Vor Kurzem war ich in der Schule meines Neffen. Da erklärten die Lehrer, es sei nun wichtig, sich Gedanken zu machen über die möglichen Berufsziele, wobei vor allem auf die Stärken der Kinder geschaut werden soll, was sie wirklich interessiert usw. Die Schüler füllten auch entsprechende Fragebögen aus und schrieben Aufsätze darüber.
Wenn ich mir meinen 13-jährigen Neffen anschaue, wo seine Interessen und Begabungen liegen, wäre ein Computerberuf ideal für ihn. Zumindest als zweites Standbein, falls er doch nicht Jurist wird. Computertechnisch wäre er auf alle Fälle strebsamer und interessierter.
Unser Familienarzt meinte einmal zu meiner Mutter, er würde heute nicht mehr Arzt werden. Es ist auch bei anderen Akademikern zu beobachten, dass viele von ihnen später einen ganz anderen Beruf ausüben. Deshalb finde ich ein zweites Standbein so wichtig, für solche Fälle.
Den Beruf als Berufung - es soll ja für ein ganzes Leben sein.
Finde ich gut wie Du das schreibst Abraxas. Gelernt habe ich zwei Berufe und in nicht einem meiner erlernten habe ich je richtig gearbeitet. Heute fühl ich mich sauwohl und liebe meinen Job. Ich meckere zwar und hab manchmal keine Lust, bin ich aber dort dann fühl ich mich wohl. Es zieht mich quasi immer wieder magisch dahin.
Ganz allgemein gibt es die arbeitsmarkttechnische Regel, dass sich Technologien am Besten zum Broterwerb eignen, die zum Zeitpunkt des Erwachsenwerdens aufkommen bzw. Marktreife erlangen, also in seinem Fall nicht bereits voll etabliert sind, wie etwa Webtechnologien zur Zeit. Der Umgang mit Computertechnologien im weitesten Sinne dürfte sich im Laufe dieses Jahrzehnts noch zu einem reinen Bildungsmerkmal entwickelt haben, etwa vergleichbar mit Schreiben und Lesen können seit etwa 100 Jahren, oder dem Umgang mit Telekommunikationstechnologie seit etwa den 50er Jahren, was ein Spezialisierung auf diesem Gebiet für berufliche Zwecke eher erschweren dürfte.
Ganz davon ab haben auch Menschen Erfolgschancen, die ihren Beruf lieben und nicht vorrangig wegen des Geldes ausüben, das sehe ich ähnlich wie Abraxas. Gerade in Bezug darauf finde ich übrigens hinterfragenswert, ob sich Berufungen nicht im Laufe des Lebens auch ändern können.
Ja, die Berufungen können sich ändern. Das zeigte sich ja auch an meinem Arzt, der zuerst eine Lehre machte, dann Arzt wurde und später doch wieder etwas anderes wollte. Dagegen ist man wohl nicht gefeit. Meine Mutter lernte Damenschneiderin, wollte aber eigentlich Krankenschwester werden.
Jura und Computerfachkenntnisse wären gute Grundlagen für weitere Berufsmöglichkeiten. Da mein Neffe ein guter Zeichner ist, wäre natürlich auch eine Kunstgewerbeschule eine gute Grundlage.
Mal sehen, wie sich seine Motivationen entwickeln, er ist ja auch erst 13 und noch ziemlich kindlich. Wär aber gut, wenn ihn etwas ziehen könnte, er motivierter wäre, für die Schule zu lernen. Eine Berufung wäre hilfreich, vielleicht auch nur als vorübergehende Krücke.
Praktika sind immer echt hilfreich bei der Orientierung, gerade, wenn es um "Traumberufe" geht, die sich gelegentlich im wirklichen Leben etwas anders darstellen als in der Wunschvorstellung.
Zitat von AbraxasGerade das Beispiel mit Ärzten zeigt für mich, dass viele Menschen ihren Beruf verfehlt haben, weil sie nicht ihrer wahren Berufung gefolgt sind.
Liegt ja schon im Wortstamm verborgen: Beruf - Berufung.
Jeder sollte im Idealfall genau den Beruf ausüben, zu dem er berufen ist, d.h. bestens geeignet ist und auch Spaß und Lebenserfüllung bringt.
Dann ist die Arbeit nicht nur ein "notwendiges Übel", sondern auch eine sinnerfüllende Lebensaufgabe.
hm, ein Blick auf die Worte: wenn Beruf=Berufung ist und dann ist es optimal dargestellt im Leben, dann hat Gott ein Wort zuviel erfunden. Berufung ist etwas, das einem geschieht, während des Lebens. Da wird man berufen. Als Kind hat man Talent, allenfalls die Eltern können es so formulieren, daß das Kind zu etwas berufen sei. Die Berufswahl sollte in der Lage sein, das Talent des Kindes zu entwickeln.
sehr selten habe ich jemanden getroffen, der beruflich wirklich das ausübte, was er ausüben wollte, bzw. lernen wollte, "sein" wollte. Es gab viele Gründe die davon ablenkten. Erst sich nicht entscheiden können "was soll´s sein?", Dann entschieden werden "Der Vater ... die Mutter hat gesagt, Du wirst ...!", "Der Karl-Heinz von neben an, der hat da auch ne Stelle bekommen ...", "Dein Vater hat in dem Betrieb auch schon gearbeitet ... ", "Du brauchst keinen Beruf, Du heiratest mal ...", "Wir hatten kein Geld, da musste ich Zuhause mitverdienen ...", "Dann war plötzlich meine Tochter da ...", etc. Nach dreißig Berufsjahren, hatten sich die damaligen Gründe geändert ... auf die Frage "Und wie ist es jetzt?", keine Vorstellung mehr, Schulter zucken, oder "zu alt zum lernen", "körperliche gebrächen", "Alleinstehend", "Wo für?", "Ja man müsste ... ", "Rente, reisen, Briefmarken, Münzen, Enkel ...", ...
Jemandem treffen, ein VOR-Bild, dem man glaubt und respektiert, der überzeugend sagt "Das ist Deine Berufung und unterstützt". Ein Pate, ein Ziehvater, hmmm ...
Sich einrichten in das was ist ... "Schuster bleib bei Deinen Leisten" ... nicht mehr wollen ... oft ein Altruismus der die Selbstlüge per se ist.
Gibt es da eine Bestimmung? Was ist meine Bestimmung?
... in den Zusammenhang fällt mir noch das "Drama des begabten Kindes" ein, treffe ich durchaus nicht selten an, bin ich auch nicht ganz frei davon; zu viele unterschiedliche Interessen und Begabungen, um sie in einem Beruf unter zu bringen. Für Karriere sehr hinderlich, da das Ziel keine Position ist, sondern ein Erkenntnisvorgang. Macht zwar nicht abgesichert, es wird aber auch nie langweilig und bleibt immer eine Herausforderung, die Freude macht.