktion eine politische Verschwörung ist, die von der Clique des Dalai Lamas geplant worden ist», las eine Sprecherin im Fernsehen einen Text der Staatsagentur vor, der auch in den staatlich kontrollierten Zeitungen verbreitet wurde. Ein Xinhua-Kommentar forderte die Weltgemeinschaft auf, ihre Haltung gegenüber dem Dalai Lama zu überprüfen: «Der Dalai Lama und seine Clique hat keinen einzigen Tag von Gewalt und Terror abgesehen.» Aus seinem indischen Exil hatte das religiöse Oberhaupt der Tibeter am Vortag dagegen sofort nach Ausbruch der Unruhen zur Gewaltlosigkeit aufgerufen.
Nach amtlichen chinesischen Angaben sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. «Die Opfer sind alle unschuldige Bürger, die meist verbrannt sind», berichtete ein Beamter laut Xinhua. Unter den Toten seien zwei Hotelangestellte und zwei Geschäftsleute. An rund 160 Orten in Lhasa seien Feuer ausgebrochen. Es habe 40 größere Brände gegeben. Auch in einer Moschee sei Feuer gelegt worden. Es gab keine Berichte über Tote oder Verletzte unter Ausländern.
Das Staatsfernsehen zeigte am Samstag Bilder von randalierenden Tibetern, die Autos umstürzten, Geschäfte angriffen oder versuchten, heruntergelassene Läden oder Gitter aufzubrechen. Die Sprecherin sagte, dass es durch «eine kleine Gruppe von Leuten in Lhasa» zu Zerstörungen, Schlägereien und Plünderungen gekommen sei. Die Behörden seien in der Lage, die soziale Stabilität und die Sicherheit zu wahren. Die Verschwörung sei «zum Scheitern verurteilt».
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich besorgt über die Unruhen in Tibet. «Gewalt - egal von welcher Seite - führt zu keiner Lösung der offenen Fragen», sagte Merkel am Samstag nach Angaben von Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Zugleich rief Merkel zu einem friedlichen und direkten Dialog zwischen der chinesischen Regierung und dem Dalai Lama auf. Nur so könne eine nachhaltige Lösung der Tibetfrage gefunden werden.
Die USA forderten, von Gewalt abzusehen, um die Proteste niederzuschlagen. US-Botschafter Clark Randt traf am Freitagabend in Peking mit Vizeaußenminister Zhang Yesui zusammen. Als Reaktion auf die Vorgänge stürmten Exiltibeter am Samstag in Sydney das chinesische Konsulat. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei. Sieben Demonstranten wurden festgenommen. In Indien nahmen Tibeter in Dharamshala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung, wieder einen Marsch nach Tibet auf. Die indische Polizei hatte einen ähnlichen Versuch vor zwei Tagen unterbunden und 102 Tibeter festgenommen.
Ihr «Friedensmarsch» soll vor den Olympischen Spielen in Peking die Aufmerksamkeit der Welt auf das Schicksal der Tibeter lenken. Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in Peking und dem Einmarsch der chinesischen Volksbefreiungsarmee 1950 in Tibet hatte sich China das größte Hochland der Erde einverleibt. Peking (dpa) - Chaos und Gewalt herrschten am Jokhang-Tempel, dem Heiligtum der tibetischen Pilger im Herzen von Lhasa.[video][/video] Nach den tagelangen friedlichen Protesten der buddhistischen Mönche gegen die chinesische Fremdherrschaft im größten Hochland der Erde geriet die Lage am Freitag außer Kontrolle.
Es entlud sich aufgestaute Frustration und Wut über die als Besatzer empfundenen Chinesen. Fünf Monate vor den Olympischen Spielen, zu denen die Welt die kommunistischen Führer in Peking und die Lage der Menschenrechte in China ganz besonders unter die Lupe nimmt, hat China plötzlich einen neuen, wenngleich alten Brandherd - mit noch unberechenbaren Folgen.
Vor knapp zwei Jahrzehnten stand der heutige Präsident Hu Jintao als damaliger Parteichef von Tibet vor einer ähnlichen Herausforderung. Damals, 1989, waren in Lhasa ebenfalls schwere Unruhen ausgebrochen. Hu Jintao mobilisierte das Militär gegen die Demonstranten, verhängte den Notstand, regierte mit harter Hand. Seither bemüht sich Peking, das arme Hochland wirtschaftlich voranzubringen und dafür auch mit der ersten Eisenbahnstrecke auf das «Dach der Welt» besser mit China zu integrieren. Da die Probleme aber nur unterdrückt und nicht gelöst wurden, überschatten auf der laufenden Tagung des Volkskongresses in Peking ausgerechnet die schwersten Unruhen in Tibet seit 1989 die Wiederwahl von Hu Jintao als Staatschef für weitere fünf Jahre.
«Es war immer ein Alptraum-Szenario der Chinesen, dass sich die einfachen Tibeter den Protesten der Mönche und Nonnen anschließen», sagte der Tibet-Experte Robert Barnett von der Columbia-Universität in New York. «Deswegen haben sie in den vergangenen drei Tagen so große Anstrengungen unternommen, die Proteste der Nonnen und Mönche auf die Klöster außerhalb von Lhasa zu begrenzen.» Sicherheitskräfte umstellten oder kontrollierten die großen Klöster, vergaßen aber offenbar ein kleines Kloster aus dem 7. Jahrhundert im Zentrum Lhasas. Und dessen Mönche begannen am Freitagmorgen einen Marsch in der Innenstadt, wie der Tibet-Fachmann von seinen Quellen in Lhasa erfuhr. Als die Polizei ausgerechnet mitten im Herzen der tibetischen Hauptstadt gegen diese Mönche vorging, habe das offenbar die gewalttätigen Reaktionen der einfachen Tibeter gegen die Chinesen und den «Vandalismus» ausgelöst, sagte Barnett.
Seit Montag, dem Jahrestag des Aufstandes von 1959 gegen die Chinesen, dauern die Proteste der buddhistischen Mönche und Nonnen schon an. Es ist nicht einmal ein runder Jahrestag, aber die Exiltibeter hatten sich im Olympia-Jahr diesen Tag als Auftakt einer neuen Kampagne ausgesucht. Die radikaleren Kräfte unter den Exiltibetern, die nicht alle dem gemäßigten Kurs des Dalai Lamas folgen, sehen in den Olympischen Spiele ihre Chance, vielleicht die letzte, um etwas zu bewegen. Ihre Aktionen haben sich über Handy und andere moderne Kommunikationsmitteln auch in Tibet herumgesprochen.
Zwar deutet mancher Protest in Tibet auch auf konzertierte Aktionen hin, doch erscheinen die gewalttätigen Ausschreitungen spontan gewesen zu sein, da sie so wenig mit den geplanten friedlichen Protesten zu tun haben. «Das Traurigste ist, dass die Chinesen ein System geschaffen haben, in dem es keinen Tibeter oder andere Führer gibt, die ein Mandat oder Popularität im Volk genießen», sagte der Tibet-Experte Barnett. «Deswegen ist es schwer zu sehen, wie sie das Problem auf eine andere Weise lösen werden als durch den Einsatz von Gewalt.»
Bei den schwersten antichinesischen Protesten in Tibet hat es Tote und Verletzte gegeben.
Dalai Lama fürchtet weiteres Blutvergießen Der religiöse Führer der Tibeter, der Dalai Lama, fürchtet noch mehr Blutvergießen in seiner Heimat. Dennoch erklärte er in einem Interview des britischen Senders BBC seine Unterstützung für die Olympischen Spiele in Peking in diesem Sommer.
Der Dalai Lama ruft die kommunistische Führung Chinas und seine Landsleute zu Gewaltlosigkeit auf.
Dalai Lama: 'China begeht Völkermord'
Sie seien immer noch eine Gelegenheit für China, Unterstützung für die Freiheit der Menschen zu demonstrieren, sagte der Dalai Lama nach BBC-Angaben vom Sonntag in seinem Exilort in Indien.
Allerdings habe er «große Sorge», dass die blutigen Auseinandersetzungen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa wieder aufflammen, sagte der Dalai Lama. Wenn die Regierung in Peking ihre Politik gegenüber dem von ihr kontrollierten Tibet nicht ändere, fürchte er, dass dort noch mehr Menschen umkommen. Er habe Berichte aus Tibet erhalten, wonach bei den Unruhen der letzten Tage bis zu 100 Demonstranten getötet wurden. Allerdings könne diese Zahl nicht überprüft werden.
Der von China eingesetzte Pantschen Lama verurteilte die Unruhen als Verstoß gegen buddhistische Lehren. «Die Randalierer haben nicht nur gegen die Interessen der Nation und des Volkes verstoßen, sondern auch die Ziele des Buddhismus verletzt», teilte der buddhistische Religionsführer am Sonntag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua mit.
Der Pantschen Lama ist nach dem Dalai Lama traditionell eigentlich das zweithöchste Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, doch genießt der heute 18-Jährige, der unter kommunistischer Obhut aufgewachsen ist, wenig Anerkennung unter den streng gläubigen Tibetern.
In einem Streit mit dem Dalai Lama um die Wiedergeburt des 1989 gestorbenen letzten Pantschen Lama hatte ihn Chinas Regierung im Dezember 1995 gegen den Willen der zuständigen Klosterkommission als 11. Pantschen Lama eingesetzt. Zuvor hatte die Kommission allerdings mit dem Segen des Dalai Lamas einen anderen Jungen zur Wiedergeburt des Pantschen Lamas erkoren. Der damals sechsjährige Gedhun Choekyi Nyima war von Chinas Behörden in Gewahrsam genommen worden und soll heute mit seiner Familie an einem unbekannten Ort leben. Viele Tibeter sehen in ihm heute den wahren Pantschen Lama.
China bezeichnet den Dalai Lama Lügner Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao hat Vorwürfe des Dalai Lamas von einem «kulturellen Völkermord» in Tibet als «Lügen» zurückgewiesen.
Tibet: Exilregierung spricht von 100 Toten
Auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der diesjährigen Tagung des Volkskongresses in Peking machte der Regierungschef das religiöse Oberhaupt der Tibeter außerdem für die blutigen Unruhen verantwortlich. China lägen «hinreichende Fakten und reichlich Beweise» vor, wonach die «Dalai-Lama-Clique» die Zwischenfälle in Lhasa «vorsätzlich geplant und organisiert» habe.
Wen Jiabao verurteilte «den Aufruhr, die Prügeleien, Zerstörungen, Brandstiftungen und Plünderungen» und die «äußerst brutalen Methoden» der Demonstranten in Lhasa. Der Regierungschef verteidigte das mit Sicherheitsbedenken begründete Verbot für ausländische Journalisten zur Berichterstattung nach Tibet zu reisen, sprach aber von Überlegungen, eine Reise für ausländische Medienvertreter zu organisieren.
China halte unverändert die Tür zu einem Dialog mit dem Dalai Lama offen, knüpfe daran aber die Bedingungen, dass dieser nicht mehr die Unabhängigkeit Tibets propagiere und dass er erkläre, dass Tibet wie Taiwan «unveräußerliche Teile» Chinas seien. Allerdings müsse nicht nur betrachtet werden, was der Dalai Lama sage, sondern auch, was er tue, sagte Wen Jiabao und unterstellte dem geistigen Oberhaupt der Tibeter, auch hinter den Protesten vor China diplomatischen Vertretungen in aller Welt zu stehen.
18. März 2008, 12:24 Dalai Lama predigt Gewaltfreiheit und droht mit Rücktritt Der Dalai Lama hat seine tibetischen Landsleute am Dienstag eindringlich zur Gewaltfreiheit aufgerufen und mit seinem Rückzug gedroht, sollten die Tibeter in ihrem Streben nach Selbstbestimmung und Freiheit jemals zu den Waffen greifen.
Das religiöse Oberhaupt der Tibeter sagte am Dienstag nach Angaben seines Sprechers im nordindischen Dharamsala, wenn seine Landsleute dem Kurs der Gewaltfreiheit nicht mehr folgten, sehe sich der Dalai Lama außerstande, Oberhaupt des tibetischen Volkes zu bleiben.
In Peking mach Regierungschef Wen Jiabao dden Dalai Lama für die blutigen Unruhen verantwortlich. China lägen «hinreichende Fakten und reichlich Beweise» vor, wonach die «Dalai-Lama-Clique» die Zwischenfälle in Lhasa «vorsätzlich geplant und organisiert» habe.
Wen Jiabao verurteilte «den Aufruhr, die Prügeleien, Zerstörungen, Brandstiftungen und Plünderungen» und die «äußerst brutalen Methoden» der Demonstranten in Lhasa. Gleichzeitig verurteilte Wen Aufrufe zum Boykott der Olympischen Spiele in Peking wegen der Zwischenfälle in Tibet. Mit den antichinesischen Protesten sollen nach seiner Ansicht die Spiele «unterminiert» werden.
Unterdessen versucht China mit einer massiven Militärpräsenz in Lhasa, die Tibeter einzuschüchtern und nach den schweren Unruhen in der tibetischen Hauptstadt für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Paramilitärische Truppen patrouillieren jede Straße, jede Kreuzung, jede Gasse. «Es ist ein gewaltiger Aufmarsch», berichtete der deutsche Journalist Georg Blume ("Die Zeit") aus Lhasa der dpa. Sicherheitskräfte trugen demonstrativ Maschinenpistolen oder auch Gewehre mit Bajonetten. Auf Dächern waren Geschütze aufgebaut.