Zitat von AstroharryAber da Andreae sich nicht nur niemals zu der Fama und der Confessio bekannt, wohl aber sie oft als verwerfliche ludibria bezeichnet hat, so ist doch noch wahrscheinlicher, daß er in der ganzen Mystifikation, von deren Entstehungsart etwa im Tübinger Stift er immerhin Mitwissenschaft gehabt haben kann, bloß das, was er darin billigen konnte, die Einladung zu einer christlichen Gesellschaft, von der Fiktion dabei unterschieden habe, aber nicht selbst der Urheber des Ganzen gewesen sei. -------------------------------------------------------------------------------- Zitat aus http://home.arcor.de/ustark/giengen/portrait/andr_jv.htm [Allg. Deutsche Biographie, Leipzig, 1875]
Wenn man seine damalige Stellung berücksichtigt, ist es vollkommen logisch, dass sich Andreae besser nicht als ihr Urheber bekannte. Dass er von "ludibria" schrieb, heißt für mich völlig unmissverständlich: Das war eine "verspielte Jugendsünde" dichterischer Theologiestudenten.
Zitat von AstroharryZitat:-------------------------------------------------------------------------------- Den Reigen eröffnete R. Kienasts Arbeit über „Johann Valentin Andreae und die vier echten Rosenkreuzer-Schriften“. [...]Da sich Andreae als Verfasser der „Chymischen Hochzeit“ selbst bekannt hat, so handelte es sich hier nur darum, aus Sprache und Stil seiner übrigen anerkannten Schriften diese These zu erhärten. Die zu diesem Zweck angestellte Untersuchung ist, soweit ein Nicht-Germanist das beurteilen darf, einwandfrei geführt und wirft sicher auch über ihren nächs-ten Zweck hinaus beachtendwerte Ergebnisse sprachlicher Art ab. Weitergehend aber glaubt nun Kienast sagen zu dürfen, dass Stil und Sprache von „Fama“ und „Confessio“ zwar oberdeutsche, speziell schwäbische Besonderheiten aufzeigen, dass sie sich aber von der „Chymischen Hoch-zeit“ und allen anderen Andreaeschen Werken so stark unterscheiden, dass von Identität des Verfassers nicht die Rede sein kann. Die „Fama“, meint Kienast, stammt vielleicht von einem älteren Mitglied der Tübinger Genossenschaft, dessen Person nicht mehr zu ermitteln ist, die Confessio sei von Besold gegen Ende 1614 verfasst worden, von jenem älteren Freunde Andreaes, der auch die Generalreformation aus Boccalinis „Raggugli di Par-nasso“ übersetzte. -------------------------------------------------------------------------------- http://www.lohengrin-verlag.de/Rosenkreutz/Rosenkreuzer.htm Gustav Krüger
Seine Chymische Hochzeit wurde ernst genommen. Die nicht von ihm stammenden Folgeschriften illustrieren es. Umberto Eco schrieb über dieses Phänomen einen modernen Okkultistenroman. Das Foucaultsche Pendel.
Friede sei mit dir!
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In Antwort auf:Wenn man seine damalige Stellung berücksichtigt, ist es vollkommen logisch, dass sich Andreae besser nicht als ihr Urheber bekannte. Dass er von "ludibria" schrieb, heißt für mich völlig unmissverständlich: Das war eine "verspielte Jugendsünde" dichterischer Theologiestudenten.
Das ist nach den angegeben Zitaten falsch, denn danach war Besold der Urheber dieser Schriften und der war Professor einer Uni. So stellt sich leider die Aktenlage dar, die ich akzeptieren muss, solange ich nicht mehr weis. Das Wort "ludibria" kann ich leider nicht mit einem Mann wie Besold in Zusammenhang bringen, zumal alle Beteiligten, wie Du ja schreibst, ihre Stellung riskiert haben und Männer in angesehener Stellung waren. Andreae hatte zuvor geheiratet und hätte seine Existenz aufs Spiel gesetzt und das alles weil sie sich eine Jux machen wollten? Sehr unglaubhaft...
Nun sollten wir einfach mal aus der umstrittenen Schrift "Chymische hochzeit" etwas zitieren um uns ein Bild zu machen. Wir diskutieren hier andauernd über des Kaisers Bart. Lasst uns doch mal konkret werden. FIST, wo bist Du? Wir brauchen dich jetzt
Die Chymische Hochzeit kann man hier (Tag 1/7) nachlesen.
Den 12 Körben wieder mal Dank...
Zitat von Die Chymische HochzeitDas Erste Buch Dies I. (Erster Tag)
An einem Abend vor dem Ostertag saß ich an einem Tisch, und wie ich mich meiner gewonheit nach mit meinem Schöpffer in meinem demütigen Gebett gnugsam ersprachet: Und vielen grossen Geheimnussen: (deren mich der Vatter deß Liechts seine Majestät nit wenig sehen lassen) nachgedacht.
Auch nuhn mir mit meinem lieben Osterlämblein ein ohngesäurt, unbeflecktes Küchlein in meinem Hertzen zubereitten wöllen, kommet einsmals ein solcher grausamer Wind daher, das ich nit anders meinte, dann es wurde der Berg, darein mein Häußlein gegraben, vor grossem gewalt zerspringen müssen.
Weil mir aber solches und dergleichen an dem Teuffel (der mir manch leyds gethan) nit an that, fasset ich einen muth und blieb in meiner Meditation, biß mich wider mein gewonheit jemand auff den Rucken anreget, darvon ich dermassen erschrocken, das ich mich kaum umbsehen dörffen, noch stellet ich mich so frewdig, als Menschliche schwachheit zu dergleichen sachen sein kan.
Und wie mich solch ding zu etlich mahlen beim Rock zupffet, sihe ich hinumb, da war es ein schön herrlich Weibsbild, deren Kleid gantz blaw und mit gulden Sternen wie der Himmel zierlich versetzt gewesen.
In der rechten Hand trug sie ein gantz guldin Posaun, daran ein Nam gestochen gewest, den ich wol lesen kund, mir aber nochmahlen zu offenbaren verbotten worden: In der lincken Hand hatte sie ein grosses büschel Brieff von allerley sprachen, die sie (wie ich hernach erfahren) in alle Land tragen muste: Sie hatte aber auch Flügel, grosse und schön, voller Augen durch und durch, mit denen sie sich auffschwingen und schneller dann kein Adler fliegen kundt. (...)
In Antwort auf:Umberto Eco schrieb über dieses Phänomen einen modernen Okkultistenroman. Das Foucaultsche Pendel.
Ach ja, der Eco, aber wo er recht hat, hat er recht, und dass er sich mit Geschichte auskennt, hat er auch genug bewiesen
Also, wo macht sich die Chymische Hochzeit über die Alchemie lustig
Also: Die Anwärter werden gewogen - und viele sogenannte Weise versuchen ein Buch zu verstecken um schwerer zu sein, und sie alle fliegen mit Bausch und Bogen davon - ja noch mehr, weil sie gelogen haben, werden sie eingekerkert und werden dann am letzten Tag gerichtet und nicht wenige von ihnen Hingerichtet - andere Nackt in die Welt gejagt, oder Ausgepeitscht.. (die Bücher mit denen sie sich versuchten Schwerer zumachen waren natürlich Alchemistische Bücher ;) )
interessant aber wirds auf der Insel, wo man das Königspaar wiederbeleben soll... die Alchemisten sind froh am Werk, und bekommen nicht mit, dass Gott ins Geschehen eingreift und das Wirken der Alchemisten nur dazu dient, die alchemisten Abzulenken. Und dann werden ein paar wenige von der Chymisten Gruppe ausgesondern, wobei Rosenkreutz natürlich zu den Ausgesonderten gehöhrt, vom obersten Zimmer des Turmes, wo das Königspaar wiederbelebt wird (wobei Rosenkreutz natürlich wieder sieht, dass Gottes Eingreifen die Seelen zurückbringt, und nicht das Chymistenwerk), beobachtet Rosenkreutz die andere Gruppe, die verzweifelt versucht Gold herzustellen
aus der Chymischen, Tag 6
In Antwort auf:Hie hatten wir unsern Gesellen ein weil durch etliche gemachte Spält zuzusehen, die waren nun auch ob einem Offen geflissen, und muste jeder mit einem Rohr selbsten das Fewr auffblasen, stunden also herumb blasend, daß ihnen der Athem möchte außgangen sein, noch meineten sie wunder, wiewol sie für uns daran wären
In Antwort auf:Hie muß ich den Leser warnen, daß er diese Liechter nit für notwendig achte, dann es war deß Alten Intent allein dahin, daß wir nit mercken solten, wann die Seel in sie fuhre, wie wirs dann auch nit gemerckt hetten, wa ich die Flammen nit zuvor zweymalen gesehen hätte, doch ließ ich die andere Drey auff dem Glauben bleiben, so wuste der Alte auch nit, daß ich etwas mehrers gesehen.
Aber der grösste Spott, den sich Andreae gönnt sind die geheimnissvollen Siguls und Zeichen, die natürlich der Entschlüsselung harren :D :D :D
da der Spott in der Fama und in der Chymischen den Gleichen Ton hat, kann man auch die gleiche Urheberschaft annehmen
Hi Rosy
dann ist die Webbibliothek ziemlich schlecht sortiert
Ansonsten hat Penta schon alles gesagt, oder zumindest Umberto Eco, der dem Rosenkreuzerhype ziemlich auf den Grund geht, nur dass er die Geschichte in die Gegenwart versetzt - aber ansonsten - Deckungsgleich.
Zitat von Astroharry Das Wort "ludibria" kann ich leider nicht mit einem Mann wie Besold in Zusammenhang bringen, zumal alle Beteiligten, wie Du ja schreibst, ihre Stellung riskiert haben und Männer in angesehener Stellung waren. Andreae hatte zuvor geheiratet und hätte seine Existenz aufs Spiel gesetzt und das alles weil sie sich eine Jux machen wollten? Sehr unglaubhaft...
Gruß Willibald
Mich interessiert in diesem Faden zunächst die Chymische Hochzeit. Die ist klar von Andreae, wenn ich die Quellenlage richtig beurteile. Aber deine Frage zur Schreibmotivation nur mit Kreativität eines genialen Studenten zu erklären, wird diesem allein in literarischer Hinsicht magischen Text nicht gerecht. Heute würde man einen solchen Roman zur Phantastik rechnen. Oder zur Fantasyliteratur. Wie Cervantes damals moderne Ritterromane las und auf den Gedanken kam, einen Ritter zu beschreiben, der über solcher Lektüre den Verstand verlor, muss Andreae bei Lektüre alchemistischer Schriften, von denen zur damaligen Zeit etliche unter Gebildeten im Umlauf waren und teilweise erheblich teuer bezahlt wurden, zu einem alchemistischen Roman inspiriert worden sein. Wie es aussieht, hatte Andreae als Theologe sehr gut begriffen, dass die Königliche Kunst eine sakrale Wissenschaft war, ihre Bildersprache trotz chemischer Umsetzung mythischer, magischer und tiefreligiöser Natur waren. Sie nutzte er in mythischen Bildern, tauchte tief in die poetische Palette alchemistischer Bilder und Prozeduren. Dies verband er mit dem Rittertum, dem Einweihungsroman, dem Archetyp der Weisheit, alchemistischer und protestantischer Symbolik. Ein großer Roman. Sogar ein inspirierter Roman. Nachweise, dass dieser Text gattungsmäßig der sogen. prophetischen Tradition zuzurechnen ist, was seine lit. Stilmittel angeht, sind kinderleicht. Als noch zu seinen Lebzeiten unter Gebildeten in Europa eine Rosenkreuzerhysterie ausbrach, war Andreae aus verständlichen Gründen unangenehm berührt. Ecos F. Pendel verfolgt diese Erfahrung auf einer anderen Ebene.
Friede sei mit dir!
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Also zunächst konnten wir klären, dass die Chymische Hochzeit wohl von Andreae stammt, nicht aber die Rosenkreuzerischen Manifeste und dass letztere wohl kaum als Jugendscherz aufzufassen sein können, denn alle Beteiligten hatten hohe gesellschaftliche Positionen inne.
Was die Chymische Hochzeit angeht, weis ich jetzt was gemeint ist, wenn von Spott die Rede ist. Dazu möchte ich anmerken:
In den alchemistischen Werken, die ich bisher gelesen habe, geht es immer darum, den Stein der Weisen herzustellen und man findet immer die Warnung, die Alchemie nicht wörtlich zu nehmen. So z.B. im - Rosarium Philosophorum um 1550 - Welling von, Georgii: Mago-Cabalisticum et Theosophicum. um ca. 1650 - Oetinger, Friedrich, C.: Die Metaphysik in Connexion mit der Chemie, 1770. - Sincerus, Renato : Die wahrhafte und vollkommene Bereitung des Philosophischen Steins / der Bruderschafft aus dem Orden des Güldenen- und Rosen-Kreuzes. 1714. - Basil Valentine Von der großen Heimlichkeit der Welt - Basil Valentine Zwölf Schlüssel zum Stein der Weisen - Des Hermes Trismegistis wahrer alter Naturweg - Lied von dem neugebohrenen Chymischen König
Die meisten Anweisungen zur Herstellung des Steins der Weisen sind abstrus und undurchführbar und das ist, soweit ich das aufgrund der konsumierten Literatur beurteilen kann, von den Autoren beabsichtigt. Im Rosarium steht explizit, dass die Texte verschlüsselt sind und mit viel Blendwerk versehen wurden.
Der Stein der Weisen ist eine Allegorie, das ist vollkommen klar und alle die "Substanzen" die man dafür benötigt, haben den Beinamen "Philosophisch", also der philosophische Sulphur, der philosophische Merkur, das philosophische Gold usw. Die letzte Phase der Herstellung wird allegorisiert durch eine Vereinigung, der zwei Geschlechter in Form einer Hochzeit. Diese wird oft sehr drastisch geschildert und oft verwechselt mit sexualmagischen Riten, wären da nich immer deutliche Hinweise auf visionäre Erlebnisse.
Dass sich der weg zum Stein auf den Menschen selbst bezieht muss ich nicht extra zu betonen. Es scheint klar zu sein.
Es gibt tausende von Decknamen, die ich allerdings für bildhafte Allegorien halte mit denen Dinge zum Ausdruck kommen, die nicht anders mitteilbar sind, weil unsere Sprache keine Worte dafür kennt.
Das letzte Ziel ist die Vereinigung, die Hochzeit. Insofern befindet sich die Chymische Hochzeit in zahlreicher Gesellschaft. Wobei ich gestehen muss, dass ich ausgerechnet die Chymische Hochzeit noch nicht ganz gelesen habe. Grund ist: Sie ist mir zu verschlüsselt, andere Werke sind da wesentlich klarer. Aber wie gesagt ein endgültiges Urteil maße ich mir nicht an.
Einer der immer sichtbar um Worte gerungen hat, war Jakob Böhme. Er schafft eine eigene Sprache mit der er seine Visionen mitteilen konnte. Z.B. in "Aurora oder die Morgenröte im Aufgang". Die Sammlung "Geheime Figuren der RC" zeugt davon, dass es eine rosenkreuzerische Symbolsprache gab. Das kann so einmal festgstellt werden und gründet auf der Kenntnis des o.a. Werks. Dass Böhme sich in dieser Sprache bewegt hat ist auch klar, wenn man beides kennt. Dass diese Symbolsprache nur ein Ziel kennt, nämlich die Herstellung des Steins kann aus o.a. Sammlung ersehen werden.
Ein wetrvoller Schlüssel zum Verständnis der Alchemie ist das folgende Werk: Hartmann, Franz: Theophrastus Paracelsus von Hohenheim : Grundriss der Lehren. Sonderdruck. (Gesellschaft für Salzburger Landeskunde : Mitteilungen. Bd. XXXIV) Calw(Württ.) : Schatzkammer, ca. 1980.
Auch und vor allem: Jung, Carl G.: Psychologie und Alchemie. 2. Aufl. Zürich : Rascher, 1952
Jung stellte fest, dass viele seiner Patientn in alchemistischen Symbolen träumen. Sein Werk ist bezüglich der Universalität alchemistischer Symbole eminent wichtig. Es zeigt, dass die Alchemie universelle Glyphen verwendete, die in uns allen verborgen liegen. Diese Glyphen sind desshalb universell, da sie unabhängig von Bildung und Kultur im Unbewußten der Menschheit verankert sind.
Dies ist also keinesfalls eine persönliche Meinung von mir, sonder durch C.G. Jung wissenschaftlich belegt. Die Rosenkreuzer äußern sich überwiegend in alchemistischen Glyphen und verbinden gleichzeitig die zentralen Begriffe der Alchemi mit Christus, als koskische Kraft.